Glosse
Meister
„Es ist noch kein Meister vom Himmel
gefallen“, pflegte mein Vater immer zu
sagen, in einer Zeit als die Jeans noch
„Texashose“ hieß und der bekannteste
Meister „Eder“.
Welch ein Irrtum, wie sich am 10. 09. 2012 he-
rausstellte, dem Tag an dem die „Holz- und
Bautenschutzmeisterverordnung“ (oder allge-
meinverständlicher HoBaMstrV) unverhofft aus
dem Ministeriumsfirmament für Wirtschaft und
Technologie purzelte.
Wirklich „unverhofft“? War es nach dem Auf-
stieg in die 1. Liga „Ausbildungsberuf“ im Jahre
2007 nicht die logische Konsequenz, dass sich
Vorstand und Geschäftsführung den Meisterti-
tel als weiteres Juwel in das Diadem der Erfolge
einfassen durften?
Ich denke, dass dies so kurzfristig nicht
selbstverständlich war, wie man in anderen Bran-
chen sieht. So wartet der 1.FC Köln bereits seit
34 Jahren auf den „Meistertitel“ und so wie es
aussieht, kann es damit frühestens
2014 etwas werden. Dazu von dieser
Stelle: toi, toi, toi!
Aber war das alles wirklich erfor-
derlich? Ist der Meister im Holz- und
Bautenschutz vielleicht nicht mehr
als eine Sättigungsbeilage zum Ge-
sellenbrief? Ich meine nein, macht
sich doch ein Meisterbrief nicht nur
ungleich dekorativer an der Wand
des Arbeitszimmers, sondern zeugt
er doch hauptsächlich davon, dass sich Fleiß
und Ausdauer letztendlich bezahlt machen und
Qualität sich durchsetzt.
Aber auch drohende Gefahren dürfen nicht
unerwähnt bleiben. Wie wäre es um einen Stamm
bestellt, der irgendwann nur noch aus Häuptlin-
gen besteht und keine Indianer mehr kennt?
Was, wenn der Kapitän keine Crew mehr hat,
Schneewittchen keine Zwerge, der Wolf keine
Geißlein? Der Meister keinen Stift?
Wenn es nicht gelingt genügend
Jugendliche für unseren Lehrberuf
zu begeistern (was auch heißt Aus-
bildungsplätze anzubieten), bleibt
nur noch die Eigenversorgung, was
im hohen Alter auch nicht einfacher
wird, meine Herren.
Soweit ich mich erinnere, wur-
de zuletzt auf der HOBA 2008 der
damals fünf Wochen alte Fynn von
unserem Präsidenten als jüngstes
Mitglied im Verband begrüßt. Auch eine Quote,
die es zu verbessern gilt.
Aber lasst uns positiv in die Zukunft blicken
und zuversichtlich sein, dass der Begriff „Meister“
demnächst nicht primär mit Bayern, Dortmund,
Proper oder Röhrich in Verbindung gebracht wird,
sondern mit dem Holz- und Bautenschutz.
In diesem Sinne – es lebe die HoBaMstrV
Ihr Ralf Hunstock
Editorial
mit Freude sehe ich auf das
ausklingende Verbandsjahr
zurück. In zahlreichen Ge-
sprächen mit unseren Mit-
gliedern konnte ich erfreut
feststellen, dass die Stim-
mung im Verband als hervor-
ragend und die Auftragslage
in unserer Branche als durchgehend gut
zu bezeichnen ist.
Da auch die Preisgestaltung meist „zufrieden-
stellend“ war, haben zahlreiche Unternehmen
dies für neue Ausstattungen und Erweiterungen
genutzt. In einem Seminar, das im Rahmen der
Herbsttagung in Nordrhein-Westfalen stattfand,
hat ein Kollege seinen neuen Weg aufgezeich-
net, die Kundenzufriedenheit sicher zu stellen.
