S&E Glossary
Bei vielen Gelegenheiten, Lehrveranstaltungen, aber auch kontroversen Diskussio- nen auf der Baustelle, stößt man auf diese Problemstel- lung. Mit dem 5. Lauenburger Holzschutz- tag konnte nun ein kleines Jubi- läum gefeiert werden. Der Anlaß war immerhin wichtig genug, so daß unser Bürgermeister Harald Heuer die offizielle Begrüßung übernahm. Drei Praktiker, Herr Ekkehard Flohr, Sachverständiger für Holz- schutz, Dessau, Herr Axel Eine- mann, Einemann Ingenieur GmbH, Hamburg und Herr Ekkehard Häh- nel, Architekt, Müncheberg, soll- ten diese Frage anlässlich des 5. Lauenburger Holzschutztages aus den Blickrichtungen des Holzschut- zes und des Brand- sowie Schall- schutzes in Form eines Seminars beleuchten. Die Fragestellung ist offenbar so interessant, dass die Tagung, die erneut von der Firma lavTOX in Zusammenarbeit mit dem DHBV und dem Holzschutzfachverband Norddeutschland ausgerichtet wur- de, zu ihrem kleinem Jubiläum ei- nen neuen Rekord mit 64 Teilneh- mern aufstellen konnte. Der Balkenkopf aus Sicht des Holzschutzes Herr Ekkehard Flohr zeigte die Grundlagen der Holzschutz-Regel- werke auf. DIN 68800 fordert in den Teilen 2 (konstruktiver Holz- schutz, bauaufsichtlich eingeführt und damit quasi baurechtlich vor- geschrieben) und 4 (Bekämpfungs- maßnahmen, im Range einer „all- gemeinanerkannten Regel der Tech- nik“) den luftumspülten Balkenkopf (Bild 1). Anhand älterer Literatur zeigte Herr Flohr zunächst die Entwick- lung in der Baupraxis der letzten 100 Jahre auf. So ist nach Stade (1904) die Luftisolierung (Luft- schicht) der beste Schutz gegen Fäulnis. Umkleidungen aus Lehm oder auch Teerpappe hätten sich nicht bewährt. Dort wird auch empfohlen, den Balkenkopf allseitig mit einem Holzschutzmittel zu streichen. Hierzu wird Steinkohlen- teeröl (Karbolineum) empfohlen. Eigene Erfahrungen zeigen, daß dies an vielen Häusern aus der Zeit der Jahrhundertwende auch erfolgt ist. Bereits 1881 wies Promnitz auf die Notwendigkeit eines Spaltes zum Mauerwerk hin. Auch er lehnt Umhüllungen mit Teerpappe (Bild 2) ab, da sie Feuchtigkeit einschlie- ßen. Weiterhin wird das Ausstop- fen des Lufthohlraumes mit Lehm oder das trockene Vermauern des Spaltes zur Fixierung des Balkens dargestellt, so daß letztlich kein luftumspültes Auflager mehr vor- handen war. Lediglich der unmit- telbare Kontakt zum (bau-) feuch- ten Mauerwerk wurde vermieden (In: Ahnert, Krause 2001). Frick-Knöll (1953) empfehlen, den Balken auf einem Streifen Teer- pappe aufzulagern und ein Holz- schutzmittel aufzustreichen. Durch trockenes Vermauern wird der Bal- ken in der Lage fixiert. Ein Luft- spalt von 3cm soll seitlich, oben und vor allem vor der Hirnfläche vorhanden sein. Zwischen 1881 und 1996, dem Erscheinen der Überarbeitung des Teils 2 der DIN 68800, hat sich somit erstaunlich wenig bezüglich der Konstruktionsrichtlinien verän- dert. Bei der Einordnung des Balken- kopfes in die Gefährdungsklassen (GK) gemäß DIN 68800-3 ist da- von auszugehen, daß zumindest im Altbau im Wandauflager GK 2 vor- liegt (Bild 3). Ein ausreichender chemischer Holzschutz ist dann notwendig, wenn durch konstruk- tive Maßnahmen keine andere Ab- hilfe geschaffen werden kann. Der Balkenkopf aus Sicht des Wärme- und Schallschutzes, sowie der Standsicherheit Herr Einemann legte anschlie- ßend den Grundstein für eine hef- tige Diskussion, in dem er erklär- te, daß die vorgenannten Prinzi- pien zwar grundsätzlich richtig sind, unter Beachtung der Stand- sicherheit (Brandschutz DIN 4102) sowie des Wärme- (DIN 4108, EnEv AUS DER PRAXIS Der Balkenkopf – wie macht man ihn nun richtig? Belüftet oder fest eingebunden? Oder gar mit Bitumenbahnen eingepackt? Bild 1: Darstellung des Balkenkopfes in DIN 68800-4 (Aus DIN 68800-4, 1996). Bild 2: Balkenkopf bei einer Sanierung 2007 mit Bitumenbahn umwickelt im 4. Obergeschoß. Auch wenn diese Praxis bereits im 19.Jahrhundert nicht den anerkannten Regeln der Technik entsprach, wird sie auch im 21. Jahrhundert immer noch angewandt! Bild 3: Balkenkopf im Auflager einer Kellerwand. Feuchte ist damit vorhan- den. Verwendet wurde getauchtes Fich- tenholz. Eine Luftumspülung ist zwar vorhanden. Eine Fixierung im Mauer- werk fehlt. Der Blick in den Taschen- spiegel (Bildmitte) verrät, daß die un- behandelten Schnittfläche zum feuchten Mauerwerk orientiert wurde! Schützen & Erhalten · September 2007 · Seite 18
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