S&E Glossary

Luftumspülte Holzbauteile und der Verlauf des Baugeschehens Ein über Jahrhunderte bewährtes System der Verbindung zwischen Außenmauerwerk und Holzbauteilen ist die luftumspülte Einbausituation. Veränderungen der Wohn- ansprüche und des Nutzungsverhaltens der Bewohner in den letzten Jahrzehnten führten zwangsläufig zu Veränderungen des Wohnraumklimas. Zusätzlich lassen neue Baustoffe und technische Möglich- keiten die Diskussion der luftumspülten Einbausituation immer wieder aufkeimen. In den aktuellen Regelwerken der DIN 68800 Teil 2 und dem WTA-Merkblatt MB E-8-14 wird dazu wie folgt Stellung genommen: 9.2 Auflagerung der Balkenköpfe von Holzbal- kendecken in Außenwänden aus Mauerwerk oder Stahlbeton „Balkenköpfe von Holzbalkendecken in Außen- wänden aus Mauerwerk oder Stahlbeton sind der Gebrauchsklasse GK0 zuzuordnen, wenn durch bauliche Maßnahmen dafür gesorgt wird, dass im Bereich der Balkenköpfe keine unzu- trägliche Erhöhung des Feuchtegehaltes durch Tauwasserbildung oder andere Einflussfaktoren auftreten kann, z. B. durch zusätzliche außen liegende Wärmedämmschicht.“ aus Kommentar zur DIN 68800 Teil 2, Seite 142. 5.2 Konstruktive Hinweise „Grundsätzlich ist sicherzustellen, dass die Außenwand gebrauchstauglich trocken ist (s. WTA-Merkblatt 4-5, Tabelle7). Bei großer Durchfeuchtung kann eine technische Mauer- werkstrocknung notwendig werden. Freigelegte Balkenköpfe sind so einzumauern, dass an den Balkenflanken, der Balkenober- seite und dem Hirnholz kein Kontakt zum Mörtel besteht. Vor dem Hirnholz sollte ein Hohlraum von 20 bis 30mm zum Mauerwerk belassen werden.“ aus WTA-Merkblatt MB E-8-14, Seite 9. Bei genauerer Betrachtung der Regelwerke (Kommentar der DIN und weitere Ausführungen im WTA-Merkblatt) ist zu erkennen, dass der Be- griff „luftumspült“ zweierlei Bedeutungen hat. Einerseits handelt es sich um eine im wahrsten Sinne des Wortes luftumspülte Einbausituation von Holzbauteilen. Dabei kann Luft konvektiv um das Holzbauteil geführt werden. Dies ist in der Regel unproblematisch an Bauteilen, bei der die Luft und die Bauteiltemperatur annähernd gleich sind. Demzufolge ist die Taupunktgefahr auch drastisch reduziert. Beispielsweise findet man solche Situationen an frei liegenden Balken- köpfen und Fußpfetten zum nicht ausgebauten Dachgeschoss sowie an unbeheizten landwirt- schaftlichen Gebäuden, Garagen und Sakralbauten (Bild 1) oder an Außenwänden mit Wärmedämm- Verbund-Systemen. Die zweite Form des luftumspülten Einbaus sollte nur im übertragenen Wortsinn betrachtet werden. Hierbei handelt es sich um eine Luftka- verne, in der keine Luftbewegung (Konvektion) stattfindet. Die entscheidende Bedeutung dieser Einbausituation liegt darin, dass das Holzbauteil kapillar vom (möglichen) feuchten Mauerwerk abgekoppelt wird. Nun könnte man diesen Effekt auch durch Sperrbahnen (Bitumenbahnen, Folien etc.) erreichen, indem man die Holzbauteile all- seitig einpackt. Diese Variante birgt jedoch einen entscheidenden Nachteil. Im Falle der Havarie wird eine Befeuchtung nicht verhindert, jedoch der Austrocknungsprozess entscheidend behin- dert (Bild 2). Auch eine technische Trocknung versagt in diesem Fall. Bleibt der Balkenkopf allseitig frei in einer Mauernische mit einem allseitigen Hohlraum von ca. 1 bis 3 cm liegen, so ist im Havariefall eine schnellere Austrocknung gegeben (Bild 3). Unter Bauphysikern und Praktikern besteht mehrheitlich eine Akzeptanz dahingehend, dass ein Verschluss des Lufthohlraums am Balkenkopf zur Umgebungsluft (Wohnraum, Deckenhohlraum) erfolgen soll. Im zuvor genannten WTA-Merkblatt wird unter Punkt 5.2 beschrieben, wie dies bei- spielsweise erfolgen kann: „Um Konvektionsströme warmer Raumluft in die Fugen und Hohlräume des Balkenauflagers zu verhindern, sind die Balkenköpfe auf der Raumseite konvektionshemmend anzuschließen. Das kann z. B. durch Einbau vorkomprimierter Dichtungsbänder oder Mörtelverstrich auf Hin- terstopfung erfolgen. Größere Trocknungsrisse im Holz sind ebenfalls satt auszufüllen. Haar- risse und feine Risse im Bauholz führen unter üblichen Nutzungsbedingungen nicht zu nen- nenswerten Konvektionsströmungen. Konvekti- onsdichte Anschlüsse sind zur Vermeidung von kritischen Feuchteeinträgen in den Balkenkopf- bereich erfahrungsgemäß nicht notwendig.“ aus WTA-Merkblatt MB E-8-14, Seite 9. Diese Aussage steht im Widerspruch zum Kommentar der DIN68800 Teil 2 auf Seite 142, dritter Anstrich. Bei Neubauten mit Holzbalken- auflagern wird im Kommentar empfohlen, um „eine unzulässige Befeuchtung der Balkenköpfe auf Dauer“ zu verhindern, die Lufthohlräume von Balkenkopfauflagerbereich und Deckenbe- reich miteinander zu verbinden. Begründet wird dies mit der Abführung der hohen Luftfeuchte um den Balkenkopf, die bei einer feuchten Neu- bauwand durchaus vorhanden sein kann. Dabei wird jedoch missachtet, dass die sogenannte Es schreibt für Sie: Dipl.-Ing. Ekkehard Flohr Fachbereichsleiter Holzschutz An der Hohen Lache 6 · 06846 Dessau Telefon: (0340) 6611884 Telefax: (0340) 6611885 E-Mail: flohr@dhbv.de Fachbereiche Holzschutz 1 2

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