Er hat nach Auftragsende seine auf der Bau-
stelle tätigen Mitarbeiter gebeten vom Kunden
eine Bestätigung für die saubere und gute Auf-
tragsabwicklung zu erbitten. Wenn dort noch
Mängel genannt wurden, wurden diese möglichst
am gleichen oder einen der darauffolgenden Tage
SOFORT behoben. Der Chef hat danach seinem
Kunden einen kleinen Blumenstrauß ins Haus
bestellt und die Erkenntnis bekommen: „Die von
Mund-zu-Mund-Reklame“ seiner Kunden war bes-
ser und mit diesem „Dankeschön“ billiger, als jede
Anzeige in der Presse. Eine Erfahrung, die ich Ih-
nen gerne weitergebe, denn „zufriedene“ Kunden
danken es Ihnen durch Weiterempfehlung ihres
Betriebes innerhalb von Familien und Nachbarn.
Wer zu seinem Kundenstamm vor allem Privatkun-
den zählt, sollte einmal darüber nachdenken. Ich
jedenfalls könnte mich geradezu darüber ärgern,
dass ich in meiner 43-jährigen Betriebsführung
nicht auf diese Idee gekommen bin.
Die „Jahreskrone 2012“, man kann es nicht
oft genug wiederholen, ist jedoch der Meister
im Holz- und Bautenschutz. Der Holz- und Bau-
tenschutz ist damit aus dem Schattendasein der
handwerksähnlichen Gewerke in das Licht der an-
erkannten Handwerksberufe aufgestiegen. Dank
dem Verhandlungsgeschick und Durchsetzungs-
vermögen unserer „Meistermacher“ Gero Hebei-
sen und Friedel Remes können wir seit dem 1.
November 2012 mit Stolz vermelden: Das 1953
verkündete Verbandsziel, einen Ausbildungsbe-
ruf im Holz- und Bautenschutz, wenn möglich
mit Meisterabschluss zu erreichen, ist nach 59
Jahren erfüllt.
Als Beispiel, was dies für unsere gesamte
Branche bedeutet, möchte ich Ihnen vom Herbst-
empfang der Handwerkskammer Düsseldorf, un-
serem Partner in der Meisterausbildung, berich-
ten. Vor der Vollversammlung der Handwerkskam-
mer stellte deren Hauptgeschäftsführer Dr. Axel
Fuhrmann den Holz- und Bautenschutz in seiner
Entwicklung als beispielhaft für eine zukunfts-
weisende Handwerkspolitik dar. Ein größeres Lob
kann ein „B-Beruf“ in einer Versammlung der
„A-Berufe“ wohl nicht erfahren.
Sie haben jetzt die Chance etwas zu errei-
chen, was vor Ihnen seit Generationen kein
Handwerker in einen Bauberuf erreichen konn-
te, nämlich zu den historisch ersten Meistern
seiner Branche zu gehören.
Es vergeht kein Tag, an dem man nicht in
der Presse lesen kann, dass allerorts in den Be-
trieben die so dringend benötigten Fachleu-
Sehr geehrte DHBV-Mitglieder, sehr geehrte Leser,
te fehlen. Schuld sind dann die
rückläufigen Geburtenraten, die
mangelnde Schulausbildung, das
erschreckende Sozialverhalten der
Jugendlichen, die Versäumnisse
der Politik, die Entwicklung der
Gesellschaft im Allgemeinen und,
und, und. Mitschuld tragen aber
auch die Unternehmer, die viel zu wenig in die
Ausbildung des eigenen Nahwuchses oder in die
Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren. Seit
fünf Jahren haben Sie als Holz- und Bautenschüt-
zer die Möglichkeit mit eigenen Auszubildenden
dieser dramatischen Fehlentwicklung entgegenzu-
steuern. Und ab Februar des kommenden Jahres
haben Sie sogar die Chance, sich selbst oder ei-
nen hervorragenden Mitarbeiter als Meister aus-
bilden zu lassen. Vergessen Sie nicht: Nach wie
vor ist der Meisterbetrieb gegenüber dem nach
Qualität suchenden Kunden ein großer Wettbe-
werbsvorteil und der eigene Meister im Unter-
nehmen ein Vorbild, an dem sich Mitarbeiter
orientieren und motivieren können.
Ich wünsche Ihnen frohe Festtage und ver-
bleibe mit allen guten Wünschen für das kom-
mende Jahr 2013. Für unsere Branche ist es das
Jahr „Eins“ des „Handwerksberufes Holz- und
Bautenschutz“. Sehen wir ihm gespannt und vol-
ler freudiger Erwartung und Zuversicht entgegen.
In herzlicher Verbundenheit
Horst Eickhoff, Verbandspräsident