S&E Glossary
Qualität bei Holzschutzarbeiten – nur Eigenverantwortung? Mitunter mutet es ein wenig absurd an, wenn einerseits Insekten und Pilze im Bau- werk mit Holzschutzmitteln bekämpft werden und ande- rerseits im Laufe des Bauge- schehens optimale Entwick- lungsbedingungen eben für diese Zielorganismen geschaf- fen werden. Auch die Bei- behaltung geschädigter Holz- bauteile und die bisweilen mangelhafte Qualität der Zim- merer- und Holzschutzarbei- ten tragen ihr Übriges dazu bei. An dieser Stelle wäre die immer wieder gewählte Ter- minologie einer „Schwamm- sanierung“ völlig zutreffend. Das einwandfreie Zusammen- spiel aller gegen holzzerstö- rende Organismen gerichteten Maßnahmen macht letzten Endes den Erfolg einer Be- kämpfung aus. Und das be- herrschen nur qualifizierte Fachfirmen. Im nachfolgenden Artikel möchte ich allen im Holzschutz Tätigen sowie interessierten Planern und Bauherren einige (zugegeben ex- treme) Negativbeispiele vorstellen, wo dieses Zusammenspiel der Maß- nahmen nicht klappte. Hier wur- den, sei es aus Ignoranz oder Dummheit, elementare Grundregeln des Holzschutzes bzw. der Bautech- nik nicht beachtet. Den Fachleu- ten, darunter den ausgebildeten „Sachkundigen für Holzschutz am Bau“ sowie den zukünftigen Ge- sellen für Holzschutz, dürften die in den folgenden Abschnitten be- schriebenen Fehler nicht passieren. Schon bei den eigentlichen Holzschutzarbeiten fängt das Di- lemma an. Spätestens dann, wenn an einem frisch behandelten Mau- erwerksbereich Fruchtkörper er- scheinen, kommt der Auftragneh- mer in Erklärungsnot (Bild 1). Über diese Probleme habe ich bereits in der S&E 2004/3 im Artikel „Sinn und Unsinn von Schwammbekämpfungsmaßnah- men“ berichtet. Wer nach dem Motto arbeitet „viel hilft viel“, hat von der ge- samten Holzschutzmaterie nichts verstanden. Ungeachtet der Bio- logie des Hausbocks sowie der Holzanatomie werden bebeilte und frei zugängliche Farbkernhölzer (Kiefer) mit Injektionspackern be- stückt und dann das Kernholz (!) mit Holzschutzmittel verpresst (Bild 2). Dass dies gequirlter Blöd- sinn ist, weiß auch die DIN 68800/ 4. Hier findet man, etwas elegan- ter formuliert, folgenden Hinweis: „ Sind ein mechanisches Entfernen vermulmter Teile und die allseitige Behandlung des Holzes nicht mög- lich, z.B. bei Fachwerkhölzern, Fuß- pfetten oder Balkenlagen, so ist zusätzlich eine Bohrlochtränkung, ein Verpressen durch Druckinjekti- on oder eine sonstige geeignete Sonderbehandlung anzuwenden. “ Auch mit der Bohrlochanord- nung im Mauerwerk nimmt man es mitunter nicht so genau. Bei ei- nem Schwammbefall im Bereich der Balkenköpfe (ehemaliges Kasernen- gebäude, kein Denkmal) wurde das Mauerwerk behandelt – aber die Balkenköpfe blieben erhalten. Viel- leicht plagte die Ausführungsfir- ma ein schlechtes Gewissen. Des- halb hat man die Bohrlochabstände von durchschnittlich 25 cm auf ca. 10 cm reduziert. Wenn man ein- mal beim Reduzieren ist: Der Si- cherheitsbereich von 1,5 m wur- de auf 0,4 m minimiert (Bild 3). Nun könnte man meinen, im Er- gebnis einer genauen Untersuchung eine sehr effektive Wirkstoffsper- re hergestellt zu haben. Dem ist leider nicht so. Den im Mauerwerks- bau bewanderten Lesern fällt so- fort auf, das auf dem Bild 3 nur Läufer zu erkennen sind. Dies ist ein relativ sicheres Indiz dafür, dass hier eine 12er Vorsatzschale ver- presst wurde – und dem war auch so. In der nebenstehenden Skizze ist der unabdingbare Mechanismus dieser Verpressarbeiten dargestellt. So viel zum Thema genaue Unter- suchung und effektive Wirkstoff- sperre. FACHBEREICHE Holzschutz Bild 3: Mangelnde Kenntnisse über Baukonstruktion und Wirkungsweisen der Schwammsperrmittel führten zur Fehl- anwendung. Anstatt 16 wurden 77 Packer pro m² eingebaut. Bild 1: Wenn der Pilz nicht umfassend bekämpft wird, kann er in bereits behan- delte Bereiche hinein wachsen Bild 2 Der Hausbock kann das Kernholz nicht zerstören. Ein Randschutz wäre völlig ausreichend. Schützen & Erhalten · Dezember 2007 · Seite 8
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