S&E Glossary
„Fachgerecht Sanieren ohne Desinfektionsmittel!“: „Für eine fachgerechte Sanierung bei Schim- melpilzbefall in Wohnungen, Büros und anderen regelmäßig genutzten Räumen, sind keine Des- infektionsmittel nötig – sie stellen sogar ein Ge- tionsverschleppung in andere Teilbereiche des Objektes. Auch nach der Bearbeitung der Holz- konstruktion mit fräs- oder hobelartigen Werk- zeugen sollte nach der durchzuführenden Fein- reinigung ein Sporenbinder aufgetragen werden, da nicht gewährleistet werden kann, dass alle befallenen Teilbereiche (Eckbereiche und Kno- tenpunkte) komplett erfasst wurden. Das be- deutet, dass auch nach der Feinreinigung ein Sporenbinder zum dauerhaften Verbleib auf dem Dachstuhl empfohlen wird. Auch hier wurden vom Autor gute Erfahrungen mit dem Sporenbinder „Wasserglas“ bzw. „Kieselsäure“ gemacht, da die visuelle und technische Einflussnahme auf die Holzkonstruktion gering sind und die Ein- flussnahme auf den Brandschutz als positiv zu bezeichnen ist. Auch hier sollte der Dachstuhl nach einer solchen dauerhaften Beaufschlagung mit einem Sporenbinder entsprechend gekenn- zeichnet werden. Häufig werden, anstatt Unterspannbahnen, auch Hartfaser- oder mitteldichte Faserplatten auf die Sparren montiert. Diese weisen eine hohe Schimmelpilzneigung auf. Ist es zu einem Schim- melpilzbefall auf diesen Holzfaserplatten gekom- men, müssen die Platten ausgetauscht werden. Eine sonstige chemische Intervention, die zu einer dauerhaften Verringerung der Schimmel- pilzkonzentration in der Raumluft führt, ist bis heute nicht nachgewiesen. Die chemische Ein- flussnahme wird in keinem der heute gültigen Regelwerke empfohlen. Aus diesem Grund ent- spricht eine Desinfektion mit Schimmel-Ex oder sonstigen Produkten nicht den Regeln der Tech- nik. Es wird aus diesem Grund auch dringend von dieser Vorgehensweise abgeraten. Des Weiteren ist die Presseinformation des Umweltbundesamtes aus dem Jahre 2009 entsprechend zu würdigen. Hier heißt es zum Thema „Schimmelbefall in der Wohnung“, das Umweltbundesamt empfiehlt: Schimmelpilz auf den Sparren. Die Dachschalung ist nicht befallen, da zu feucht. sundheitsrisiko dar. Bei Schimmelsanierungen in der Praxis kommen chemische Desinfektionsmit- tel immer häufiger zum Einsatz, um das Problem vermeintlich rasch aus der Welt zu schaffen. Die verwendeten Desinfektionsmittel lösen aber nicht das Problem und können darüber hinaus zu ge- sundheitlichen Beschwerden bei den Bewohnern führen, oder unerwünschte Folgen, wie monate- lange Geruchsbelästigung, haben. Feuchteschäden mit Schimmelpilzwachstum können nachweislich zu Gesundheitsproblemen führen. Daher empfiehlt das Umweltbundesamt (UBA) eine fachgerechte Sanierung: Das umfasst die Be- seitigung der Ursachen, die zum Feuchteschaden und damit zum Schimmelpilzwachstum führten, die Reinigung von mit Schimmelpilz befallenen Materialien, wo dies nicht möglich ist, deren Entfernung sowie eine abschließende Feinrei- nigung der ganzen Wohnung, um noch vorhan- dene Schimmelpilzsporen zu beseitigen. Während der Arbeiten sind Maßnahmen zum Schutz der Bewohner und der Arbeiter durch „Abschotten“ der befallenen Bereiche und dem Tragen eines Mundschutzes und Handschuhen zu ergreifen.“ Fazit Die Schimmelpilzschäden in Dachstühlen stellen ein immer größeres Problem dar. Eine fachgerechte Sanierung heißt nicht immer den gesamten Dachstuhl auszutauschen. Eine fach- gerechte Sanierung ist auch dann möglich, wenn die befallene Holzoberfläche der Konstruktion 0,1–0,3mm – je nach Tiefe des Befalls – ab- getragen wird. Vor und nach dem Abtrag der schimmelpilzbefallenen Oberflächen wird es für notwendig erachtet einen Sporenbinder aufzu- tragen. Eine chemische Intervention entspricht nicht den anerkannten Regeln der Technik und birgt gesundheitliche Gefahren. Auch eine nach- haltige Reduzierung von mikrobiellen Partikeln in der Raumatmosphäre wird durch eine Desin- fektion nicht erreicht. Fachbereiche Schimmelpilze Ausgeprägter Schimmelpilzbefall auf einer Holzfaserplatte. Schützen & Erhalten · Juni 2012 · Seite 26
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