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Schützen & Erhalten · Juni 2021 · Seite 12 FACHBEREICHE I HOLZSCHUTZ die „nichtsaugende“ Fensteroberflä- che. Gegenüber den benachbarten Gefachefeldern, hier wird ein Teil des Wassers kapillar aufgenommen, gelangt Fassadenwasser ohne Reduzierung zum Brüstungsriegel. Aus dem Grund wird der Abdichtung unterhalb vom Fenster besondere Sorgfalt beigemessen. Es gibt wohl kein Fachwerkfenster ohne Sohl- bankabdeckung. Neben dem nach außen gerichteten Gefälle ist eine wirksame und sichere Sohlbankaufkantung und -anschluss von entscheidender Bedeu- tung. Die Aufkantung sollte möglichst hinter der Fensteraußenfläche oder zumindest in den Rahmen eingefügt werden (Bild 2). Zusätzlich schützt eine Deckleiste die Fachwerkstiele vor einer Durchfeuchtung. Leider werden mitunter aus Be- quemlichkeit die Fenstersohlbänke ohne Aufkantung stumpf angeschlossen. Eine Silikonfuge (Bild 3) soll dann für eine dauerhafte Lösung sorgen. Auch das Annageln oder Anschrauben einer einfachen Aufkantung ist weit verbreitet. Niederschlagswasser kann bei beiden Varianten hinter die Solbankabdeckung eindringen, denn eine Silikonfuge ist keine dauerhafte Lösung. Bild 10: Fehler bei der Sanierung, entweder Schwelle zu niedrig eingebaut oder Gehweg- pflaster zu hoch. Bild 5: Nach außen ragende „Gefachekissen“ Bild 9: Sichtbare Horizontalabdichtung wird zur Wasserfalle. Fachwerk und Gefache liegen nicht in einer Ebene Aus optischen Gründen oder einem zweifelhaften Zeitgeist entsprechend werden Gefachebaustoffe gegenüber dem Fachwerk deutlich nach innen (Bild 4) oder nach außen (Bild 5) gerückt. Diese Spielarten der Ausfachung führen entweder an der Unter- oder Oberkante der Riege zu zusätzlichen Vorsprüngen und Fassadenwasser wird nicht auf dem schnellsten Weg abgeführt. An jeder vor- springenden horizontalen Kante kommt es zur Feuchtekonzentration im Bereich der Fuge zwischen Holz und Ausfachung. An modernen Fachwerkhäusern werden mitunter optische Stielelemente aus der Versenkung geholt, die den bautechnischen Holzschutz ab absur- dum führen. Nicht nur zurückversetzte Fugen zwischen Fachwerk und Gefache, sondern auch eine Profilierung innerhalb des Gefaches sorgen dafür, dass Nieder- schlagswasser an möglichst vielen Stellen in die Konstruktion eindringen kann (Bild 6). Oder wird’s die Hydrophobierung schon richten? Das KVH-Holz aus Fichte (Dauerhaf- tigkeitsklasse 4) konnte in diesem Beispiel trotz einer Oberflächenimprägnierung und der Hydrophobierung dem Pilzbefall nichts entgegensetzen. Ein Blick in unsere historischen Fach- werkstädte genügt, um zu erkennen, dass der Deckputz vom Gefache bündig

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