Schützen & Erhalten - page 9

Schützen & Erhalten · September 2011 · Seite 9
Thema
Verbandstag 2011
DHBV-Holz-
schutzkonferenz
2011
Auch in diesem Jahr begann die Holz-
schutzkonferenz mit einer Bestimmungs-
übung: Die Teilnehmer hatten 30 Minuten
Zeit ihr Wissen an 25 mehr oder weniger
schweren Probestücken zu testen.
Der erste Vortrag zum Thema „Wie findet der
Hausbock zum Holz – Neues von einem altbe­
kannten Schädling“ wurde von Dr. Rudy Plarre,
Mitarbeiter der Bundesanstalt für Materialfor­
schung und Materialprüfung, gehalten.
Dass der Käfer wahrlich ein altbekanntes
Insekt ist, zeigte er uns an der ältesten deut­
schen Veröffentlichung aus dem Jahr 1738. Aber
erst seit etwa zehn Jahren ist bekannt, dass die
Holzauswahl vom Männchen vorgenommen wird.
Diese und auch andere Erkenntnisse stammen aus
zahlreichen Laborversuchen der BAM. Dr. Plarre
zeigte den Zuhörern, mit welchem Einfallsreich­
tum Lauf- und Flugkammern gebaut wurden, um
in Versuchen die Verhaltensweisen der Insekten
kennenzulernen. Selbst auf luftgelagerten Tisch­
tennisbällen wurde dem Hausbockmännchen das
Laufen beigebracht, um so rechnergestützt die
Laufrichtungen zu bestimmen.
Diese Versuche dienten auch zur Klärung
wichtiger Fragen: welches Holz nun gefährdet ist
und welches nicht. Es wurde das Wahlverhalten
der männlichen Hausbockkäfer z.B. gegenüber
KVH Fichte und KVH Kiefer getestet. Dabei gab
es deutliche Unterschiede. Noch in diesem Jahr
sollen die gesamten Forschungsergebnisse ver­
öffentlicht werden.
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum
Hausbock hatten auch mittelbar Einfluss auf
einige Passagen der neuen DIN 68800 Teil 4.
Darüber und über die praktische Umsetzung des
neuen Normenteils „Bekämpfungs- und Sanie­
rungsmaßnahmen gegen holzzerstörende Pilze
und Insekten“ referierte Ekkehard Flohr, Fach­
bereichsleiter Holzschutz im DHBV.
Nach einer kurzen Gegenüberstellung der
Gliederungspunkte aus der alten Fassung von
1992 und der jetzigen wurde deutlich, dass sich
einiges geändert hat. Neben 15 Begriffsdefiniti­
onen, unter denen sich der zentrale Begriff der
„Regelsanierung“ befindet, wird auch auf die
richtige Vorplanung unter Mitarbeit von Holz­
schutzfachleuten großen Wert gelegt. Erstmals
wird in einer Anmerkung in der Norm die zeit­
versetzte Wirksamkeit der Holzschutzmittel in
Abhängigkeit der Wirkstoffe beschrieben (seit
1998 nur im Kommentar der alten Norm).
Ekkehard Flohr beschrieb in der Folge die
handwerkliche Vorgehensweise der Pilz- und
Insektenbekämpfung und illustrierte den Nor­
mentext mit entsprechenden Praxisbildern. So
wurden Fachdetails wie das Auskratzen der Fu­
gen, die Behandlung von Mauerwerk bei nur
oberflächlichem Schwammbefall und das Be­
Einblicke in die
Berufsausbildung
Im Anschluss an die Bautenschutzkonferenz
berichtete der DHBV-Vizevorsitzende und Vorsit-
zende des Ausschusses Berufsbildung, Dipl.-Ing.
Gero Hebeisen, über den Stand der Meisterausbil-
dung und verlas die Glückwünsche des stellver-
tretenden Hauptgeschäftsführers der HWK Düs-
seldorf, Dr. Axel Fuhrmann, für die Leistungen
und das Erreichte in der Berufsausbildung. In
Anbetracht der erzielten Fortschritte im Abstim-
mungsverfahren mit den beteiligten Gewerken
und Verbänden ist zu erwarten, dass bereits im
kommenden Jahr der erste Meisterlehrgang im
Holz- und Bautenschutz in der HWK Düsseldorf
starten kann.
Anschließend hatte, stellvertretend für alle
Auszubildenden, Lilly Spirgatis das Wort. Die
Tochter des Fachbereichsleiters Bautenschutz ist
Auszubildende im zweiten Lehrjahr und derzeit
in Nordrhein-Westfalen der einzige weibliche
Lehrling in der Holz- und Bautenschutzausbil-
dung. In ihrem Erfahrungsbericht gab sie einen
Einblick in die Berufsschul- und überbetriebliche
Ausbildung am Standort Krefeld sowie in den
Alltag eines Lehrlings im Betrieb und auf der
Baustelle. Ihr Fazit: Ein hochinteressanter Be-
ruf mit vielen Herausforderungen und obwohl
der Baustellenalltag für Mädchen nicht gerade
leicht ist, würde sie die Berufswahl jederzeit
wieder treffen.
Christian Ventker berichtete abschließend
über die Ziele, Inhalte und Modalitäten des Stu-
diengangs „Bauen im Bestand“ an der Akademie
Bauhandwerk im Handwerkskammer Bildungs-
zentrum, in Kooperation mit der Fachhochschule
Münster. Christian Ventker ist Student im fünften
Semester und damit einer jener 17 Studenten,
die den Studiengang vor zwei Jahren erstmals
begonnen haben. Auch er ist überzeugt mit der
Studienwahl die richtige Entscheidung getrof-
fen zu haben. So erwartet er für die Bachelor-
Absolventen nicht nur hervorragende Chancen
auf dem Arbeitsmarkt, sondern auch die Studi-
enzeit habe ihm soviel Wissen und Erkenntnisse
eingebracht, die er als „Baumensch“ nicht mehr
missen möchte.
beilen von durch Nassfäulepilze geschädigter
Hölzer besprochen.
Zum Abschluss der Holzschutzkonferenz wur­
den dann die mit Spannung erwarteten Lösungen
der Bestimmungsübung präsentiert. Einmal mehr
wurde deutlich: Holzschutz ist ein Thema, bei
dem man nie auslernt. Dieser Bereich bleibt
wohl den Freaks unter den Holz- und Bauten­
schützern vorbehalten.
Ekkehard Flohr
Dr. Rudy Plarre bei
seinem Vortrag zum
Thema „Wie findet
der Hausbock zum
Holz – Neues von
einem altbekannten
Schädling“.
Gab gekonnt einen
Einblick in die
Berufsausbildung:
Lilly Spirgatis.
Die DHBV Holz-Freaks
bei den Bestimmungs-
übungen.
Fotos: Detlef Krause
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