Brief des Ehrenpräsidenten
„Dankeschön“
Liebe DHBV-Familie,
was meiner Frau Rita und mir beim Ver-
bandstag in Bad Wildungen von den Damen und
Herren des DHBV entgegengebracht wurde, das
hatten wir uns in den kühnsten Träumen nicht
vorstellen können.
Mit einem artigen Diener möchten wir Bei-
de uns bei Ihnen für die guten Wünsche sehr
herzlich bedanken.
Zurückblickend habe ich in den 40 Jahren
meines Mitwirkens in unserer „DHBV-Familie“
außerordentlich nette Menschen kennenlernen
dürfen. Ich nehme für mich in Anspruch, dass
ich es geschafft habe, dass unsere Mitglieder
nicht mehr wie früher üblich nur Konkurrenten,
sondern schon seit vielen Jahren auch echte Kol-
legen geworden sind. Genau das war mein Ziel,
um nach so langer Zeit das Zepter in jüngere
Hände abzugeben, in die Hände von mir sehr
vertrauten Kollegen und Freunden. Die absolute
„Krönung“ des DHBVs servierten mir aber Gero
Hebeisen und Friedel Remes mit der Mitteilung
„Wir sind Meister“!
Ab da war mir klargeworden, dass unser Ver-
band in eine ganz besondere Klasse aufgestiegen
war und die Zeit reif war, mich mit 76 Jahren
nicht wieder zur Wahl stellen zu können und zu
wollen. Dieser wundervollen Zusammenarbeit mit
Ihnen allen gebührt meine allerhöchste Aner-
kennung und mein „Dankeschön“.
Ich habe Ihnen in Bad Wildungen verspro-
chen, dass ich mich ganz bestimmt nicht nach
43-jähriger Selbstständigkeit in den wohlver-
dienten Sessel setzen werde, sondern mit Ein-
satz jedem von Ihnen bei eventuellen Fragen
helfen werde, wenn ich kann.
Sehr gerne möchte ich Ihr „Ehrenvorsitzen-
der“ und auch „Sachverständigen-Ehrenmitglied“
sein und wünsche Ihnen vom Guten nur das Al-
lerbeste zu den kommenden Feiertagen und zum
Jahreswechsel
Ihr Horst Eickhoff
DHBV-Ehrenpräsident
„Mr. Gorbachev, tear down this wall“…
Die älteren Zeitgenossen unter uns werden
sich vielleicht noch an die legendären
Worte erinnern, mit denen der damalige
Präsidentendarsteller der Vereinigten
Staaten, Ronald Reagan, forderte, die
Abrissbirne kreisen zu lassen.
Und in diesem Jahr, 27 Jahre später, war es end-
lich soweit, die Mauer zwischen Nordrhein und
Westfalen fiel.
H.T. aus L., der fleischgewordene Karnevals
wagen des ungetrübten westfälischen Frohsinns
bezeichnete zu einem Zeitpunkt am Samstag
abend, an dem jeder durchschnittlich begabte
Kegelbruder bereits seine eigene Mauer aus Pils
und Doppelkorn zwischen sich und seiner Men-
schenwürde aufgebaut hätte, die urtümlichste
aller rheinischen Fortbewegungsarten zunächst
noch despektierlich als Hospitalismus.
Aber kurze Zeit später, aller Fremdschäm
ambitionen entledigt, war er, wie alle Tischnach
barn, mit vollem Körpereinsatz dabei.
Schunkeln oder „Promille-Yoga“, wie es
im heutigen gesundheitsorientierten Zeital-
ter auch genannt wird, ist diese besondere Art
einer sitzenden Tätigkeit, bei der
gerne mal ein halbgefüllter Hum-
pen schalen Biers in das Dekolleté
der Tischnachbarin entsorgt wird.
Eigentlich eine eher statische An-
gelegenheit, kann diese sehr dy-
namisch werden, sobald man zur
Auffassung gelangt, diese auch
auf den Bänken stehend ausüben
zu können, wie der Glossist aus
eigener (bitterer) Erfahrung zu
berichten weiß.
Aber dieser Tage darf natürlich auch ein an-
deres, ebenfalls wichtiges Abrissprojekt nicht
unerwähnt bleiben.
Gab doch vor nunmehr 25 Jahren ein völlig
desorientierter Presseoffizier mit den grammati
kalisch höchst fragwürdigen Satzfragmenten:
„Das tritt nach meiner Kenntnis ...
ist das sofort, unverzüglich“ den
Startschuss für die Rekultivierung
des innerdeutschen Todesstreifens
in „blühende Landschaften“, was
sich noch Jahrzehnte später als
wundervolle gärtnerische Erfahrung
entpuppen sollte.
Wer, „Ossi“ oder „Wessi“, hatte
damals nicht feuchte Augen, sei es
aus Freude, Rührung oder schlicht
wegen der zweitaktölrauch geschwängerten
Luft.
Tränen der Trauer oder Verbitterung hin-
gegen waren damals wie heute unangebracht
und zeugen von einem Tunnelblick, gegen den
die 17 km lange Gotthardröhre als Horizont
erweiterung durchgeht.
Auch wenn sich auf der Wegstrecke beider
deutschen Staaten von hetero- zu homogen ge-
legentlich herausgestellt hat, dass Optimisten
manchmal nur schlecht informierte Pessimisten
sind, darf die Zeit vor 89 genauso wenig in
Vergessenheit geraten, wie der Geburtstag der
Schwiegermutter – sonst gibt es anschließend,
hier wie da, völlig überflüssigen Gesprächsbedarf.
In diesem Sinne – Wir sind ein Volk
(gilt auch für Westfalen)!
Ihr Ralf Hunstock
Glosse
Tisch 14 – zwischen Frohsinn
und Ferzweiflung