Schützen & Erhalten - page 22

Leider war es mir nicht gelungen, rechtzeitig
meine zahlreichen Anmerkungen betreffs Scha-
densbeschreibung (z. B. sind im Bild zwei wei-
tere Feuchteschäden außerhalb der Zwischen-
sparrendämmung zu erkennen), Dreidimensi-
onalität des Aufbaus der Dachschale, Zustand
der Dachabdichtung, Wind- und Luftdichtheit,
Wasserdampfdiffusion, Werkstoff der vorgefun-
denen Luftdichtung, sd-Wert, feuchteadaptiv,
Leckageortung, Luftdichtheitsprüfung (lt. EnEV,
aber Fugendurchlässigkeit!), Rücktrocknung, Ein-
fluss des Gründachs, gestalterische Akzeptanz vs.
Schutz gegen Feuchteschäden, Pilzwachstum in-
folge mangelhafter Winddichtheit, Bautrocknung
gegen aufschaukelnde Feuchtigkeit, Korrektheit
der Konstruktion und Bauausführung, Lösbar-
keit des Problems sowie Rolle des Aufwandes in
Gutachten („wie viel Sanierung ergibt Sinn?“)
zu dem Artikel von Kopff auf Leserbriefumfang
einzugrenzen. Ich danke Herrn Kopff für seinen
Mut, mit seinem Artikel all diese Fragen zur Dis-
kussion zu stellen, kann aber hier unmöglich auf
alle Fragen eingehen und will mich deshalb auf
die Ursachensuche konzentrieren.
Kopff erwähnt zwei vorgefundene Feuch-
teschäden:
1. Schimmelpilzbefall im Bereich von nicht
sauber anliegenden Abdeckblechen sowie
2. feuchte Schalung und Mineralwolle der Zwi-
schensparrendämmung entfernt von Trauf-
und Firstlinie.
Zu 2.: Offensichtlich kommt es zur Tauwasser-
bildung. Als mögliche Ursache hierfür wurden
Leckagen in der raumseitigen Luftdichtheitse-
bene genannt. Die Ortung von Leckagen in der
Luftdichtheitsebene ist extrem mühselig und
flächendeckend praktisch unmöglich. Eine dies-
bezügliche Vermutung sollte gleich in eine voll-
flächigen Erneuerung der Luftdichtung münden.
Kann eine „ausreichende Rücktrocknung“ Abhilfe
schaffen? Der warnende Hinweis Kopffs auf den
feuchteempfindlichen Dämmstoff Mineralwolle
ist hier mehr als angebracht!
Aber ist das die einzige und alleinige mög-
liche Ursache? In jeder Dämmung gegen eine
außenseitige diffusionsdichte Abdichtung wird
Fachbereiche
Sachverständige
Leserbrief…
…zum Artikel „Schimmel unterm Gründach – wie viel Sanierung ergibt Sinn?“ (S&E 4/2011)
Leserzuschriften veröffentlicht die Redaktion
ohne Rücksicht darauf, ob die darin zum Aus-
druck gebrachten Ansichten mit der Meinung
der Redaktion übereinstimmen. Die Redaktion
behält sich vor, sinnwahrende Kürzungen vorzu-
nehmen. Die Redaktion legt Wert darauf, dass
die Zuschriften mit Namen und Anschrift des
Einsenders veröffentlicht werden.
nämlich der Taupunkt unterschritten, dagegen
hilft keine Dampfdiffusionsbremse, auch keine
feuchteadaptive und erst recht keine „diffusi-
onsoffene“ Luftdichtung.
Immer wieder ist die Wasserdampfdiffusi-
on nicht nur Ursache für Feuchteschäden un-
terschiedlicher Art, sondern auch für Missver-
ständnisse und Fehlurteile. Vielleicht sollte sie
mal zum alleinigen Thema eines Workshops in
unserem Verband gemacht werden.
Zu 1.: Als Ursache nennt Kopff die nicht
winddichte Ausführung des traufseitigen Ab-
schlusses des gedämmten Zwischensparrenfaches.
Konsequent wäre es dann, hier eine winddichte
Konstruktion herzustellen. Ungeachtet dessen
sollte man sich jedoch fragen, ob eine außensei-
tige Leckage tatsächlich die Ursache für dieses
Schadensbild sein kann. Warme feuchte Luft als
Wachstumsvoraussetzung für Schimmelpilze ist
in der vorliegenden Konstruktion tatsächlich zu
erwarten infolge des Zusammenspiels von Wasser-
dampfdiffusion durch die „Luftdichtung innensei-
tig“, von Tauwasserverdunstung (Rücktrocknung)
und von Luftkonvektion durch Leckagen, jedoch
nicht allein wegen mangelhafter Winddichtung.
Um es sarkastisch zu sagen, ist glücklicherweise
der Schimmelbefall das Vorsignal auf mögliche
Feuchteschäden in der Dachkonstruktion, deren
Ursache ich unter Punkt 2 andeutete.
Ich kann mich mit der Aussage, dass hier „im
Großen und Ganzen sorgfältig gearbeitet und die
Details… eigentlich auch richtig gewählt und
ausgeführt“ wurden, überhaupt nicht anfreun-
den. Warum konstruieren wir solche fehler- und
schadensträchtigen Aufbauten, wenn es bessere
gibt? Liegt hier gar ein weiteres Beispiel für die
Unzulänglichkeiten von Regelwerken vor? Nach
dem Schaden ist man hoffentlich klüger. Man
kann nun feuchteresistente Dämmstoffe ein-
bauen und zyklisch zwangstrocknen und hoffen,
dass alles gut geht oder eine taupunktfreie Kon-
struktion aufbauen (z. B. belüftetes Dach oder
ausreichend dicke Außendämmung).
Dr.-Ing. Manfred Wolf
Ingenieurbüro Dr.-Ing. Wolf
Energie-Umwelt-Bautenschutz
Zum Lindenhof 12
09212 Limbach-Oberfrohna
Telefon (03722) 818998
E-Mail:
Schützen & Erhalten · Juni 2012 · Seite 22
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