Industrie und Handel
Gesundes Wohnraumklima
Objektbericht über eine Kellersanierung
Von außen ist die idyllische und märchen-
hafte Fachwerkvilla in dem thüringischen,
20.000 Einwohner großen Städtchen
Sondershausen wahrlich ein Blickfang. Im
Inneren allerdings verbreiten feuchte Wän-
de im Keller wie auch im Erdgeschoss ein
ungesundes Raumklima. Durch eine Sanie-
rung sollte ein Mehrnutzen für die Besitzer
in Form von Wohn- und Nutzräumen in den
Kellerräumen erreicht werden.
Objekt und Problemstellung
Das von der Straße aus teilweise zu sehende
Kellergeschoss der 1897 erbauten Villa besteht
aus Kalksteinsichtmauerwerk. Der mit Erkern,
Loggia und Balkonen gegliederte Bau entstand
in Mischbauweise. Keller und Erdgeschoss wurden
massiv ausgeführt, Ecken und Gewände beste-
hen aus Sandstein. Rückseitig, zur Gartenseite,
ist das Erdreich fast bis zum Erdgeschoss ange-
füllt. Auch wenn der Sockelbereich nur gering-
fügige Feuchte- und Salzschäden zeigte, war die
Nutzung des Kellers auf Grund der nassen Wän-
de nur bedingt möglich. Das Obergeschoss der
im späten achtzehnten Jahrhundert erbauten
Fachwerkvilla besticht durch ein historisches
Sichtfachwerk.
Im Juni 2007 erfolgte eine umfangreiche
Bauzustandsanalyse bezüglich der örtlichen
Gegebenheiten und der Mauerwerkssituation,
welche die Notwendigkeit einer nachträglichen
Abdichtung des Mauerwerks im erdberührten
Bereich bestätigte.
Das Instandhaltungskonzept
Die vertikale Abdichtung des Mauerwerks
sollte an der dem Erdreich zugewandten Seite
erfolgen. Allerdings war diese Vorgehensweise
nicht überall möglich. Auf der Eingangsseite
hätte der Treppenaufgang „unterhöhlt“ werden
müssen, so dass sich in diesem Bereich für eine
Kellerinnenabdichtung entschieden wurde.
Gegen aus dem Fundament kapillar im Mau-
erwerk aufsteigende Feuchte wurde eine nach-
trägliche Horizontalsperre im Mehrstufeninjek-
tionsverfahren ausgewählt. Dieses Verfahren
zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass
sowohl hohlräumiges als auch hoch durchfeuch-
tetes Mauerwerk injiziert werden kann, was hier
die Voraussetzung war.
Abschließend sollte dem Keller durch ein
langfristig haltbares Putzsystem ein ansehnli-
ches Erscheinungsbild verliehen werden. Bei der
vorgefundenen Belastung mit bauschädlichen
Salzen, wie auch der während der Bauphase im-
mer noch vorherrschenden Durchfeuchtung des
Mauerwerks, konnte dieses Ziel nur mit einem
Sanierputzsystem-WTA erreicht werden.
Die Umsetzungsphase
Nachträgliche Horizontalsperre im Mehrstu-
fenverfahren:
Auf Grund des in weiten Bereichen hohlräu-
migen Natursteinmauerwerks (die Innenwände
bestehen überwiegend aus Ziegelmauerwerk)
wurden im ersten Arbeitsschritt Hohlräume
mit einem Injektionsmörtel verfüllt. Die Wirk-
stoffinjektion erfolgte in einem zweiten Schritt
mit der hydrophobierend wirkenden Silicon-
microemulsion.
Die Lage der nachträglichen Horizontalab-
dichtung musste abhängig von der vorgesehe-
nen flächigen Abdichtung festgelegt werden. In
Bereichen der Außenabdichtung wurde die Bohr-
lochreihe ca. 30 cm über dem Kellerfußboden, in
Bereichen der Kellerinnenabdichtung oberhalb
des erdberührten Bereichs hergestellt. Angren-
zende Wandbereiche, bzw. einbindende Innen-
wände, mussten mit dem gleichen Verfahren im
Anschlussbereich injiziert werden, um Kapillar-
brücken zu vermeiden.
Vertikalabdichtung des Mauerwerks im erd-
berührten Bereich:
Unter der Vielzahl an Abdichtungsprodukten
fiel die Wahl auf eine flexible Dichtungsschläm-
me. Flexible Dichtungsschlämmen sind sowohl
für die Außen- als auch für die Innenabdichtung
geeignet und weisen den großen Vorteil auf, dass
sie mit mineralischen Putzsystemen überarbeitbar
sind. Insbesondere bei Abdichtungen im Baube-
stand haben sich diese Produkte hervorragend
bewährt, wie schon alleine daran zu erkennen
ist, dass Dichtungsschlämmen im WTA-Merkblatt
4-6-05/D „Nachträgliches Abdichten erdberühr-
ter Bauteile“ einen festen Platz gefunden haben.
Unabhängig davon wurde diese Vorgehenswei-
se schriftlich zwischen den Parteien fixiert, um
vertragsrechtlichen Zweifeln vorzubeugen. Dich-
tungsschlämmen haben als Abdichtungsprodukte
noch keinen Einzug in die Normung gehalten.
(Anmerkung der Redaktion:
MDS
– Mineralische
Dichtungsschlämmen, rissüberbrückend/flexibel
oder nicht rissüberbrückend/starr – sind derzeitig
in der Diskussion des NABau-Arbeitsausschuss der
DIN 18195
„Bauwerksabdichtungen“. Im Entwurf
vom Juni 2008,
Abdichtungen gegen von innen
drückendes Wasser,
Teil 7: Bemessung und Aus-
führung, und Juli 2008 Teil 2: Stoffe, werden die
Anwendungsbereiche und stofflichen Mindestan-
forderungen beschrieben.)
Nach dem Aufschachten zeigte sich stark
zerklüftetes Natursteinmauerwerk, das vor der
Injektionsmörtel
Erdberührter
Bereich
Die Fachwerkvilla in Sondershausen