S&E Glossary

Hydrophobierende Imprägnierung von Fassadenoberflächen Rainer Spirgatis und Dipl.-Ing. Jens Engel Die wasserabweisende Ausrüstung von Fassadenoberflächen durch Behandlung mit geeigneten Imprägnierungen ist in der Bauwerkserhaltung kein neues Thema. Seit Jahrzehnten werden Imprägniermittel auf unterschiedlicher Wirkstoffbasis dazu verwendet. Ziel ist es mineralische Baustoffe – möglichst ohne Einschränkung oder Veränderung der optischen Erscheinung – wasserabweisend auszurüsten. Wozu eine Fassadenoberfläche wasserabweisend ausrüsten? Bautenschutz ist Schutz vor Feuchtigkeit! Nahezu alle Mechanismen, die zu Bauschäden führen, stehen in einem direkten oder indirek- ten Zusammenhang mit Feuchtigkeit. Viele der bekannten Schadensprozesse mineralischer Bau- stoffoberflächen können durch Reduktion der Feuchteaufnahme der Baustoffe verlangsamt, sogar gestoppt oder unterbunden werden. – Mit dem Eindringen von Feuchtigkeit in einen Baustoff steigt zumeist auch des- sen Schadstoffaufnahme. In gelöster Form werden z. B. Salze in den Baustoff hinein transportiert und können dort ihr Schadens- potential „entfalten“; Schadstoffe aus der Luft werden vom Regen aufgenommen und von diesem nach dem Auftreffen auf die Fassade ebenfalls in den Baustoff hinein transportiert; Feinstaubablagerungen auf der Fassadenoberfläche werden bei Bereg- nung z. T. abgewaschen, z. T. mit dem ka- pillar in die Fassade eindringenden Wasser „mitgenommen“. – Mit veränderten Feuchtegehalten verän- dern sich bauphysikalische Eigenschaften. Besonders betroffen ist hiervon die Wär- meleitfähigkeit. Da Wasser hervorragen- de Wärmeleitfähigkeit besitzt, bedeutet die Reduzierung des Feuchtgehaltes eines Baustoffes immer eine Verbesserung sei- ner Wärmedämmeigenschaften! Somit kann die wasserabweisende Ausrüstung einer beispielsweise einschaligen Ziegelfassade zu einer Erhöhung der innenseitigen Ober- flächentemperatur führen, die die Gefahr einer Schimmelpilzbildung reduziert. – Manche Baustoffe reagieren auf Feuchtig- keitsschwankungen mit Ausdehnungs- bzw. Schrumpfungsprozessen, dem sogenannten hygrischen Quellen und Schwinden. Her- ausragendes Beispiel hierfür sind tonmi- neralhaltige Natursteine. Teile der Tonmi- neralien, die sogenannten Schichtsilikate, lagern zwischen ihren Schichten Wasser- moleküle an bzw. geben sie bei trockenen Witterungsbedingungen wieder ab, was zu dem besagten Quellen und Schwinden der entsprechenden Steine führt. Diese Eigen- schaft findet sich nicht nur bei tonmineral- haltigen Natursteinen, sondern kann auch bei historischen, schwach gebrannten Zie- geln auftreten. – Kaum Beachtung findet die Eigenschaft vieler Baustoffe, auf erhöhte Feuchtege- halte mit einem Verlust an Festigkeit zu reagieren. Die in Zusammenhang mit Feuchtigkeit ste- henden Schadensprozesse sind weit vielfälti- ger als die hier beschriebene Auswahl und bei weitem nicht auf alle Schadensmechanismen ist das Fordern einer Wasserabweisung die richtige Antwort. Wenn jedoch ein feuchte bedingter Schadensmechanismus zweifelsfrei festgestellt werden kann und die Reduktion der kapillaren Wasseraufnahme des Baustoffs eine effektive Lösung des Problems darstellt, gilt es über Möglichkeiten des konstruktiven Feuchteschutzes nachzudenken, und dessen Anwendung zu prüfen. Aufwand, Optik und ggf. denkmalpflegerischen Vorstellungen ge- recht werdend, sollten z. B. Problembereiche wie Gesimse, Mauerkronen, Wasserschläge etc. konstruktiv geschützt werden. Es gilt zu be- rücksichtigen, dass „wasserabweisende, decken- de oder lasierende Beschichtungen eine hohe Wasserdampfdiffusion aufweisen“ sollten. Erst wenn diese Möglichkeiten ausgeschöpft sind und wie bei vielen steinsichtigen Bauwerken eine Beschichtung oder mineralische Dichtung nicht in Frage kommt, sind die Möglichkei- ten einer hydrophobierenden Imprägnierung „auszuloten“. „Mit hydrophobierend wirken- den farblosen Imprägnierungen erreicht man eine gleichmäßige und nur noch sehr geringe Feuchteaufnahme der Fassade ohne wesentli- che Beeinträchtigung der Wasserdampfdiffusi- on. Damit wird auf Dauer der Feuchtigkeitsge- halt reduziert, eine erneute Wasseraufnahme verhindert.“ (1) Fachbereiche Bautenschutz Es schreibt für Sie: Rainer Spirgatis Fachbereichs- leiter Bauten- schutz Plinderheide 2b, 48291 Telgte Telefon: (05432) 830 Telefax: (05432) 836902 Mobil: (0160) 7163450 E-Mail: spirgatis@dhbv.de In Zusammen- arbeit mit: Dipl.-Ing. Jens Engel Produkt - manager Fassadenschutz und Baudenk- malpflege Remmers Baustofftechnik GmbH Telefon: (05432) 83-576 E-Mail: jengel@remmers.de

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