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Eintagesbaustellenpacker
Vor einigen Jahren (2005) erlangte
eine Nachricht Aufsehen, nach der ein
wertvoller Cranach-Altar im Erfurter Dom
mithilfe von Lagererzwespen erfolgreich
gegen den Befall durch Holzwürmer (Ge-
wöhnlicher Nagekäfer [
Anobium puncta-
tum
]) behandelt wurde. Leider hielten
die präsentierten Ergebnisse näheren
Nachprüfungen nicht Stand und letztlich
musste erkannt werden, dass hier, wie
auch bei anderen Versuchen, bislang bio-
logische Bekämpfungsmethoden gegen
Holzschädlinge nicht zum Erfolg führten.
Es gibt indes eine ganze Anzahl von räube-
rischen Insekten, aber auch von Parasiten und
Parasitoiden, die holzzerstörende Insekten auf
ihrem Speiseplan haben und damit grundsätz-
Biologische Bekämpfung von holzzerstörenden
Insekten durch Prädatoren und Parasiten
tet werden damit diese aktiv bleiben, um ihrer
Beute nachzustellen oder diese zum Beispiel
mit ihren Eiern zu belegen. Auch die notwen-
dige zeitliche Verzahnung der Ausbringung von
Nützlingen mit dem Lebenszyklus der Zielorga-
nismen ist offensichtlich.
Wegen der bisherigen Schwierigkeit, die an
Holzschädlinge angepassten Räuber oder Pa-
rasiten in großer Zahl zu züchten, wurde auch
untersucht, ob andere Organismen hierfür Ver-
wendung finden können. Vor diesem Hintergrund
fand der eingangs erwähnte Einsatz von Lager-
erzwespen zur Anobienbekämpfung statt. Diese
Insekten werden im Vorratsschutz mit Erfolg zur
Dezimierung von Tabakkäfern oder Kornkäfern
eingesetzt. Die praktischen Erfahrungen, wie
auch experimentelle Untersuchungen zeigten
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Hausbuntkäfer.
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Hausbuntkäfer Larve.
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Blaue Fellkäfer Larve.
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Nagemehlauswurf wird eher der Tätigkeit von
räuberischen Käfern, als den Nagekäfern zu-
geordnet. Zum Teil sichtbar an „Wanderungs-
spuren“ der Buntkäferlarven im Nagel.
Fotos 1–3: Dr. Reiner Pospischil, DpS 1 und 2/2000, 52. Jahrgang
Foto 4: Autor
Dipl.-Biologe
Lutz Kriegerowski,
seit über 30 Jahren
Geprüfter Schädlings-
bekämpfer, Holz-
und Bautenschützer,
Sachverständiger
für Schimmelpilze
(TÜV) und Freier
Sachverständiger
für biotische
Gebäudeschäden
Telefon
(05056) 1472
E-Mail:
lich zum Einsatz im biologischen Holzschutz
geeignet wären. Am bekanntesten unter ihnen
sind wahrscheinlich die beiden Buntkäferarten
Blauer Fellkäfer [
Korynetes caerulus
] und Haus-
buntkäfer [
Opilo domesticus
], die Brackwespen
[z.B.
Spathius exarator
] oder Kugelbauchmilben
[
Pyemotes ventricosus
]. Auch Bakterien und Viren
können zu schwerwiegenden Erkrankungen der
Zielorganismen führen und sind damit potenti-
elle Nutzorganismen zur Schädlingsbekämpfung.
Im Vorrats- und Pflanzenschutz werden Nützlinge
seit langem erfolgreich eingesetzt.
Um sich diese Organismen in der Bock- oder
Nagekäferbekämpfung zunutze zu machen, sind
verschiedene Voraussetzungen zu erfüllen: Als
Wichtigste muss deren massenhafte Züchtung
und Vermehrung gesehen werden, damit ein
befallenes Objekt mit einer großen Überzahl an
Feinden künstlich besiedelt (überschwemmt)
werden kann. Eine zu geringe Anzahl würde
entsprechend der Lotka-Volterra-Regel (Grafik)
zwar zu einer Verringerung der Schädlingspopu-
lation, nicht aber zu einer Befallstilgung füh-
ren. Darüber hinaus müssen im Befallsobjekt die
Bedingungen für die Nützlinge optimal gestal-
aber, dass diese Parasitoiden die Holzschädlinge
nicht hinreichend als Wirte für die Eiablage ak-
zeptieren bzw. die Larven im Holz nicht finden.
Weitere Untersuchungen im gesamten Spektrum
der natürlichen Feinde von holzzerstörenden
Insekten müssen zeigen, ob künftig auch im
Holzschutz biologische Bekämpfungsmethoden
erfolgreich sein können. Derzeit stellt dies noch
keine Option dar.
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Lotka-Volterra-Regel: In zeitlicher Abfolge
schwanken die Populationen von Räuber-
und Beuteorganismen, sodass ohne
massenhafte künstliche Überpopulation
von Räuberorganismen ein Zusammen-
bruch der Zielorganismen nicht erfolgen
kann. (Grafik
aus Wikipedia)
Schützen & Erhalten · Juni 2012 · Seite 9