Schützen & Erhalten · Juni 2002 · Seite 7
– Kristallisation), den die Sal-
ze aufgrund unterschiedlicher
Luftfeuchtewerte vollziehen.
Dabei führen bei einigen Sal-
zen Luftfeuchtewerte zwischen
70 und 75% zu diesen Phasen-
wechseln. Diese Werte werden
im Laufe eines Jahres mehrfach
durchschritten. Resultierend aus
DHBV-VERBANDSTAG
Fachkonferenzen
den Erkenntnissen wurden von
Herrn Schwar für die Praxis 4
Behandlungsstrategien genannt.
1. Reduzierung des Salz-
gehaltes an der Oberfläche
mit verschiedenen mecha-
nischen Verfahren (z.B.
Bürsten, Schleifen, Sand-
strahlen)
2. Dämpfung der Luftfeuch-
teschwankungen durch
bautechnisch-konstruktive
Maßnahmen
3. Reduzierung der Feuchte-
abgabe an das Holz durch
Anstriche und halb diffusi-
onsoffene Beschichtungen
(z.B. Alkydharze)
4. Salzumwandlung bzw. Neu-
tralisation d. chem. Produkte
Als Fazit wird deutlich, dass
es kein Patentrezept gibt und
auch nicht geben wird. Die Schä-
den sind zu komplex und es
bedarf in jedem Fall einer ge-
nauen Analyse bis hin zum An-
legen von Probefeldern.
Bautenschutzkonferenz
Elektrophysikalische Ver-
fahren im Bautenschutz
im Widerstreit zwischen
Naturwissenschaften und
baupraktischer Wirklich-
keit war das Thema von
Herrn Prof. Dr. Dr. Helmut
Venzmer
Sind elektroosmotische Trock-
nungsverfahren an Mauerwerken
anwendbar?
Eine Frage, die gerade in der
heutigen Zeit immer häufiger
von Planern, Bauherren oder
ausführenden Firmen gestellt
wird. Diese Frage mit einem
deutlichen Ja oder Nein zu be-
antworten ist nicht ganz unpro-
blematisch, zumal viele Herstel-
ler und Vertreiber dieser Verfah-
ren bei derartiger Fragestellung
nicht technisch, sondern mit-
tels Juristen antworten.
Dass Wasser durch Anlegen
eines elektrischen Feldes bewegt
wird ist nichts Neues, sondern
wurde schon im Jahre 1809 von
F.F. Reuss entdeckt und veröf-
fentlicht. Funktioniert diese
Methode jedoch auch an Mau-
erwerken? Legt sie diese
trocken oder führt zumindest
zum Erreichen der Ausgleichs-
feuchte?
Prof. Venzmer stellte hier-
zu die Ergebnisse seiner neu-
sten Forschungsprojekte vor.
Danach ist ein grundlegender
Erfolg einer Trockenlegungsmaß-
nahme mit Elektroosmose zu
bezweifeln.
Begründung: In einer spe-
ziellen Messapparatur wurde u.
a. festgestellt, dass in einem
Mauerziegel das Wasser in eine
andere Richtung transportiert
wird, als in Mauermörtel. Die-
Es schreibt
für Sie:
Hans-Axel
Kabrede
Fachbereichs-
leiter Bauten-
und Umwelt-
schutz
In der Grafschaft 3
46414 Rhede
Telefon: (0 28 72) 36 47
Telefax: (0 28 72) 60 19
email:
Die ausführlichen Skripte der
Referenten sind gegen eine
Gebühr von 15
€
für Mitglie-
der bei der Bundesgeschäft-
stelle des DHBV in Köln so-
lange der Vorrat reicht zu er-
halten.
ses bedeutet, dass sich bei ver-
bauten Mauerziegeln die Effekte
nahezu gegenseitig aufheben
und eine Feuchtereduzierung
nicht erfolgen kann.
