S&E Glossary

DIE FACHBEREICHE Sachverständige Randbereiche der Vergütungen für Sach- verständige nach dem neuen JVEG In den Ausgabe 2/2005 und 3/2005 der IfS-Infor- mationen wird in mehreren Artikeln auf Grenzbereiche der Vergütung nach dem neuen JVEG eingegangen. Da die dort angesproche- nen Themen zu den Fragen passen, die in den letzten Monaten häufig Anlass für telefonischen Anfragen an mich waren, nutze ich hier die Gelegenheit Ihnen die- se Ausführungen nachfol- gend wiederzugeben. Im ersten Artikel geht es um generelle Klärungen, welche Zei- ten dem Sachverständigen ver- gütet werden müssen und wel- che davon auszuschließen sind. Stichpunkte sind: Reise- und Fahrzeiten, Pausen, Literaturstu- dium, Zeitversäumnis durch Panne (Motorschaden) des Pkw, Erstel- lung der Reinschrift durch den Sachverständigen usw. Der zweite Artikel beschäf- tigt sich mit dem „Ja“ und „Nein“ von Vergütungen der Zeitaufwen- dungen, welche für eine Kosten- schätzung zur Gutachtenserstel- lung erforderlich sind. Artikel 3 befasst sich mit den Möglichkeiten der Geltendma- chung von Zeitaufwendungen für Literaturstudien. Ob nachträgliche Stellungnah- men eines Sachverständigen ver- gütet werden müssen, ist die Fra- gestellung des vierten Artikels. Alle vier Ausführungen zei- gen, dass es im Einzelfall immer ratsam ist, seine Vergütungsan- sprüche genau zu prüfen! Nicht alle Zeit- abschnitte sind vergütungspflichtig (IfS-Informationen 3/2005) Wir haben in dieser Zeitschrift [gemeint sind die IfS-Informa- tionen] schon mehrfach berich- tet, welche Zeitabschnitte der Gutachtenerstellung für Gerich- te der Sachverständige stunden- mäßig in Rechnung stellen kann. In § 8 Abs. 2 JVEG umschreibt das der Gesetzgeber mit dem Hinweis auf die erforderliche Zeit einschließlich der notwendigen Reise- und Wartezeiten. In alten ZSEG war dies in ähnlicher Wei- se in § 3 Abs. 2 ZSEG geregelt. Mithin können beispielsweise folgende Zeitabschnitte mit den entsprechenden Stunden und Minuten in Rechnung gestellt werden: – Studium der Gerichtsakten – Orts- und Objektsbesichtigung – Fahrtzeiten zur Orts- und Objektsbesichtigung – Auswertung von Literatur- und sonstigen Informations- quellen – Formulierung des Gutachtens Besorgung von Unterlagen und Informationen – Wahrnehmung des Gerichts- termins zwecks Erläuterung des schriftlichen Gutachtens Interessant ist in diesem Zusam- menhang ist die umgekehrte Fra- ge, welche Zeitabschnitte von den Gerichten nicht als vergütungs- fähig beurteilt werden. Nachste- hend geben wir die einschlägi- ge Rechtsprechung zu dieser Problematik – ohne eigene Be- wertung – bekannt. Nicht als Zeitaufwand in Rech- nung gestellt werden können fol- gende Tätigkeiten des Sachver- ständigen im Zusammenhang mit einem Gutachtenauftrag: – Aufstellung der Kostenrech- nung und des entsprechenden Übersendungsschreibens (OLG München, 16. 08. 1973, Rpfleger 73, 238 = MDR 73, 1044; KG Berlin, 10. 07. 1981, KostRsp. § 3 Nr. 268 = ZSW 82, 228; OLG Düsseldorf, 13. 08. 1997, JURIS ZuSEG § 3 Abs.2) – Antrag auf gerichtliche Festset- zung oder Einlegung einer Beschwerde (OLG Düsseldorf, 18. 05. 