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Schützen & Erhalten · Juni 2012 · Seite 24
Fachbereiche
Schimmelpilze
Schimmelpilzschäden im Dachstuhl neh-
men rasant zu. Setzt man sich als Sach-
verständiger mit Schimmelpilzschäden
auseinander, so wird man im Winter und
Frühjahr immer wieder mit Schimmel-
pilzbefall in Dachstühlen von Neubauten
konfrontiert. Zumeist sind es Neubauten
mit ausgebauten Dachgeschossen, deren
ungenutzter Spitzboden ungedämmt
bleibt. Wenn während der kalten Jahres-
zeit die Estrichkonstruktion und der Putz
aufgebracht wird, und die daraus resul-
tierende Baufeuchte durch die Dachluke
oder Leckagen in der Dampfbremse, in
den Spitzboden eindringt, kann es − bei
ausreichender Temperaturdifferenz zwi-
schen Außen und Innen − zu Kondensat
und/oder Schimmelpilzschäden an der
Holzkonstruktion kommen.
Vermehrt kommen diese Schäden auf, seitdem
die „Kaltdächer“ in den Hintergrund gerückt sind
und die Sparrenhöhe vollständig für die Einbrin-
gung von Dämmmaterial ausgenutzt wird. Der
Unterschied zwischen einem „Warmdach“ und
einem „Kaltdach“ besteht darin, dass bei einem
Kaltdach eine Belüftung oberhalb der Dämme-
bene stattfindet oder eben nicht. Dabei spielt
es keine Rolle, ob es sich um ein Steil- oder
Flachdach handelt. Bei „Kaltdächern“ ist eine
Lüftungsebene oberhalb der Wärmedämmebene
vorgesehen. Die darüber befindliche Abdichtung
aus Ziegelbetonsteinen, Kunststoffbahnen oder
Bitumenschweißbahnen muss sich also von unten
und
von oben mit der Temperatur der Außenat-
mosphäre auseinandersetzen. Daraus resultiert
der Name „Kaltdach“. Da die Belüftungsebene
oberhalb der Wärmedämmung für eine kontinuier-
liche Abführung von Luftfeuchtigkeit Sorge trägt,
lassen sich Fehlstellen in der Dampfbremse oder
sonstige Spitzen der Luftfeuchtigkeit in der Re-
gel gut kompensieren. Problematischer ist dieser
Sachverhalt bei den sogenannten „Warmdächern“.
Hier befindet sich die Abdichtungsebene direkt
auf der Wärmedämmung. Eine Belüftung ist hier
nicht vorgesehen. Insofern handelt es sich um
eine 1-schalige Konstruktion. Die eigentliche Ab-
dichtung liegt direkt auf der Wärmedämmebene
auf, wobei die Abdichtungsebene nur von einer
Seite mit der Temperatur der Außenatmosphä-
re konfrontiert wird. Aus diesem Grund spricht
man hier von einem „Warmdach“.
Aus diesem Grund sind nicht nur ungenutzte
− und damit ungedämmte − Spitzböden betrof-
fen, sondern auch die heute in der modernen
Architektur häufig realisierten Objekte mit Staf-
felgeschossen und/oder Pultdachkonstruktionen.
Sind hier Undichtigkeiten in der Dampfbremse
oder -sperre in solchen Warmdächern vorhanden,
kann Luftfeuchtigkeit zwar in die Konstruktion
eindringen, aber nur schwerlich wieder abgeführt
werden. Hier kommt es meist zu unentdeckten
Schäden, die nicht nur Schimmelpilzbefall hervor-
rufen können, sondern bei einem ausgeprägten
Feuchtigkeitseinfall − auch holzzerstörende Pilze.
Insofern muss davon ausgegangen werden,
dass der größte Teil der Schimmelpilzschäden
in Dachstühlen gar nicht von den Nutzern bzw.
Bauherren festgestellt werden. Schimmelpilz-
schäden in Dachstühlen, mit denen der Autor
konfrontiert wurde, wurden erst dadurch bemerkt,
dass die Dachkonstruktion noch geöffnet war
oder noch kleinere Änderungen erfolgen muss-
ten. Das heißt, dass die Nutzer bzw. die Bau-
herren häufig erst durch Zufall auf die Schäden
aufmerksam wurden.
Was aber tun, wenn es passiert ist?
Auch hier gilt, wie bei allen Schimmelpilz-
schäden, die Ursache zu beheben. Dies kann
im Neubaubereich mit ungenutzten bzw. unge-
dämmten Spitzböden schon dadurch realisiert
werden, dass der gesamte Neubau technisch
getrocknet wird, also die Baufeuchte verringert
oder eine dichte Bodenluke eingebaut wird. Bei
Schimmelpilz im Dachstuhl – was tun?
Ungedämmter Spitzboden. An der Unterspannbahn ist ein ausgeprägter Kondenswasserausfall zu erkennen.
Abdichtung
Wärmedämmung
Dampfsperre/-bremse
Tragkonstruktion
Abdichtung
Luftschicht
Wärmedämmung
Dampfsperre/-bremse
Tragkonstruktion
Oben: Kaltdachkonstruktion mit einer Lüftungsebene oberhalb der Wärmedämmung und unterhalb der
Abdichtungsebene. Unten: Schnitt durch eine Warmdachkonstruktion.
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