Weiterhin ist für einen mög-
lichen Wassertransport im Mau-
erziegel der Durchfeuchtungs-
grad und die Anordnung der
Elektroden von ausschlaggeben-
der Bedeutung. Unterhalb ei-
nes Durchfeuchtungsgrades von
50% sind keine Flüssigkeits-
transporte feststellbar. 50%
Durchfeuchtungsgrad kann je
nach Porosität des Baustoffs
derart gravierend sein, dass
große Schäden an der Substanz
und gesundheitliche Probleme
entstehen.
Des weiteren erläuterte Prof.
Venzmer, dass bei einem Achs-
abstand der Elektroden von 20
cm mindestens eine elektrische
Feldstärke von 50 V/m erforder-
lich ist, um Flüssigkeit zu be-
wegen. Bei einem Achsabstand
von 50 cm ist eine elektrische
Feldstärke von etwa 175 V/m
erforderlich. Dieses in die Pra-
xis zu übertragen ist kaum an-
gebracht und wird auch von den
Vertreibern elektroosmotischer
Geräte nicht getan.
Schlussfolgernd kann fest-
gestellt werden, dass alle elek-
troosmotische Verfahren, die mit
minimalen Spannungen und/
oder großen Elektrodenabstän-
den arbeiten, höchstens mar-
ginale Trocknungsergebnisse
erzielen können.
Prof. Dr. Helmut Weber:
Die Bedeutung der relati-
ven Luftfeuchtigkeit für
den Bautenschutz und die
Gebäudeinstandsetzung
Zunächst erläuterte Prof. Dr.
Weber den Begriff „Luftfeuch-
tigkeit“. Hierbei handelt es sich
um die Aufnahme von Wasser-
dampf in der Luft.
Um den jeweiligen prozen-
tualen Wert der relativen Luft-
feuchte zu ermitteln, ist eine
Beziehung zwischen der abso-
luten Luftfeuchte in g/m³ und
der Sättigungsfeuchte der Luft
in g/m³ herzustellen.
Da die Sättigungsfeuchte
temperaturabhängig ist, ist
natürlich auch die relative Luft-
feuchtigkeit eine temperaturab-
hängige Größe.
Die relative Luftfeuchtigkeit
beeinflusst maßgeblich die
wichtigsten Wasseraufnahmeme-
chanismen wie Kondensat- und
Tauwasserbildung, Sorptions-
feuchte und die hygroskopische
Feuchtigkeitsaufnahme.
Aber auch viele Baustoffe
und Instandsetzungssysteme
werden in ihren Funktionswei-
sen stark von der Beaufschla-
gung durch relativen Luftfeuchte
beeinflusst. Beispielhaft sei hier
der Sanierputz und wässerige
Injektionsstoffe für nachträg-
liche Horizontalsperren genannt.
Ein Sanierputz kann erst
seine Hydrophobie ausbilden,
wenn eine vollkommene Aus-
trocknung stattgefunden hat.
Eine Austrocknung bei 95% re-
lativen Luftfeuchte ist nicht
möglich.
Da dieses Phänomen in der
Instandsetzung häufig keine
Beachtung findet, ist es nicht
verwunderlich, dass Schäden
auftreten, deren Ursachen häu-
fig nicht erkannt werden. Wäss-
rige Injektionsstoffe führen
gleichfalls zu vor beschriebe-
nen Schäden.
Zusammenfassend kann ge-
sagt werden, dass bei Instand-
setzungsmaßnahmen bei denen
hohe relative Luftfeuchtigkei-
ten herrschen zusätzlicher Maß-
nahmen bedürfen um optima-
le Konditionen für die Ausbil-
dung der Wirkungsweisen zu
erreichen.
Dieses bedeutet, dass bei
Kellerinnensanierungen zusätz-
lich mit Kondenstrocknern die
relative Luftfeuchtigkeit auf ein
zumutbares Maß reduziert wer-
den muss um den Erfolg der
Maßnahme zu gewährleisten.
Absolut falsch wäre es, eine
Austrocknung durch intensive
Beheizung vorzunehmen.