S&E Glossary
Fachbereiche Sachverständige Als langjähriger Leser von „Schützen & Er- halten“ verfolge ich mit großem Interesse Be- richte aus der Praxis. Besonders interessieren mich die unterschiedlichen Verfahrensweisen bei der Sanierung von Hausschwamm. Mit der neuen DIN 68 800 wird auch die Heißluftanwen- dung für die Bekämpfung von Hausschwamm als Sonderverfahren zugelassen. Daraus ergeben sich in Zukunft für die Praxis einige neue Aspekte, wie ein Hausschwammbefall zu beurteilen ist. Wird ein Hausschwammbefall vorgefunden und sind keine Bohrlöcher in der Wand zu erken- nen, dann besteht der Verdacht, dass der Haus- schwamm nicht bekämpft wurde. Sind die Wände trocken, wo dieser Hausschwamm vorgefunden wird, dann wird häufig über die Trockenstarre dieses Pilzes argumentiert, dass niemand sicher sein kann, dass dieser Hausschwamm nicht mehr aktiv ist. Trotzdem wird es in Zukunft einiger Unterscheidungsmerkmale bedürfen, um fest- zustellen, ob der vorgefundene Hausschwamm vielleicht durch eine Heißluftanwendung abge- tötet wurde. Nach DIN ist eine solche Bekämp- fung in Zukunft möglich. Dieser Frage müssen sich nicht nur die Sach- verständigen stellen, sondern auch die Verarbei- ter. Da nach der neuen DIN 68 800 eine Gütesi- cherung nach der Sanierung gefordert wird, wird der Verarbeiter danach beurteilt werden können, ob er einen bereits mit Heißluft abgetöteten Hausschwamm wieder chemisch bekämpft hat. Deshalb ist es notwendig, dass aus der Praxis heraus Entscheidungsmerkmale gefunden wer- den, um einen Hausschwammbefall besser ein- gruppieren zu können. Die banale Frage lautet einfach: lebt der Schwamm noch oder ist er tot? Aus meiner Praxis kann ich berichten, dass in einigen Wänden aus Ziegelsteinen mit einer Dicke unter 40 cm Hausschwammvorkommen vorhanden sind, wo kein zusammenhängendes Geflecht mehr zu erkennen ist. In einzelnen Fu- gen sind noch Myzelreste zu sehen, das Mauer- werk ist trocken, das eingelegte Holz ist eben- falls trocken und auch hier ist kein zusammen- Joachim Wießner, von der Handwerksammer Oldenburg öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Holzschutz Telefon (04472) 94840, E-Mail: info@jochenwiessner.de Zur Diskussion… Mit diesem neuen Forum bieten wir den Mitgliedern des DHBV-Fachbereichs Sach- verständige eine Plattform, um sich mit Fachartikeln einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Dieses Forum bietet die Möglichkeit Ideen und Lösungen vorzustellen, die sich vom Alltäglichen unterscheiden. Gleichzeitig wird in die- sem Forum die Möglichkeit gegeben, zu den Fachartikeln Stellung zu beziehen und hierüber zu diskutieren. All dieses nicht in den schnellen und teilweise als oberflächig empfundenen Plattformen der „Social Networks“ des Internets, sondern mit ausreichend verfügbarer Zeit für die Formulierung der Antworten. Hier ist ein Zeitraum von zwei Monaten zwischen zwei Ausgaben von „Schützen & Erhalten“ vorgesehen. Trauen Sie sich… Schreiben Sie … Diskutieren Sie… Gibt es einen abgestorbenen Hausschwamm in Gebäuden? hängendes Geflecht mehr zu erkennen (Foto: Hausschwamm Balken). In Verbindung mit der Gesamtsituation im Gebäude habe ich dann schon öfter beurteilt, dass dieser Schwamm nicht mehr aktiv ist und dort die klassische Bekämpfung auch bei der Wiederverwendung von Holz nicht mehr erforderlich ist. Meine Sa- nierungsvorschläge beschränken sich dann im Allgemeinen auf einen Schutz der Mauerauf- lage, praktisch gesehen durch Besprühen mit Schwammsperrmittel, aber auch nur im Aufla- gebereich des Holzes, vorher einer gründlichen Reinigung und anschließend das Einbringen von imprägnierten Holzbalken. Nach diesem System handele ich als Gutachter seit ca. 20 Jahren bei entsprechenden Befunden, Probleme habe ich bisher nicht gehabt. Vielleicht noch ein Beispiel: In einer Holz- balkendecke ist der Hausschwamm gewachsen. Er sitzt an der Unterseite der Dielung. Ich habe einen Teil der Dielung weggenommen und das Hausschwammgeflecht haftete gar nicht mehr an dem Holz, sondern blieb ohne irgendeine Veränderung starr in der ursprünglichen Posi- tion (Foto: Hausschwamm Dielung). Das Holz war trocken und die Schüttung war trocken. Der Wandanschluss für die Deckenbalkenlage war ebenfalls trocken. In solchen Fällen habe ich den Schwamm als tot beurteilt und keine Bohr- lochtränkung in der Wand durchführen lassen. Selbst die Deckenbalken, die letztendlich nur Geflecht an der Oberseite aufwiesen und bei der Bohrwiderstandsmessung keinen Festigkeitsver- lust zeigten, habe ich in solchen Fällen beibe- halten. Vorausgesetzt natürlich, dass die Wand- auflage in Ordnung war. Zugegeben, eine solche Konstellation ist äußerst selten aber sie gibt es. Auch hier habe ich bisher nie etwas gemeldet bekommen, dass mein Sanierungsvorschlag nicht funktioniert hat. Ich bin gespannt, ob es noch mehr Kollegen oder Verarbeiter gibt, die sich mit dieser Proble- matik schon auseinandergesetzt haben und zu welchen Ergebnissen sie gekommen sind. Oben: Hausschwammbefall am Holzbalken. Links: Hausschwamm an der Unterseite der Dielung.
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