S&E Glossary

dass der Hausschwamm durch die chemischen Mittel nicht abgetötet wird. Mit der früher lieferbaren Raco-Paste der Fir- ma R. Avenarius & Co. aus Gau-Algesheim gab es keine Beanstandungen. Dieses Mittel war sehr stark alkalisch und durch die Imprägnierung der Wand wurde die Alkalität in die Wand übertragen. Mit dem heutigen Wissen um Hausschwamm- sanierung geht der Verfasser davon aus, dass die positive Wirkungsweise nicht allein auf das Pentachlorphenol, sondern auch auf die starke Alkalität zurückzuführen war. Quads oder Borverbindungen bleiben in der Wand löslich. In den technischen Merkblättern steht sinngemäß, dass die Schwammsanierung mit diesen Produkten nur dann funktioniert, wenn die Wand getrocknet wird und trocken beibehalten wird. Dann erst sind die Mittel in der Lage das Wachstum des Hausschwamms zu behindern. Das heißt, dass auch die chemischen Mittel darauf an- gewiesen sind, dass anschlie- ßend nach der Sanierung die Wand trocken ist. Mit dem Hin- weis in der Norm, dass nach der Bohrlochtränkung die Wand unverzüglich zu trocknen ist, ergeben sich dann völlig neue Schwammbekämp- fungsstrategien. Die Schwammsanierung funktioniert allein über die Trocknung, wie hier an verschiedenen Beispielen dargestellt ist. Insofern ist die als Regelverfahren beschriebene Methode der Bohr- lochtränkung und Oberflächenbehandlung aus der Sicht des Verfassers fraglich, wenn nicht sogar überflüssig. Es gibt tatsächlich nur ganz wenige Schwammvorkommen, wo mit einer Bohrlochträn- kung sinnvoll eine Sanierung gegen den Haus- schwamm durchgeführt werden kann. Zur Regelsanierung zählt auch, dass auf eine Bohrlochtränkung der Wand verzichtet werden kann, wenn die Wand (mit Hausschwamm be- fallen) getrocknet wird, trocken beibehalten wird und kein Holz mehr eingebaut wird (DIN 68 800 Teil Abs. 4.3.1). Das ist die Methode, die der Verfasser für sich als Aushungerverfah- ren benannt hat. Aushungerverfahren Ausgehend von der zuvor genannten Rege- lung (Abs. 4.3.1) hat der Verfasser bei dickeren Ziegelsteinwänden von Hausschwamm befallene Balkenköpfe abgeschnitten und die Auflage in der Wand des restlichen Balkens mit Stahl vorge- nommen. Damit war kein Holz mehr in der Wand eingebaut, die Wand wurde getrocknet und an- schließend verputzt. Auf eine Bohrlochtränkung wurde verzichtet. Schäden in diesem Bereich durch Hausschwamm sind nicht zu erwarten. Selbst bei trockenen, dicken Ziegelsteinwän- den hat der Verfasser diese Stahlanlaschungen benutzt, um auf eine mögliche Bohrlochträn- kung zu verzichten. Hier bestand die Gefahr, dass die Wand innen noch nicht lange genug trocken war und der Hausschwamm sich noch in Trockenstarre befand. Da in diesem Fall der Bauherr sowieso davon ausging, dass eine Bohr- lochtränkung auch allein wegen der Anwesenheit von Hausschwamm durchgeführt werden müsse, war er über eine solche Maßnahme hinsichtlich der Kosten sehr erfreut. In früheren Zeiten wurden vom Verfasser sol- che Bauwerke regelmäßig kontrolliert, je nach Nutzung. Waren es Mietwohnungen, dann wur- de zum Schluss der Heizphase eine Begehung durchgeführt. Bei Baudenkmälern wurden Be- gehungen immer dann durchgeführt, wenn der Verfasser in der Nähe war, um zusätzliche Überprüfungsko- sten einzusparen. Bei diesem Verfahren des Aushungerns ist es wichtig, dass keine Holzreste in der Wand verbleiben. Zu Holzresten gehören auch Fenster. Deshalb lassen sich z. B. im denkmal- geschützten Bau mit einer sol- chen Maßnahme dem Bauherrn höhere Kosten sparen. Sind Holzfenster vorhan- den (nachträgliche Befalls- gefahr), werden sie durch Kunststofffenster ersetzt. Bautechnisch ist das durchführbar, in den meisten Fällen ist das der Denkmalpflege auch zu vermitteln. Andernfalls sind etwas längere und heftigere Diskussionen notwendig, um die Denkmalpflege von der Not- wendigkeit der Kunststofffenster zu überzeugen. Sicher gibt es auch hier Ausnahmen, aber im normalen Wohnungsbau in denkmalgeschütz- ten Gebäuden konnten bisher in 95% der Fälle Kunststofffenster eingebaut werden. Künstliches Austrocknungsverfahren Dieses Verfahren