klein_S&E_02_2021_ub

Untersuchung von Gebäuden mittels Thermografie - Teil 1 von Dipl.-Ing. Eva Anlauft Etwas Theorie: Die Thermografie ist ein berührungsloses bildge- bende Temperaturmessverfah- ren und damit eine zerstörungs- freie Messmethode, i.d.R. ohne Beeinflussung des Messobjekts. Das physikalische Prinzip beruht darauf, dass jedes Objekt, unab- hängig vom Aggregatzustand, mit einer Temperatur oberhalb des absoluten Nullpunktes (0 K oder -273°C) eine elektromagne- tische Wärmestrahlung aussen- det (emittiert), die jenseits der roten Linie des sichtbaren Lichts (Lambda: 0,75 µm) im elektro- magnetischen Spektrum liegt, siehe auch Bild 1. Diese hängt nur von zwei Größen ab, der Temperatur und von der Ober- fläche und dem Material des Körpers (Emissionsgrad). Bild 1: Infrarotstrahlung im elektromagnetischen Spektrum Für technische Temperaturmessun- gen von Bedeutung ist der Bereich bis etwa 20 µm. Die Messgeräte (Thermografiekameras) erfassen jeweils einen spektralen Messbe- reich, also nur Bruchteile der Ge- samtwärmestrahlung, die ein Ob- jekt aussendet. Die Transmission der Luft ist sehr stark wellenlängenabhängig. Wäh- rend im Bereich (8...14) μm, dem langwelligen atmosphärischen Fenster, die Durchlässigkeit auch über große Entfernungen gleich- mäßig hoch ist, treten im Bereich (3...5) μm, dem mittleren atmos­ phärischen Fenster, bereits bei Messentfernungen von einigen zehn Metern messbare Abschwä- chungen durch die Atmosphäre auf. Für Messungen im Außenbereich sollten Thermografiekameras im langwelligen Infrarotfenster (8 bis 14) μm verwendet werden. Die relevanten Materialien in der Ge- bäudethermografie weisen in die- sem Spektralbereich zudem relativ hohe Emissionsgrade auf. Die einfallende Wärmestrahlung wird von einem IR- Detektor (Ener- giewandler) in elektrische Signale umgewandelt und zu einem Wär- mebild weiterverarbeitet. Den ge- messenen Temperaturen werden zur Visualisierung Farbe zuge- ordnet. Die häufigste verwendete Farbpallette ist die Regenboden- farbpallette, niedrige Temperatu- ren werden in Blau- bzw. Grüntö- nen und höhere Temperaturen in Rottönen dargestellt. Die vom Messkopf erfasste Strah- lung besteht aus der Emission des Messobjekts, der Reflexion und Transmission von Fremdstrahlung. Die Summe wird immer gleich 100% bzw. 1 gesetzt. Die Intensität der abgegebenen Strahlung hängt von dem Emissionsgrad des Mate- rials ab. Als Emissionsgrad wird die Fähig- keit eines Materials bezeichnet, Wärmestrahlung zu emittieren. Der Reflexionsgrad ist die Fähigkeit ei- Schützen & Erhalten · Juni 2021 · Seite 69

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