1993, KostRsp §3 Nr. 15 = OLGR 1993, 218) Hier werden übrigens auch die außergerichtlichen Kosten, wie beispielsweise die Anwaltskosten, nicht ersetzt. Allerdings sind die Verfahren auch bei Abweisung der Anträge des Sachverständigen ge- bührenfrei. – Mittagszeit von einer Stunde während der Reise zur Ortsbe- sichtigung oder zum Ge- richtstermin (OLG Karlsruhe, 19. 04. 1967, KostRsp § 4 Nr. 1 = Justiz 1967 220; KG Berlin, 24. 02. 1983, JurBüro 1984, 1379; OLG Olden- burg, 13. 03. 1991, KostRsp. § 4 Nr. 6 = Nieders. Rechtspflege 91, 120; OLG Hamm, 27. 04. 1993, JurBüro 94, 564 = MDR 93, 1025) – Zeitversäumnis durch Panne (Motorschaden) des Pkw des Sachverständigen (OLG Hamm, 30. 09. 1977, MDR 78, 868 = KostRsp. § 3 Nr. 223) – Anfertigung der Reinschrift des Gutachtens durch den Sachver- ständigen selbst (an Stelle der Pauschale nach § 12 Abs. 1 S. 2 Nr. 3 JVEG) (LG Bückeburg, 17. 02. 1993, Ju- rBüro 93, 561; Sächsisches OVG, 31. 08. 2004, JURIS JVEG § 25 = IfS-Informationen 2005, Heft 1, S. 26) – Bemühungen des Sachverstän- digen, für die ihm zu gewäh- rende Vergütung eine beson- dere Vereinbarung nach § 7 ZSEG (jetzt:.§ 13 JVEG) her- beizuführen (OLG Frankfurt, 20. 12. 1988, KostRsp. § 3 Nr. 352) – Herstellung eines allgemeinen Aktenauszuges, Wiedergabe des Akteninhalts im Gutachten (OLG Düsseldorf, 07. 10. 1982, KostRsp. § 3 Nr. 273 = JMBL NRW 83, 42; OLG München, 2. 12. 1994, OLGR 95, 144) – Überflüssige Vergleichsbemü- hungen, wenn er, ohne vom Gericht beauftragt zu sein, ei- nen ganzen Arbeitstag dazu aufgewendet hat (OLG Hamburg, 05. 06. 1985, MDR 85, 946) – Stellungnahme zum Ableh- nungsgesuch gegen den Sach- verständigen (OLG Düsseldorf, 14. 03. 1983, JurBüro 84, 90; LG Krefeld, 12. 04. 1984, JurBüro 85, 262; OLG Düsseldorf, 17. 05. 1994, MDR 94, 1050 = BauR 94, 668; OLG München, 22. 04. 1994,Rpfle- ger95,41 u. 16. 05. 1994, Jur- Büro 95,152; OLG Koblenz, 08. 12. 1999, MDR 2000, 416; a.A. OLG Frankfurt, 24. 02. 1993, Rpfleger 93, 421) – Kurze Prüfzeit (weniger als eine Stunde), ob der Sachverständi- ge fachlich kompetent ist, das Gutachten zu erstatten (OLG Köln, 07. 12. 1992, VersR 94, 76 = JurBüro 94, 49 = MDR 93, 1024; BGH JurBüro 79,1149 = BB 79, 912 = MDR 79, 754; OLG Düs- seldorf, 17.3.1994, OLGR 94, 252) – Kurze Prüfzeit (ohne erhebli- chen Arbeitsaufwand) für die Abschätzung der voraussicht- lichen Kosten (LG Coburg, 31. 12. 1986 = Ju- rBüro 87, 1580; KG 17. 11. 1987, JurBüro 88, 658 = MDR 88, 330). Weitere – positive – Entschei- dungen siehe IfS-Informationen 2005 Heft 2, S. 34/35 – Schätzung der voraussichtlich entstehenden Kosten (falls ohne erheblichen Arbeitsauf- wand möglich) (KG, 17.11.1987, JurBüro 88, 658 = MDR 88, 330) – Übernachtungszeit von 8 Stun- den (Keine Entscheidung gefunden, wird lediglich in den Kommenta- ren erwähnt) – Literaturstudium (Ausnahme: selten vorkommendes Beweis- thema) (KG Berlin, 13. 12. 1958, JVBI. 59, 83; LG Aachen, 04. 05. 1982, JurBüro 82, 1704; KG, 10. 7. 1981, ZSW 82, 228) – Anfertigung weiterer Kopien für das Gericht nach Einrei- chung vom Originalgutachten und 4 Kopien für Parteien (OLG Celle, 8. 12. 1997, JurBüro 98, 269) Ergänzend wird auf die Beiträ- ge „Berücksichtigung der Zeit für das Studium der Fachliteratur“ (IfS-Informationen 2005 Heft 2, S. 33) und „Alle Zeitabschnitte sind zu berücksichtigen“ (IfS-In- formationen 2004, Heft 4, S. 20), verwiesen. Schützen & Erhalten · September 2005 · Seite 12

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