Schützen & Erhalten - page 7

Schützen & Erhalten · März 2009 · Seite 7
Fachbereiche
Holzschutz
Blättlingsbefall – und
wie man damit umgeht
Der Tannen- oder Zaunblättling (seltener der Balkenblättling)
sind Begleiter des vorrangig im Freien verbauten Holzes. Auch
innerhalb von Gebäuden sind diese Holz zerstörenden Pilze nicht
unbekannt.
Insbesondere werden dort Holzbalkendecken un-
ter undichten Sanitäranlagen (z. B. Duschtassen,
Waschbecken, Toiletten) sowie Konstruktionshöl-
zer unter defekten (Papp-)Dacheindeckungen be-
fallen. Die infolge der Leckagen lang anhaltende
Bauteilfeuchte ermöglicht den Pilzen optimale
Entwicklungsbedingungen.
Nun habe ich in der Vergangenheit (ivm
1
Heft
3/99 und S&E Heft 3/2005) ausführlich über diese
Gruppe der Pilze berichtet. Es scheint mir jedoch
sinnvoll, nochmals auf die Brisanz dieser Organis-
men hinzuweisen. Letzten Endes gab eine kleine
Randnotiz von Georg Brückner (Fachbereichsleiter
Sachverständigenwesen im DHBV) im Heft 4/2008
auf Seite 21 den Ausschlag dafür.
In dieser Randnotiz bittet er den fachkun-
digen Leser seine Meinung zur Sanierung zweier
13 m langer Brückenträger aus Lärchenrundholz
mitzuteilen. An diesem Brückenträger sind, wie
in der o.g. Randnotiz gezeigt sowie auf dem Bild
1 dargestellt, zahlreiche Fruchtkörper des Tan-
nen- oder Zaunblättlings vorhanden. Von Herrn
Brückner habe ich erfahren, dass es bezüglich
einer Sanierung dieser Brückenträger teilwei-
se seltsame Vorstellungen gibt. Bevor ich mich
dazu äußere, möchte ich die Eigenarten sowie
das Zerstörungspotential dieser Pilzgruppe aus
praktischer Erfahrung darstellen.
Tannenblättling
[Gloeophyllum abietinum]
Seine Fruchtkörper erscheinen meist als
konsolartige Gebilde und wachsen aus Rissen
sowie Spalten von Holzbauteilen. Neben Türen
und Fenstern können alle anderen frei bewit-
terten Holzbauteile aus Nadelholz befallen wer-
den. Die Unterscheidung zwischen Tannen- oder
Zaunblättling ist aus wirtschaftlichen Gesichts-
punkten von untergeordneter Bedeutung. Beide
Pilzarten erreichen im Splint- bzw. Kernholz von
Nadelholz ähnliche Abbauraten. So beträgt die
Abbaurate beim Tannenblättling an Kiefernsplint-
holz 25–68% und bei Kiefernkernholz ca. 3%
2
innerhalb von 3 Monaten.
[1]
Werden klassische Konsolfruchtkörper ge-
bildet, so erkennt man den Tannenblättling am
sichersten an Hand des Lamellen- bzw. Leisten-
abstandes am Fruchtkörperrand. Pro Zentime-
ter werden 8..10..12 Lamellen ausgebildet. Der
Tannenblättling bildet im Vergleich zu den an-
deren Blättlingsarten am ehesten durchgehen-
de Lamellen aus.
Erscheinen Fruchtkörper an der Bauteilober-
fläche, so kann man davon ausgehen, dass das
Holz im Umfeld durch eine intensive Braunfäule
im Inneren zerstört wurde. Dieses Wissen haben
in aller Regel nur Fachleute. Laien erkennen die-
se Fruchtkörper oftmals nicht als ernst zu neh-
mende Gefahr.
In fast jedem größeren Baumarkt werden
Holzschaukeln für Kinder angeboten (Bild 2).
Wird chemisch ungeschütztes Holz verwendet,
so können sich innerhalb weniger Jahre Frucht-
körper des Tannenblättlings entwickeln. Auch
wenn diese Fruchtkörper unmittelbar neben der
Schaukelverankerung wachsen (Bild3), erfasst
in vielen Fällen der Laie nicht die Folgen dieses
Pilzwachstums. Erst nachdem auf meine Anwei-
sung diese Kinderschaukel zersägt wurde, erkann-
te auch der Laie die Gefahr. Das Holzinnere war
Bild 1: Zahlreiche Fruchtkörper eines Blättlings
deuten auf eine Innenfäule hin.
Bild 2: Baumarkt-Kinderschaukeln, die es zu
tausenden in Deutschland gibt.
1 ivm – interne Verbandsmitteilung des DHBV e.V., Vorgängerzeitschrift der S&E.
2 Werte wurden im Labor bei 20°C ermittelt. Bei optimalen Temperaturen (um 30°C) kann ein mehrfaches der
Abbauraten erreicht werden.
Bild 3: Deutlich sichtbarer,
aber von Laien nicht
ernst genommener
Blättlingsfruchtkörper.
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