S&E Glossary

Schützen & Erhalten · Dezember 2019 · Seite 32 Schweizer Käse zu machen, muss die Probenentnahme zielgerichtet erfolgen. Empfehlung dazu – sich immer am Ziel (Erhalt oder Rückbau) und der Raumgröße orientieren. Fragen Sie sich, wo Sie eine Probe nehmen müssen, damit der gesamte Fußboden (in diesem Raum) beurteilt werden kann. Dies wird bei sehr kleinen Räumen regelmäßig die Raum- mitte sein, denn da wird ein Teilrückbau auch technisch wie finanziell keinen Sinn machen. Bei großen Räumen oder zusammenhängenden Fußbodenkonst- ruktionen sind solche „Totschlagkriterien“ regelmäßig die Außenecken. Gehen Sie mit der Zielstellung heran, möglichst viel zu erhalten, z. B. weil es sich um historische Bauwerke handelt oder andere Gründe dafürsprechen, dann kann eine schrittweise Beprobung vom Schadensort ausgehend sinnvoll sein. Die erste Probe in Schadensnähe sieht gut aus? Wo muss eine 2. Probe entnommen werden, damit hier die gesamte Konstruktion erhalten werden kann? Dann heißt es Warten auf die Labo- rergebnisse… Und hier ist mittlerweile mit dem neuen Schimmel-Leitfaden 2017 nicht nur die Belastung mit Schim- melpilzen, sondern auch die Bakteri- enkonzentration zu bewerten (6). Ist das Ausbaukriterium erreicht, wird der Rückbau empfohlen und von einer technischen Trocknung abgeraten. Also mikrobielle Bewertung vor Rückbau oder Trocknung. Einfach lostrocknen ist nicht! Nicht nur, weil man zuvor planen muss. Regelmäßig verzögert sich die Installation der Trocknungsanlagen auch durch Unklarheit der Zuständigkeit, Einschalten von Versicherungen, Sachverständigen, Wechsel der Trocknungsunternehmen und was einem noch so alles dazwischenkom- men kann. Ja, auch die Laborergebnisse brauchen ihre Zeit… Dieser zeitliche Verzug hat aber auch Einfluss auf das muntere Treiben im Fuß- boden. Bei einem Leitungswasserschaden ist die Bauteildurchfeuchtung in der Regel derart hoch, dass die Wasseraktivität a W- für ein Schimmelpilzwachstum zunächst zu groß ist. Dagegen begünstigt sie das Wachstum von Bakterien. Verringert sich die Wasseraktivität durch passives Abtrocknen oder flankierende Trock- nungsmaßnahmen, verändert sich das Artenspektrum. Dieses wird sukzessiv durchlaufen, das heißt, es sind stets die Spezies anzutreffen, die den jeweils aktuellen a W -Wert für ihr Wachstum benötigen. Schimmelpilze wachsen also erst später, zum Beispiel wenn sich der Trocknungsbeginn verzögert. Mit einem Schimmelpilzwachstum ist auch dann zu rechnen, wenn bei Trocknungsvorgängen Diffusionsprozesse dominieren und damit die Wasseraktivität erhöhen (2, 7). Es kann also auch bei der eigentlichen Bauteiltrocknung etwas schiefgehen. Fazit bei verzögertem Trocknungsbeginn aber auch bei extrem langen Trocknungszeiten oder Auffälligkeiten in den Trocknungs- protokollen kann daher nur sein, den mikrobiellen Status der Fußbodenkons- truktion erneut zu bewerten und dann ggf. doch auf den Rückbau umzusteigen. Das heißt mikrobielle Kontrolle bei Trocknung, ggfs. Rückbau. Vereinfachtes Procedere So, das klingt nun aber nach sehr viel Auf- wand. Es sind auch Szenarien erkennbar, FACHBEREICHE I SCHIMMELPILZE Bild 4: Schema aus der Handlungsempfehlung des Umweltbundesamtes: dargestellt sind die beiden Bewertungsstufen. Einfach Lostrock- nen ist nur für das Szenario B.1.1. gegeben. Auch in B.1.2 bis B.1.4. ist die Entscheidung einfach – keine Trocknung sondern Rückbau. In der Bewertungsstufe 2 sind grundsätzlich mikrobielle Analysen zur Entscheidungsfindung notwendig.

RkJQdWJsaXNoZXIy OTg3NzQ=