S&E Glossary

Schützen & Erhalten · Juni 2004 · Seite 16 Eine Zusammenfassung ist in der Buchreihe „*Werkstoff- wissenschaften und Bauwerk- instandsetzen, Band V“ er- schienen. Insbesondere die Forschungsergebnisse der Pro- fessoren Schaubke und Schnei- der, beide TU Wien, sollten den unsachlichen Behauptungen ein Ende bereiten. Diese Arbeiten schließen nahtlos an die Ver- suche und die Ergebnisse der ETH in Zürich und der Hochschu- le in Delft an. Es gibt keinen An- bieter, der wissen- schaftlich beschreibt wie sein System funktioniert Papier ist sehr geduldig! Was diese Vertreiber besonders gut können, ist immer darauf zu verweisen, dass viele Objekte, meist wird von Tausenden ge- sprochen, „erfolgreich“ saniert wurden. Kein Mensch macht sich die Mühe zu prüfen, ob all diese Angaben auch stimmen. Fachleute werden oft zitiert, die zwar nie behauptet haben, dass elektrophysikalische Ver- fahren funktionieren, jedoch, dass die CM-Methode, nämlich das Überprüfen von Feuchte in einem Baustoff ein anerkann- tes System ist. Damit soll sug- geriert werden, „wir“ scheuen uns nicht auch anerkannte Fach- leute mit einzubeziehen. Feuchtemessungen sind zwar wichtig, jedoch sollte auch „richtig“ bewertet werden. Auch einem Laien ist klar, dass zu unterschiedlichen Zei- ten eine unterschiedliche Feuch- te gemessen werden kann. So- wohl die Jahreszeit wie auch die Luftfeuchte sind, neben vielen anderen Faktoren entscheidend. Eine Feuchteangabe sagt jedoch nichts über deren Ursa- che aus. Handelt es sich dabei um Kondenswasser oder kapil- lare Saugfähigkeit? Außerdem fehlen meist An- gaben über den Istzustand ( in der Regel wird keine vernünf- tige und aussagekräftige Bau- zustandsanalyse erstellt) bevor eine Instandsetzung durchge- führt wurde. Womit sollte also verglichen werden? Was hilft eine Patentanmeldung? Völlig falsch ist es natürlich, wenn behauptet wird, dass ein Verfahren nur deswegen funk- tioniert, weil es zum Patent angemeldet wurde. Auch wenn eine Patenterteilung erfolgte, so ist damit nicht ausdrücklich bewertet, ob ein Verfahren auch zum Erfolg führt, sondern nur, dass es sich um etwas Neues (noch nicht auf dem Markt) handelt. Noch ein Praxis- beispiel: Vor kurzem wurde in Lands- hut (also ein Jahr vor der 800 Jahrfeier) einer Fa. die sich mit elektroosmotischen „Trockenle- gungsmaßnahmen“ beschäftigt erlaubt an mehreren Objekten solch eine Anlage einzubauen. Es wurde auch in der Presse darüber berichtet. Darauf hin haben sich ei- nige Wettbewerber beschwert und einen Sachverständigen eingeschaltet. Der Gipfel der Unverfroren- heit ist jedoch, dass bei die- ser Auseinandersetzung zwi- schen einem Sachverständigen (der mich dazugezogen hatte) und der Städtischen Behörde sowie dem Geschäftsführer des Deutschen Holz- und Bauten- schutzverbandes von einem Hersteller unter anderem be- hauptet wurde, dass die Lehr- und Versuchsanstalt Villach die- ses Verfahren ständig wissen- schaftlich überprüft und für gut befunden hat. Es war für mich unvorstell- bar, dass diese Angaben korrekt sein konnten. Ich recherchierte in dieser Angelegenheit weiter und konn- te mich nur wundern wie viel Verlogenheit auf einem Blatt Papier möglich ist. Als ich den zuständigen Mitarbeiter – einen Professor – erreichte und die- sen zur Rede stellte, dass ein anerkanntes öffentliches Institut (vergleichbar mit unserer Bun- desanstalt für Materialprüfung) sich so einen Fehler erlaube, bekam ich zu hören, dass ge- gen diese Firma bereits Straf- anzeige erstattet wurde. Seit ich den Sachverhalt den Verantwort- lichen der Stadtverwaltung vor- getragen habe herrscht Funk- stille. Dies wirkt deswegen so schwer, weil wenn ein Hausbe- sitzer oder Immobilienverwal- ter davon hört, dass sogar die Stadtverwaltung ihre Objekte mit solchen Verfahren „trocken- legen“ lässt, viele ohne weite- re Prüfungen auch auf solche untauglichen Verfahren herein- fallen. Das Vorgenannte ist nur deshalb ausführlicher beschrie- ben, damit auch der auf dem Gebiet der Elektrophysik weni- ger Versierte versteht, dass nicht jeder, der sich als Spezialist ausgibt, auch wirklich sein Handwerk versteht. All dies interessiert die Ver- treiber solcher Anlagen offen- bar nicht. Sie verweisen stets auf bisher so erfolgversprechen- de praktische Ergebnisse. Jedoch keine Patentanmeldung, auch keine goldene Erfindermedail- le von der Messegesellschaft „X“ und erst recht kein Referenz- schreiben des Herrn Pfarrer „Y“ aus „Z“ kann diese Fakten aus der Welt schaffen. Ebenso we- nig hilft eine schöne Urkunde mit einer sehr langen Gewähr- leistungszeit. Viele Firmen sind sich ih- rer unlauteren Machenschaften sehr wohl bewusst und profi- tieren nur von der mangelnden Sachkenntnis der meisten Haus- besitzer. Resümee Fakt ist, dass es einige Phä- nomene gibt, die sehr komplex sind und dadurch von der Wis- senschaft nicht immer und ex- akt im Zusammenwirken vorher- sehbar sind. Fest steht jedoch, dass die Baustoffe und die daraus resul- tierenden Gesetzmäßigkeiten, insbesondere die Saugfähigkeit; Oberflächenbenetzungen und die kapillaren Kräfte, sehr gut erforscht sind. Und nur wenn es gelingt, dieses Saugverhal- ten zu unterbinden, kann man von einem brauchbaren und für die Praxis tauglichem Verfahren sprechen. Fachleute diskutieren nicht kontrovers, sondern sie sind sich einig, dass es sich bei den elek- trophysikalischen Verfahren um ungeeignete Verfahren für die Praxis der Mauertrockenlegung handelt. Edmund Bromm * Werkstoffwissenschaften und Bauwerkinstandset- zen, Band V, ist erschienen im Aedificatio Ver- lag, Wintererstraße 78, 79104 Freiburg i. Br., Email: info@aedificat.de DIE FACHBEREICHE Bautenschutz Kämpft seit Jahren gegen betrügerische Machenschaften in der Bauwerks- sanierung: Edmund Bromm.

RkJQdWJsaXNoZXIy OTg3NzQ=