lässt sich im Wohnungsbau häufig erfolgreich einsetzen. Verwendet werden Infrarotstrahler oder Mikrowellengeräte. Eine vom Schwamm durchwachsene Wand wird aufgewärmt auf mindestens 50°C für 20min. Hat z. B. eine Ziegelwand 50°C erreicht, ist sie in aller Regel komplett trocken. Das muss gemessen werden. Hier wird mit dem CM-Messgerät vor Beginn der Sanierung die Feuchtigkeit bestimmt. Nachdem die 50°C erreicht sind, kann eine weitere Mes- sung durchgeführt werden. Der Restfeuchtegehalt sollte bei 2% liegen, 3% ist auch noch möglich. Unsinnig ist, die Wand mit diesem Verfahren auf 0,5% zu trocknen. Das kostet zu viel Energie. Das Verfahren funktioniert nicht nach dem System der Abtötung des Hausschwamms nur mit Hitze, weil dann höhere Temperaturen benötigt werden. Das Verfahren ist eine Kombination von Austrocknung des Mediums und Hitzebehand- lung. Der Verfasser hat mit dieser Methode in den letzten Jahren mindestens 10 Objekte be- handeln lassen, das erste bereits im Jahr 2004 in Hamburg. Schäden sind bisher nicht wieder aufgetreten. Es gab auch keine neu aufgetre- tene Feuchtigkeit. Wirtschaftlich gesehen ist dieses Verfahren wesentlich teurer als die Bohrlochtränkung. Der Vorteil liegt in den Nebenkosten. In aller Re- gel muss die Wohnung nicht geräumt werden. Je nach Mauerwerksaufbau muss auch nicht je- der Putz beseitigt werden. Wie bei den zuvor genannten Verfahren auch, sind durch Zimmer- leute die zerstörten Holzkonstruktionen wie- derherzustellen. Wie bei allen Schwammsanierungsverfah- ren ist es auch hier notwendig, die Feuch- tigkeitsquelle abzustellen. Ansonsten feuch- tet die Wand wieder auf. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass ohne diese Maßnahme der Schwamm wieder auflebt, aber es ist möglich, dass am Holz anhaftende Sporen langfristig gesehen wieder keimen können. Dem Verfasser ist von den selbst begleiteten Objekten keines bekannt, wo der Hausschwamm nach der Hit- zebehandlung mit den hier genannten Werten wieder aufgelebt ist. Diese Technik funktioniert überall dort, wo über Kapillarsysteme Feuchtigkeit getrocknet werden kann. Diese Methode funktioniert z. B. nicht bei Lehmsteinen, Lehmfachwerk oder Po- renbeton. Sind diese Systeme nass, lassen sie sich nicht mit vertretbarem Aufwand trocknen. Heißluftmethode Diese als Sonderverfahren neu in die DIN auf- genommene Methode beruht auf der Abtötung des Hausschwamms durch höhere Temperaturen. Dabei spielt die Verweildauer des Pilzgeflechts in der Wärme eine wesentliche Rolle. Im DIN-Arbeitskreis wurden die vielen Va- rianten, die es bei der Erzeugung von Heißluft gibt, nicht ausgiebig diskutiert. Das führte dazu, dass die Heißluftmethode mit dem Hinweis auf Fachleute mit Erfahrung eingeführt wurde. Wenn Propangas verbrannt wird, entsteht aus 1 kg Propangas 1,6 kg Wasser. Wenn Heizöl ver- brannt wird, entsteht aus 1 kg Heizöl ungefähr die gleiche Menge Wasser. Wird mit einer sol- chen direkten Heizung ein geschlossener Raum beheizt, indem die Verbrennungsgase in diesen Raum hineingeblasen werden, erhöht sich die Feuchtigkeit in diesem Raum. Bei kalten Wänden kann das zur Kondensatbildung führen. Je hö- her die Temperatur, umso größer wird die Kondensatmenge. Da aber bei einer reinen Heißluftmethode, also dem Ver- fahren mit dem Einblasen der Verbrennungsluft, ein Überdruck im Gebäude entstehen würde, wird häufig die überschüssige warme Luft durch den First ab- geleitet. Zur besseren Durch- strömung wird dann im Brenner mehr Luft zugeführt, als zum Verbrennen benötigt wird (die Wasserkonzentration wird also Fachbereiche Sachverständige Joachim Wießner ö.b.u.v. Sach- verständiger der Hand- werkskammer Oldenburg für das Holz- und Bautenschutz- gewerbe, seit 1986 vereidigt Heinrich-Heine-Straße 6 49688 Lastrup Telefon: 0 44 72 / 94 84 - 0 Telefax: 0 44 72 / 94 84 84 E-Mail: info@jochenwiessner.de Heißluftanwendung zur Bekämpfung von Hausschwamm in einem Fachwerk- haus (geregelte Heißluft mit getrennter Rauchgas- führung). Schützen & Erhalten · September 2014 · Seite 20

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