S&E Glossary
Schützen & Erhalten · März 2011 · Seite 19 Im vorliegenden Fallbeispiel hatte ein vom Gericht beauftragter Gutachter die regelkonforme Ausführung einer nachträglichen Innenabdich- tung auf einer Stahlbetonwand zu bewerten. Er kam zu dem Schluss, dass die Innenabdichtung Mängel behaftet war, da die Messwerte (Kapa- zitives Messverfahren, Kugelkopf) den betrof- fenen Wandabschnitt mit Messwerten über 110 Digits als Feucht bis Nass deklarierten. Da hier offensichtlich Fehler gemacht werden und immer wieder in Sachverständigengutachten einfließen, soll hier auf die Problematik bei Feuchtigkeits- messgeräten nach dem kapazitiven Messverfah- ren (Kugelkopf) eingegangen werden. Grundsätzlich ist das kapazitive Verfahren für Stahlbeton, mit einer Innenabdichtung, kein geeignetes Verfahren, um Feuchtigkeit quanti- tativ nachzuweisen. Hierzu führt das Fachbuch „Mauerwerkstro- ckenlegung und Kellersanierung“, von Herrn Frank Frössel, Verlag Frauenhofer IRB-Verlag, aus dem Jahr 2001, auf Seite 87, folgendes aus: „Da der Salzgehalt eines Bauteils starken Schwankungen unterliegen kann, ist eine sichere Aussage über den Feuchtegehalt eines Baustof- fes kaum möglich. Weitere Fehler können durch Übergangswi- derstände bei unebenen Oberflächen auftreten. Deshalb eignet sich diese Methode nur für orientieren- de Messungen, und eine Aus- sage über den quantitativen Feuchtegehalt der Baustoffe ist nicht möglich.“ Das Handbuch der Bau- werkstrocknung, in der 2. überarbeiteten Auflage, eben- falls des Frauenhofer IRB- Verlages, führt u.a. zu der kapazitiven Messmethode folgendes aus: „Um das Gerät sinnvoll einzusetzen, sucht man eine trockene Oberfläche, misst dort und nimmt die- sen Wert zum Vergleich mit der feuchten Stelle. Auf einer Wand kann man z.B. ein Raster aus Messpunkten untersuchen, indem man die Elek- trode im Abstand von 1 m in vier unterschiedli- che Höhen (30 cm über dem Boden, 30 cm un- ter der Decke und zweimal dazwischen) auf der Wand aufsetzt. Zeigen sich im unteren Bereich andere Werte als oben, deutet dies auf einen unterschiedlichen Feuchtegehalt dieser Wandbereiche hin. Ein solches Raster aus Messpunkten lässt sich nicht eichen, und daher ist es nicht als Grundla- ge für die Beweissicherung geeignet, wenn eine falsche Nutzung der Räumlichkeiten zum Scha- Es schreibt für Sie: Dipl. Ing. Norbert Becker Fachbereichs- leiter Schimmelpilze Aehlemaar 12 51467 Bergisch Gladbach Telefon: (02202) 863853 Telefax: (02202) 863854 E-Mail: becker@dhbv.de Zur Ursachenermittlung, der Dokumentati- on des Schadensumfangs und zum Aufspü- ren eines verdeckten Schimmelpilzbefalls werden von Sachverständigen Feuchtig- keitsmessgeräte eingesetzt. Die häufigsten angewandten Feuchtigkeitsmessgeräte sind die elektronischen welche entweder nach dem Widerstandsmessprinzip oder nach dem kapazitiven Verfahren arbei- ten. Es ist sicherlich allgemein bekannt, dass die Messergebnisse dieser Geräte nicht den absoluten Feuchtigkeitswert eines Baustoffes widerspiegeln. Auch ist bekannt, dass die Einflussgrößen durch Schadstoffe (z.B. Salze) und durch die jeweilige Rohdichte des Baustoffes auf die Messergebnisse recht groß sind. Trotz dieser allgemeinen Kenntnisse über die Defizite dieser Messtechniken fließen die Mess- ergebnisse immer wieder in Sachverständigen- gutachten ein und klassifizieren auf der Basis ein Mauerwerk nach sehr trocken, halbtrocken, feucht und nass. Hier heißt es im Vortext eines Gerichtsgutachtens: „Das Gann-Messgerät mit den Aktivelektroden B 50/ B 60 hat dielektrische Feuchtigkeits-Senso- ren zur Feststellung von Auffeuchtungen und der Feuchteverteilung in Baustoffen, wie z.B. Mauer- werk, Beton, Estrich, Holz, Iso- lierstoffe etc. Die Messungen beruhen auf dem Messprinzip des kapazitiven elektrischen Feldes. Das Messfeld bildet sich zwischen der aktiven Kugel an der Geräteoberseite und der zu beurteilenden Untergrund- masse aus. Die Veränderung des elektrischen Feldes durch Mate- rial und Feuchte wird erfasst und auf der Anzeige des Messgerätes digital angezeigt (0 bis 199 Di- gits). Die Messungen sind relati- ve Messungen, das heißt, es wird der Unterschied zwischen dem trockenen und dem feuchten Baustoff angezeigt. Eine zu beachtende Einflussgröße ist die Roh- wichte des zu prüfenden Baustoffs. Grundsätzlich wird sich mit steigender Rohwichte der Anzeige- wert bei trockenem und feuchtem Baustoff ent- sprechend erhöhen. Rohwichte 1.200–1.800 kg/ m³ mit Angaben der Anzeigewerte in Digits. 20–60 sehr trocken, 60–70 halbtrocken, 80–110 feucht, über 130 nass. Baustoffe: z.B. Kalksandsteinmauerwerk bzw. Ziegelmauerwerk.“ Einsatz eines kapazitiven Feuch- tigkeitsmessgerätes bei der Schimmelpilzschadensdiagnostik CALSITHERM Silikatbaustoffe GmbH An der Eiche 15 33175 Bad Lippspringe Tel.: 05254-99092-12 Fax: 05254-99092-17 www.klimaplatte.de CALSITHERM KLIMAPLATTE ® 0001275098_000001.pdf Oktober 17, 2007 Fachbereiche Schimmelpilze
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