S&E Glossary
Schützen & Erhalten · März 2006 · Seite 26 er kopfüber nach unten fiel. Gott sei Dank in den mit Stroh bepack- ten Wagen. So weit, so gut. Abends konnte Zellmann seine Autoschlüssel nicht finden. Nach vielen Überlegungen und Stück für Stück Abladen der Strohballen, fand sich das Schlüs- seletui tatsächlich dort wieder an. Die Geschäftstätigkeit lief er- freulich an. Wen wundert es. Gab es doch eine Lizenz für den Erfolg. Mit einem behördlichen Empfeh- lungsschreiben wurden Ortschaft um Ortschaft auf Holzschädlinge untersucht und Kostenanschläge sowie Listen für die Statistik er- stellt. Der Außendienst hatte viel zu tun. Das Geschäft brummte und ernährte auch Kurt Joseph, der dort ebenfalls beschäftig war, sich aber nach kurzer Zeit selbständig mach- te. Er gehört noch heute dem Ver- band an. Der Firmensitz wurde ver- legt. Kurt Zellmann gründete in Hamburg die Nordwest-Holzimpräg- nierung. Karl Oskar Riegner und drei in Itzehoe verbliebene Mitarbeiter unternahmen unabhängig davon erneut einen Neuanfang mit einer gemeinsamen Neugründung. Kurz danach fiel Karl Oskar durch einen Autounfall für geraume Zeit aus. Dieses führte zur Disharmonie mit den anderen Gesellschaftern. Er schied letztlich aus und gründete 1951 die Firma Hansa-Bauten- schutz. Das Geschäft entwickelte sich in dieser Aufbauphase präch- tig. Die Geschäftstätigkeit wurde um die Bereiche Isolierung und Anstrich erweitert. Karl Oskar Rieg- ner war damit einer der Ersten, der sich neben dem Holzschutz auch konsequent dem Bautenschutz ver- schrieben hatte. Der gesamte nord- deutsche Raum der Bundesrepublik Deutschland wurde bearbeitet. Neben Hamburg wurden Niederlas- sungen in Kiel und Bremen auf- gebaut. Zeitweise waren über 100 Mitarbeiter für die Hansa-Bauten- schutz tätig. Unter ihnen Werner Romanow, der sich dann später ebenfalls selbständig machte. Über- haupt war es eine Zeit mit Zukunft. Die Holzschutzfirmen schossen nur so aus dem Boden. Nordwest, Spei- del, Beardi, Lanken in Lübeck, Deden in Bremen und etwas spä- ter Bruno Bojarzin. Im Berufsleben soll es drei Phasen geben. Eine des Lernens, eine des Aufbaues und des Schaf- fens, und, wenn man Glück hat, auch eine des Erntens. Diese drei Phasen waren bei Karl Oskar be- sonders ausgeprägt. Denn kaum jemand kann es sich leisten, Eh- renämter zu übernehmen. Nicht so Karl Oskar Riegner. Mit 54 Jahren, also in einem Alter, in dem bereits viele Leute ans Aufhören denken, wurde Karl Oskar Riegner in den Sachverständigenausschuss beim Deutschen Institut für Bautechnik in Berlin berufen. Zwanzig Jahre lang hat er dort den Deutschen Holz- und Bautenschutzverband vertreten. Erst mit 77 Jahren ist er in den Ruhestand gegangen. Sein Sohn Thomas, der als einer der ersten in Deutschland die Ausbil- dung zum Handwerkskammer ge- prüften Holz- und Bautenschutz- techniker absolviert hat, führt jetzt die Hansa-Bautenschutz Sanie- rungstechnik GmbH in Hamburg. Karl Oskar Riegner war schon im- mer der Zeit voraus und hat vor vielen anderen rechtzeitig die umfassende Bedeutung des Holz- und Bautenschützers für die wert- orientierte Bauwerkserhaltung er- kannt. Rente mit 67 ist von ge- stern. Karl Oskar hat es vorgemacht. Wenn es Spaß, Freude und Erfül- lung bringt, sind 77 Jahre das Maß der Dinge. Am 8. 4. 2006 feiert der Holz- und Bautenschutzvete- ran erneut Geburtstag. Er wird 80. Die Keimzelle des Deutschen Holz und Bautenschutzverbandes ist das Gut Pönsdorf. Von Itzehoe, über Hamburg, Bremen und Han- nover entwickelte sich über die Jahre ein größeres Ganzes über die gesamte Bundesrepublik Deutsch- land. Nach der Wende wurde der Verband auf die neuen Bundeslän- der ausgedehnt. Doch unbekannt ist weitgehend: In Itzehoe fing alles an. Karl Oskar Riegner ist ein Mann der ersten Stunde. Ein Zeit- zeuge, auf den der Landesverband Hamburg und Schleswig-Holstein ob seiner Leistungen mit Vorbild- funktion ohne Einschränkung stolz ist. Dieter Pietsch FIRMENPORTRÄT Bad Reichenhall – dieser Ort erlangte über Nacht traurige Berühmtheit. Am 2. Januar 2006 starben 15 Menschen, weil Holzbinder einer Eis- sporthalle versagten. Schnell war auch von Brettschicht- holz die Rede. Pauschalierungen seitens der Medien, Mutmaßungen zu Schadensursachen, Zweifel am Baustoff „Holz“ allgemein – dies alles trug zu Verunsicherungen sowohl in der Bevölkerung als auch in Fachkreisen bei. Was wirklich passierte, wo die Ursachen lagen, das alles wird zurzeit noch unter- sucht. Dieses tragische und bedau- erliche Unglück möchten wir zum Anlass nehmen, um aus der Sicht der Holzschutzgutachter die „Ge- fährlichkeit“ von Brettschichtholz zu relativieren. Brettschichtholz wurde bereits vor ca. 150 Jahren zum ersten Mal eingesetzt und ist heute noch funk- tionsfähig (Bogenträger aus ver- leimten Holzbrettern in Southamp- ton/England). Eine bis zu 80% höhere Festigkeit und bis zu 40% höhere Steifigkeit gegenüber dem normalen Bauholz machen es zu einem nicht mehr wegzudenken- den Baustoff. Dieser Baustoff verträgt (üb- rigens wie viele andere Baustoffe AUS DER PRAXIS auch) keine Fehler in der Produk- tion und natürlich auch bei sei- ner Verwendung. D.h., beherrschen Planer und/oder Ausführende die Grundregeln des bautechnischen Holzschutzes nicht, so könnte sich Bad Reichenhall wiederholen. Um dies zu verhindern, möchten wir in diesem Artikel auf Schäden auf- merksam machen, die uns im Rah- men der Gutachtertätigkeit auf- gefallen und die an zahlreichen Bauwerken aus Brettschichtholz festzustellen sind. Ein rechtzeiti- ges Reagieren auf Schäden und der Vermeidung neuer Fehler hilft Un- fälle und Tote zu verhindern. Spaßbad in Kreuzau – hier hört der Spaß auf! Im Jahr 1978 wurde die Ein- weihung eines neuen Spaß- und Freizeitbades (Bild 1) in Kreuzau gefeiert. Was jedoch zu diesem Zeitpunkt noch keiner ahnte, war die Schließung wegen Einsturzge- fahr 27 Jahre später. Dem zurzeit verantwortlichen Architekt (dieser war an der Pla- nung und dem Bau nicht beteiligt) Brettschichtholz (BSH) Ein zu Unrecht in Verruf geratener Baustoff Bild 1: Spaßbad in Kreuzau, kurz nach der Schließung.
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