S&E Glossary

Wenden wir uns nun den Ar- beiten anderer Gewerke zu. Müssen befallene Holzkonstruk- tionen ausgebaut werden, ist das in der Regel mit sehr viel Aufwand verbunden – und teuer. Betriebs- wirtschaftlich optimal läuft es, wenn eine Balkenkopfsanierung mit Brettware vorgetäuscht wird. Nach dem Motto: wenig Aufwand - gro- ßes Geld. Es grenzt schon an Be- trug, wenn dem Bauherren, so wie auf den Bildern 4 und 5, eine fach- gerechte Balkenkopfanlaschung suggeriert wird. Man beachte auch die „schubfeste“ Verbindung zwi- schen Balkenkopf und liegender Stuhlsäule bzw. Sparrenfuß. Apropos schubfest: Ein Genie- streich der Baustatik kann man auf den Bildern 6 und 7 erkennen. Das am Sparrenfuß noch umfangreiches Myzel des Echten Hausschwamms vorhanden und dieses Bauteil hohl ist, kann man fast schon als Ba- gatelle einordnen. Zumindest ist der Sparrenfuß luftumspült einge- baut worden und wenn er in ab- sehbarer Zeit nicht nass wird, stirbt das Schwammmyzel ab. Der loka- le Schwammbekämpfungserfolg ist relativ sicher, auch wenn ein ab- rutschender Sparrenfuß das Dach- gefüge ins Wanken bringt. Schauen wir uns im Dachstuhl weiter um. An irgendeiner Stelle waren Balkenköpfe so sehr zerstört, dass ein Kaschieren nichts mehr half. Balkenköpfe wurden fachge- recht angelascht und … zumindest luftumspült aufgelegt (Bild 8). Betrachtet man sich das „Auflager- holz“ etwas genauer, so fällt im Vordergrund ein rostiger Nagel auf. Ein etwas fragwürdiges Bauteilre- cycling. Ein Schloss wurde vom Echten Hausschwamm sehr stark in Mit- leidenschaft gezogen. Als Konse- quenz musste der komplette Dach- stuhl sowie die oberste Holzbal- kendecke erneuert werden. Gut gemeinte Regenschutzmaßnahmen auf dem neuen Dach verfehlten jedoch ihr Ziel (Bild 9). Die Dek- kenebene (eine zukünftige Holz- Beton-Verbundkonstruktion) wurde regelrecht geflutet. Da zum Abpum- pen der Wassermassen keine Tauch- pumpe zur Verfügung stand, musste man sich mit Schneeschiebern be- helfen (Bild 10). Das Wasser mit einem eleganten Schwung zur Trau- fe schieben und es an der Fassa- de herunter laufen lassen – so weit die Theorie. In der Praxis wurden die vorbereiteten Kavernen für den Beton im Traufbereich erst einmal mit Wasser gefüllt (Bild 11). Und hier blühte vor einigen Monaten der Echte Hausschwamm. Aber trotz der Widrigkeiten braucht man sich keine Sorgen zu machen. In weiser Voraussicht hat man die Balkenköpfe mit Folie umwickelt (Bild 12). Ob dadurch ein wirksa- mer Nässe- und (zukünftiger) Schwammschutz erreicht wird? Bereits in der S&E 2006/1 wurde zum Thema „Der Echte Haus- schwamm und die Gewährleistung“ berichtet. Einige der Grundlagen einer erfolgreichen Bekämpfung wurden damals benannt, z.B.: – Sorgfältige Arbeit anderer Baugewerke (Regensicherheit während der Dachdeckerarbei- FACHBEREICHE Holzschutz Bild 4: Scheinbar fachgerecht ver- stärkter Balken- kopf. Beseitigt man das Brett- stück, so wird das Originalholz sichtbar (Bild 5). Bild 5: Balken- kopf war sehr umfangreich durch den Echten Hausschwamm zerstört und nicht mehr trag- fähig. Die Bretter sollten es richten. Bild 6 Sparrenfuß mit Brettware (!) angelascht. Am Fuß sind Myzel- reste des Echten Hausschwamms zu erkennen (Pfeil). Bild 7: Detail des Sparrenfußes vom Bild 6. Bild 9: Quadrat- meterweise fehlt bereits die Regenschutzfolie und lässt Wasser in das Gebäude eindringen. Bild 8: Balken- köpfe auf senk- recht gestellte Bohlen aufgelegt. Die vom Echten Hausschwamm befallene Mauer- latte (rechts) verblieb an Ort und Stelle. Es schreibt für Sie: Dipl.-Ing. Ekkehard Flohr Fachbereichs- leiter Holz- schutz An der Hohen Lache 6 06846 Dessau Telefon: (03 40) 6 61 18 84 Telefax: (03 40) 6 61 18 85 E-Mail: flohr@dhbv.de Schützen & Erhalten · Dezember 2007 · Seite 10

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