Schützen & Erhalten · Juni 2009 · Seite 20
Fachbereiche
Schimmelpilze
zen zur Anwendung gebracht. Natürliche
Verwandtschaftsverhältnisse sollen die
Grundlage einer Klassifikation darstellen.
Systematische Einheiten helfen hierbei eine
Ordnung zu schaffen. Als Grundlage dient
hier, wie bei anderen Organismen auch,
die Art (Spezies). Eine Art fasst morpholo-
gisch übereinstimmende, sexuell kompatib-
le Individuen zusammen. Nahe verwandte
Arten werden in einer Gattung vereinigt.
Daraus entstehen die Artnamen wie z.B.
Stachybotrys chartarum oder Aspergillus
versicolor. Der Gattungsname (hier: Sta-
chybotrys) ist immer dem Artnamen (hier:
chartarum) vorangestellt. Eine Art kann u.
U. weiter unterteilt werden in Unterarten
und sonstigen weiteren Klassifizierungen,
auf die hier im Detail nicht eingegangen
werden soll. Da bei den imperfekten Pilzen, also
den Schimmelpilzen (Funghi imperfekti), wich-
tige botanische Grundlagen zur systematischen
Klassifizierung fehlen, lässt sich das angestreb-
te natürliche System, welches auf Abstammung
und Verwandtschaft der Gruppen basiert, nicht
realisieren. Hier findet ein künstliches System
Anwendung, welches in Ermangelung eines bes-
seren Systems als Notbehelf dient.
Fortpflanzung
Die Vermehrung erfolgt meistens auf unge-
schlechtlichem Wege über Sporen, die von spo-
rengetragenen Strukturen erzeugt werden. Die
Sporen werden bei schimmelbildenden Schlauch-
pilzen – wie etwa Aspergillus oder Penicillium
– Conidien genannt. Um diese Conidien zu pro-
duzieren, erzeugen die Myzelfäden nach einiger
Zeit zahlreiche, sich vertikal von der Oberfläche
erhebende Sonderhyphen, die Conidienträger. An
den äußeren Verästelungen dieser Conidienträ-
ger werden reichlich Sporen (Conidien) gebildet,
die kettenförmig aneinander gereiht nach außen
ragen. Der Schimmel nimmt in diesem Stadium
eine eher staubige Beschaffenheit an. Bei den
schimmelbildenden Mucorales, die zu den Zygo-
myceten gehören, werden die Sporen nicht am
Ende von Konidienträgern abgeschnürt, sondern
oft zu tausenden in Sporangien erzeugt, die als
kugelige Anschwellung am Ende von Sporangien-
trägern ausgebildet werden.
Gesundheitsgefährdung durch
Schimmelpilze
Es gehen folgende 3 Gesundheitsgefahren
von Schimmelpilzen aus:
– Allergien (Mykoallergosen)
– Intoxikationen (Mykotoxokosen)
– Infektion (Mykose).
Die Schimmelpilzarten weisen unterschiedliche
Potenziale zu den jeweiligen o. g. Gesundheits-
gefahren auf. Der Schimmelpilz Stachybotrys
chartarum ist in der Lage nicht nur Allergien und
Infektionen hervorzurufen, sondern auch Giftstof-
fe zu produzieren, die den menschlichen Körper
nachhaltig schädigen können. Der Schimmelpilz
Acremonium sp. steht bei den Me-
dizinern lediglich im Focus, weil er
Mykotoxine produziert, wobei die
allergische Potenz bzw. die Potenz,
die eine Infektion hervorruft, eine
untergeordnete Rolle spielt.
Allergie
Eine Allergie ist eine krankhafte
Überempfindlichkeit des Immunsys-
tems auf körperfremde Stoffe (All-
ergene). Ein normal reagierendes
Immunsystem bekämpft Eindring-
linge, wie z.B. Viren, Bakterien, Pil-
ze – aber auch andere körperfremde
Stoffe, in den meisten Fällen ohne
dass es zu Symptomen kommt. Als
harmlos erkannte Stoffe werden sie vom Immun-
system einfach ignoriert. Ein überempfindliches
Immunsystem antwortet dagegen auf solche an
sich harmlose Substanzen unangemessen heftig
– mit einer sogenannten allergischen Reaktion.
Dies können ein laufende Nase (Heuschnupfen),
tränende und juckende Augen (Bindehautentzün-
dung), juckender Hautauschlag (Hautallergie),
Asthmaanfälle (Asthma) oder seltener Magen-/
Darmbeschwerden mit Erbrechen, Durchfall, Blä-
hungen und Magenschmerzen sein. Dabei kann
die gleiche Substanz bei einer Person einen
Hautausschlag hervorrufen, bei einer anderen
zu Asthma führen, während eine dritte Person
überhaupt keine allergischen Reaktionen auf
diese Substanz zeigt.
Eine Schimmelpilzallergie ist nur sehr schwer
festzustellen. Bei dem Verdacht einer Schimmel-
pilzallergie sollte ein Umweltmediziner konsul-
tiert werden. Wenn der Verdacht auf eine Allergie
besteht, sollte zuerst kontrolliert werden, wann
– wo und unter welchen Bedingungen diese Be-
schwerden auftraten. Häufig schilderten schim-
melpilzexponierte Personen mit entsprechenden
Symptomen, dass insbesondere bei temporärer
Nichtnutzung ihrer schimmelpilzbefallenen Woh-
nungseinheit, wie z.B. im Urlaub, keinerlei Sym-
ptome festzustellen waren. Darüber hinaus ist
die Angabe, ob in der Familie bereits Allergien
aufgetreten sind, hilfreich.
Allergietests, bei denen verschiedene Aller-
gene auf die Haut aufgebracht werden und die
Reaktion der Haut beobachtet wird, führen bei
der Schimmelpilzallergie meist nicht zu einem
eindeutigen Ergebnis. Allergene von innenraumre-
levanten Schimmelpilzen stehen den Medizinern
allerdings selten zur Verfügung. Darüber hinaus
wurde beobachtet, dass sich häufig bei Aller-
gietestungen auf der Haut keinerlei Reaktionen
einstellten, während bei der Beaufschlagung
dieser Allergene auf die Schleimhäute heftigste
Reaktionen hervorgerufen wurden. Diese Reak-
tionen können inform von Hautrötungen, Juck-
reiz oder Bildung von Quaddeln unterschiedlich
stark ausfallen. Außerdem kann sich die Reaktion
schon innerhalb der ersten 20 Minuten vollzie-
hen oder erst nach Stunden oder auch erst am
nächsten Tag. Sollte eine Allergie festgestellt
Entwicklung –
Wachstumsphasen
Bild: Energie-
agentur
NRW
Mikroskopische Darstellung von Schimmelpilzen