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Schützen & Erhalten · Dezember 2004 · Seite 29 Erfolgreich, wie sich schnell herausstellte. Dem nächsten Ar- beitsschritt stand jetzt nichts mehr im Wege. Das mechanische Verfahren des Maueraustausches ist den meisten Bautenschützern be- stens bekannt. Ist es doch eine spezielle Form, um nachträglich eine Horizontalabdichtung ein- zubauen. Der Kapillarwasser- transport wird auf diese Weise von unten gestoppt und der Wasseraufnahmemechanismus der aufsteigenden Feuchtigkeit wird somit wirkungsvoll ausge- schaltet. Hier ging es aber nicht zudichten. Ein idealer Fall der nachträglichen Bauwerksabdich- tung in Form einer Schleierin- jektion. Abermals wurden die abzudichtenden Wandflächen horizontal von innen durchge- hend bis an das angrenzende Erdreich mit versetzt angeord- neten Bohrungen im festgeleg- ten Raster versehen. Die Injek- tionspacker werden in die Boh- rungen eingesetzt und nun kann es beginnen mit der rück- wärtigen Flächenabdichtung des erdberührten Bauteils mit dem PUR-Injektionsgel. Diese Vor- gehensweise unterscheidet sich kaum von den Arbeitsschritten der Bodenverfestigung. Wirt- schaftlich ist, dass beide Lei- stungen mit ein und demselben Produkt, dem Aida PUR – In- jektionsgel der Firma Remmers, ausgeführt werden können. Dies schließt die dafür erforderliche 2-Komponenten-Injektionspum- pe der Desoi GmbH mit ein. Die Injektion selbst wird stets gleichmäßig von einer Seite zur anderen sowie von unten nach oben durchgeführt, um einen gleichförmigen und geschlossenen Dichtungsschleier aufbauen zu können. Der da- neben oder darüber liegende Packer dient der Entlüftung und als Kontrollöffnung. Die Dich- tigkeit der erdberührten Flächen kann auf zwei verschiedene Weise erfolgen, im Bedarfsfalle sind sie auch kombinierbar. – Mehrfachinjektion zum Auf- bau eines Injektionsschlei- ers. Die Injektion erfolgt mit einer 2–Komponenten–Pum- pe. Dabei ist es zwingend erforderlich, dass jeder Pak- ker mehrfach injiziert wird. Die erste Injektionsstufe wird im wesentlichen das Hinterfüllmaterial penetrie- ren. Nachdem dieses Mate- rial abgebunden hat, wird die zweite Injektionsstufe durchgeführt. Da durch die erste Injektionsstufe bereits eine Fließbehinderung für das nachdrückende Materi- al besteht, breitet es sich jetzt mehr flächig aus. Die dritte Stufe erzielt dann ab- schließend die eigentliche Dichtigkeit. Das Gel kann sich jetzt nur noch flächig an der Wand verteilen. – Einfachinjektion zum Aufbau eines Injektionsschleiers. Die Injektion erfolgt mit einer 2-Komponenten-Pum- pe. Es wird solange Materi- al eingepresst, bis sich ein Druckanstieg feststellen lässt bzw. bis das Material aus dem benachbarten Pak- kern austritt. So ist die Ver- bindung zwischen zwei Pak- kern geschaffen und mit an Sicherheit grenzender Wahr- scheinlichkeit der erforder- liche Abdichtungsschleier hergestellt. Bei der Vergelungstechnik, wie die Schleierinjektion auch ge- nannt wird, handelt es sich um kein neues Verfahren. Die Bahn setzt diese Technologie schon seit Jahrzehnten bei der Erneue- rung schwer zugänglicher Abdichtungen ein. Hierdurch entsteht im Anschluss an das Bauwerk eine neue Abdichtungs- ebene. Sie hat für diese Son- derbauweise in Form von „Hin- weisen für die Planung und Durchführung von Vergelungs- maßnahmen“ eine verbindliche Ergänzung zur AIB eingeführt. Sie endet letztlich in der Richt- linie 804-6102 „Vergelungsmaß- nahmen: Planung, Durchführung und Qualitätssicherung“. Eine Übertragung der dort beschrie- benen Sonderbauweise auf an- dere Bereiche ist in vielen An- wendungsfällen bereits erfolgt und wird sich auch hier durch- setzen. Dafür spricht die WTA (Wissenschaftlich Technische Ar- beitsgemeinschaft für Bauwerks- erhaltung und Denkmalpflege e.V.) – Merkblatt 4-6-98/D: „Nachträgliches Abdichten erd- berührter Bauteile“. Darin wer- den unter Punkt 6 die verschie- AUS DER PRAXIS um Feuchtigkeit und Maßnah- men dagegen, sondern um den Austausch des verseuchten Mau- erwerks. Dank der vorangegan- gen Bodenverfestigung war dies ohne Probleme und störende Sandrinnsale möglich. Um Set- zungen des Mauerwerks und Rissbildungen weitgehend aus- zuschließen, erfolgten diese Arbeiten sektionsweise 1, 3, 5 usw. um später die stehen ge- bliebenen Stege 2, 4, 6, 8 usw. auszutauschen. Dieser Teil des Gebäudes ist nun neu erstellt. Was ihm fehlt, ist die vertikale Abdichtung. Erdberührte Bauteile sind ab- denen Injektionstechniken be- schrieben. Unter 6.4.3 wird der Injektionsschleier im Baugrund behandelt. Der Deutsche Holz- und Bau- tenschutzverband e.V. (DHBV) bietet zu diesem zukunftsträch- tigen Thema das Fortbildungs- seminar „Grundlagen der Injek- tionstechnik“ an. Die Prüfung wird vom TÜV-Rheinland abge- nommen. Zusätzlich führt der Landesverband Hamburg und Schleswig-Holstein des DHBV Wochenendlehrgänge über 80 Unterrichtsstunden durch, die u.a. auch den gesamten Injek- tionskomplex abhandeln. Die Abschlussprüfung vor der Hand- werkskammer Hamburg beinhal- tet den Nachweis der Sachkunde im Bautenschutz für Mauer- werks- und Putzsanierung. Sol- che Fortbildungszertifikate wer- den in zunehmendem Maße von der Auftraggeberseite ge- fordert. Weiterbildung sichert die Zukunft. Dieter Pietsch, ö.b.u.v. Sachverständiger für das Holz- und Bauten- schutzgewerbe, Schenefeld Fotos: Mike Speer

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