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Schützen & Erhalten · Dezember 2007 · Seite 14 Es schreibt für Sie: Rainer Spirgatis Fachbereichs- leiter Bauten- schutz Plinderheide 2b, 48291 Telgte Telefon: (0 23 63) 399 308 Telefax: (0 23 63) 399 363 E-Mail: spirgatis@dhbv.de ten abtöten oder deren Wachstum unterbinden oder hemmen. „Nach heutigen Erfahrungen sind je nach Rezeptur der Beschichtung die was- serlöslichen Giftstoffe nach 2–6 Jah- ren ausgewaschen. Danach müssen neue Giftdepots aufgebracht wer- den“, so erläuterte Dr. Uwe Erfuhrt die „Dauerhaftigkeit“ von Bioziden in Fassadenbeschichtungen anläss- lich seines Vortrags „Algen und Pil- ze – Mit Gift in die Sackgasse“ im Forum „Praxis Altbau 2007“ auf der Bau 2007. Bei jährlichen 180.000 t Fassadenfarben und ca. 360.000 t verarbeiteten Edeldünn- und Putz- systemen in Deutschland betrage, lt. Dr. Erfurth, die ausgewasche- ne Menge von Bioziden (Umwelt- giften) ca. „5.000 Tonnen“. (5) Sanierung bereits befallener Flächen Die Regelausführung wird wie folgt unter Beachtung der Hinweise des verwendeten Herstellers emp- fohlen: Zunächst wird die Reinigung der befallenen Flächen mittels ge- eigneter Gerätschaft, vorzugsweise mit dem Dampf- oder Hochdruck- reiniger, durchgeführt. Dass durch den Einsatz des Hochdruckreinigers Mikroorganismen tief in den Un- tergrund „getrieben“ und nicht ab-/ausgewaschen werden, muss angenommen werden. Schutzmaß- nahmen zum Auffangen des Rei- nigungswassers sind vorzusehen. Die anschließende Trocknungszeit muss für die darauf folgende Bio- zidbehandlung ausreichend bemes- sen werden. Als oberste Prämisse gilt: Abtöten um jeden Preis, und entsprechend erfolgt die Fassaden- schutzbeschichtung 2-fach „mit einem biozid ausgerüstetem Sys- tem.“ (7) „Klein aber clever“ ...so beschreibt Dr. rer. nat. Constanze Messal die Algen- und Pilzproblematik auf Fassaden und die Anpassungsfähigkeit von Mi- kroorganismen an die sich verän- dernden Lebensräume, um schließ- lich als „etablierter Biofilm“ gift- resistent zu überleben. „In einem Biofilm leben ver- schiedene Mikroorganismen zusam- men. Das erhöht die Überlebens- chance der einzelnen Arten. Die Fas- sadenbewohner verfügen über sehr dicke Zellwände, viele schleimen sich zudem ein. Das bedeutet, dass die Zellen nicht so schnell austrocknen, nicht übersalzen und vor einer Schä- digung durch Sonnenlicht geschützt sind…Algen können sich durch Bil- dung von Carotinoiden (Rotverfär- bung) vor Sonnenbrand schützen. Schleimhüllen schützen die Mikro- organismen vor chemischen Angrif- fen, neutralisieren etwa Biozide oder extreme pH-Werte, innerhalb der Po- pulation stürzen sich „Opferzellen“ in den Kontakt mit dem Biozid und schützen so das Innere des Biofilms. Abgetötete Mikroorganismen werden durch Überlebende und Neuange- wehte überwachsen, versiegeln quasi die Oberfläche und machen eine biozide Wirkung unmöglich. Mikro- organismen können Toleranzen ent- wicklen. Darunter versteht man eine antrainierte Unempfindlichkeit ge- genüber Bioziden.“ (8) Zusammenfassung Die konventionelle Giftkeule vermag die Problematik von Algen- und Pilzbefall auf Fassaden nicht zu beheben. Nur „Was trocken ist, bleibt algen- und pilzfrei“ (9) , so lautet die abschließende Fachre- gel über Algen und Pilze auf Fas- saden des Fachverbandes WDV- Systeme. Bleibt die Frage, wie kann diese Erkenntnis umgesetzt wer- den. FACHBEREICHE Bautenschutz Ausblick auf Teil III Sind Putze- und Beschichtungs- systeme mit optimiertem Feuchte- haushalt, bei denen die Verdun- stung/Austrocknung gleich schnell oder schneller abläuft als die Feuch- tigkeitsaufnahme die Lösung des Problems? Sind derartige Systeme mit „Feuchtemanagement“ hydropho- bierten, oder gar ultrahydropho- bierten Anstrichsystemen auf Fas- saden vorzuziehen? Quellen: 1) Technische Informationen Algen und Pilze auf Fassaden, Fachverband WDV- Systeme, Fremersbergerstr. 33, 76530 Baden-Baden, 2.1 Allgemeines 2) s.o., 5 Zusammenfassung 3) s.o., 2.5 Materialspezifische Einflüsse 4) Prof. Dr. Dr. Helmuth Venzmer u. a., Vortrag „Feuchtefilme – Biofilme“, Alt- bausanierung 1 „Feuchteschutz“ anläss- lich der 18. Hanseatischen Sanierungs- tage vom 8.–10. November 2007, www.beuth.de ISBN 978-3-4410-16652- 8, www.baufachinformation.de ISBN 978-3-8167-7452-5 5) Dr. Uwe Erfurth, IBF Institut für Bau- tenschutz S.L. Vortrag anlässlich des Forums Praxis Alt- bau 07, Bundesarbeitskreis Altbauer- neuerung e.V. am 16.01.07 mit dem Titel „ Algen und Pilze- Mit Gift in die Sackgasse“, Tagungs CD unter www.baka-shop.de 6) vergl. 1, 4.2 Behandlung befallener Flächen 7) s.o. 8) Dr. rer. nat. Constanze Messal, Der Bio- korrosion auf der Spur MICOR Gesellschaft für mikrobielle Pro- zesse und Materialkunde mbH, AgroBioTechnikum, Thünenplatz 1, 18190 Groß Lüsewitz; Fachartikel aus Maler 4/2007, „klein aber clever“, www.malerblatt.de 9) siehe 2 Bildnachweise: 1) Titelbild: sanierte Fassadenfläche auf der Nord-Westseite Marke DEITERMANN, maxit Group, Datteln 2) Deckblatt: Technische Informationen Algen und Pilze auf Fassaden 3) Hausnummer 6 www.take5-netz.de, das Designer Netz- werk, Haltern am See 4) Reinigung der Fassade mit Hochdruck- reiniger www.take5-netz.de, das Designer Netz- werk, Haltern am See Bild 4: „Reinigung der Fassade mit Hochdruckreiniger“

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