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Schützen & Erhalten · Juni 2009 · Seite 21 Es schreibt für Sie: Dipl. Ing. Norbert Becker Fachbereichs- leiter Schimmelpilze Aehlemaar 12 51467 Bergisch Gladbach Telefon: (02202) 863853 Telefax: (02202) 863854 E-Mail: becker@dhbv.de werden, ist die Behandlung in jedem Fall mit ei- nem Allergologen oder einem Umweltmediziner zu besprechen. Unbehandelte, bzw. ignorierte Allergien, können u. U. zu schweren chronischen Beschwerden führen. Schimmelpilzinfektionen (Mykose) Mikroorganismen können Infektionen (My- kosen) im oder am menschlichen Körper verur- sachen. Das heißt, Pilze und Bakterien sind in der Lage, im oder auf dem menschlichen Körper zu wachsen, wobei der Mensch die Nährstoffgrundlage bietet, also das Substrat. Schlussend- lich bedeutet dies, dass der menschliche Körper „verstoff- wechselt“ wird. Wobei dies ei- gentlich erst nach dem Eintritt des Todes der Fall sein sollte. Das heißt, dass zahlreiche Mikroorganismen in der Lage sind, in oder auf lebendem Ge- webe zu wachsen und eine In- fektion zu verursachen. Es gibt auch Mikroorganismen, die sowohl in lebender wie auch in lebloser Materie wachsen können und Infektionen auslösen. Diese Infek- tionen sind meist nicht hoch infektiös, verlaufen jedoch nicht selten letal (tödlich). Ein grober Anhaltspunkt, ob vorhandene in Innenräumen relevante Schimmelpilze Infektionen (Mykosen) auslösen können, ist deren Fähigkeit, im Labor bei 37°C anzuwachsen. Hier sind insbesondere die Schimmelpilze Aspergillus fumigatus und der Aspergillus flavus zu nennen. Mykotoxine (Schimmelpilzgifte) Mykotoxine sind sekundäre Stoffwechselpro- dukte aus Schimmelpilzen, die bei Wirbeltieren bereits in geringsten Mengen giftig wirken. Im Unterschied dazu werden die toxischen Inhalt- stoffe von Großpilzen als Pilzgifte bezeichnet. Eine durch Mycotoxine verursachte Erkrankung wird Mykotoxikose genannt. So ist beispielsweise das Aflatoxin B 1, das Stoffwechselprodukt des Schimmelpilz Aspergillus flavus, das stärkste bekannte Schimmelpilzgift (LD50 = 7,2mg/kg). Es ist stark krebserregend (Leberkrebs) sowie Nieren- und Leberschädigend. Mykotoxine sind besonders giftig beim einatmen, verschlucken und berühren mit der Haut. Mykotoxine können durch kochen und braten nicht zerstört wer- den, so dass verschimmelte Lebensmittel entsorgt werden müssen. Insgesamt wurden die Mykotoxine im Zusam- menhang mit Pilzen in Innen- räumen kaum untersucht. Die durchaus umfangreiche Litera- tur zu Mykotoxinen beschäf- tigt sich vorwiegend mit dem Bereich der Nahrungs- und Futtermittel. Der Schimmel- pilz Stachybotrys chartarum produziert das Mykotoxin Satratoxin. Der Name Satra- toxin geht auf den früheren Pilznamen Stachabotus ata- ra zurück, der jedoch in der aktuellen Benen- nung der Pilzarten nicht mehr verwendet wird. Es existieren zwei sehr ähnliche Satratoxine (Satratoxin G und Satratoxin A). Kommt es zur Aufnahme des Satratoxin in den menschlichen Körper, kann es zu systemischen Vergiftungs- erscheinungen kommen. Also zu Reizungen der Mund- und Nasenschleimhaut, zu Durchfall, Müdigkeit, Brustschmerzen und erhöhter Tem- peratur bis hin zu Lungenblutungen bei höhe- ren Konzentrationen. Die derzeit vorliegenden Ergebnisse bei Tierversuchen zeigen, dass Myko- toxine, die über die Luftverbreitung eingeatmet werden, zu Erkrankungen führen können. Die in Wohnräumen auftretenden Konzentrationen an Mykotoxinen sind im allgemeinen gering, wo- bei die Wirkung von derart niedrigen Konzen- trationen auf die Gesundheit bei langfristiger Exposition derzeit nicht bekannt ist. Fazit In diesem Artikel wurden die Grundlagen zur Physiologie der Schimmelpilze behandelt sowie die damit verbundenen Gesundheitsrisiken ange- sprochen. In der nächsten Ausgabe von „Schüt- zen und Erhalten“ wird dann über den Schim- melpilz Aspergillus flavus, welcher als Mykoto- xinbilder bekannt ist, berichtet. ���������� ���������������� �������������������� ���������������������� ����������� ����������� ������������������ �������������� ������������� ��������������� ���������������� � ���������� � ���������� �������������������������� ���������������������������������� �������������������� ��������������� �������������������������������� ���������������������� Fachbereiche Schimmelpilze Foto: Peter Dedecker Schimmelpilzschaden in einem Innenraum.

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