S&E Glossary
Kann das Risiko von Algen- und Pilzbefall auf Fassaden mini- miert werden? Wie lässt sich Fassadenvergrünung beheben? Die ungewollte Fassadenvergrünung ist weder eine Laune der Natur noch eine handwerkliche Fehlleistung des Ausführenden, stellt aber oftmals für Bauherren eine ästhetische Be- einträchtigung dar und verändert die Eigenschaften der Oberfläche deutlich im Hinblick auf Biokor- rosion und Verschmutzung. Der Befall mit Grün- und Blaualgen und der Bewuchs von Schwärze- und Schimmelpilzen auf Fassaden ha- ben unterschiedlichste Einflüsse, die bautechnischer Natur oder ma- terialspezifisch sein können. Um- welteinflüsse, wie der Standort des Gebäudes, und/oder hausnaher Be- wuchs können hierbei ebenso in einem Atemzug genannt werden, wie die klimatischen Beanspruchun- gen der Verwitterungsschicht/Fas- sade. „Es ist nicht möglich einen vorhandenen Algen- und Pilzbefall oder das Risiko eines möglichen Algen- oder Pilzbefalls an Fassaden mit nur einer Ursache zu erklären“ , (1) jedoch ist die wesentliche Voraus- setzung für die Ansiedlung von Mi- kroorganismen auf Fassaden Feuch- tigkeit auf der Oberfläche. Die nächtliche „Betauung“ auf dem WDV-System durch Unterschreitun- gen der Taupunkttemperatur bil- det oftmals die Grundlage für ei- nen nährstoffreichen, feuchten Film und den damit verbundenen Algen- und Pilzbefall auf meist nachträg- lichen, außenseitig gedämmten Fassaden. Der Fachverband WDV-Systeme nahm sich des Themas von Algen und Pilzen auf Fassaden an und publizierte entsprechende Fachin- formationen. Zuständigkeiten Bei der Frage nach der Zustän- digkeit trifft man wie üblich auf das bekannte Dreigestirn: Planer, Hersteller und Verarbeiter. Das Merkblatt wendet sich an die Pla- nung und fordert, die Gebäudekon- struktionen abzustimmen auf die vorab genannten Einflussfaktoren, d. h. unter Berücksichtigung der Detailausbildungen (z.B. ausrei- chendem Dachüberstand und geeigneter Tropfkanten) unnötige Niederschlagsbelastung vom Gebäu- de fernzuhalten. Wie auf der Ab- bildung 3 dargestellt, ist dort dieser Empfehlung nicht nachgekommen worden. Die ungenügende, bzw. nicht vorhandene Tropfkante und die Abdeckung in der Waagerech- ten lässt Niederschläge schlecht ab- laufen und nicht ausbleibende Schmutzablagerungen auf der At- tika bieten reichlich Nährstoffe für Mikroorganismen, die bei heftige- ren Regenfällen abgespült werden und die Fassade zusätzlich mit „Nahrung versorgen“. Eine derar- tig ungenügend konstruktive De- tailausbildung verdient in der Be- wertung nicht nur die Hausnum- mer 6. „So kann z. B. der beste Putz oder Anstrich befallen werden, wenn er durch mangelhafte Detailausbil- dung (Wasserführung) ständig nass gehalten wird.“ (2) Die Empfehlung der Richtlinie an die Materialhersteller lautet , dass „…aus ökologischen Gründen der präventive Einsatz von Bioziden nur begrenzt in Frage kommt…“ , jedoch unabhängig von Einfluss- möglichkeit auf die Baukonstruk- tion es für die herstellende Indu- strie ratsam ist, Werkstoffe/ Pro- duktsysteme mit erhöhter Pilz- und Algenresistenz auszurüsten. (3) Der Verarbeiter , oftmals der Stuckateur, kann in der Beratung des Bauherren auf die zu verwen- denden Werkstoffe nur bedingt Ein- fluss nehmen. Objekt bezogen un- terbreitet er dünn- oder dickschich- tige Putzaufbauten. Hierauf oder auf WDV-Systemen empfiehlt der Folgehandwerker/Maler Edeldünn- putze oder Anstrichsysteme und nach Auswahl des Produktsystems erfolgt werkstoffgerecht die Aus- führung durch den Fachhandwer- ker. Bekanntlich kommt es trotz fungizider und algizider Ausrüstung von Putzen, Beschichtungen und Anstrichsystemen zum Befall auf der Fassadenfläche. „Die erhöhte Feuchtebelastung der Fassaden führt zu einer beschleunigten Auswa- schung der wasserlöslichen bioziden Wirkstoffe wegen der Bewitterung der Beschichtung.“ (4) Biozide Biozide sind biologisch wirk- same konservierende Substanzen, welche Bakterien, Algen und Flech- „Algen und Pilze – keiner will’se“ Teil II Bekämpfung der ungewollten Begrünung auf Sockeln und Fassaden FACHBEREICHE Bautenschutz Bild 2: Deckblatt der Technischen Informationen Algen und Pilze auf Fassaden. Bild 3: „Hausnummer 6“.
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