Sachsen
Sachsen suchen in 170 m
Teufe nach Silber
Ein Gast aus Thüringen berichtet
Thüringen
Herbsttagung im Waldhotel
Das Sprichwort
„Viele Köche
verderben den Brei“
trifft für die
Herbsttagung des Landesverban-
des Thüringen nicht zu, vielmehr
hat sich gezeigt, dass der Lan-
desverband einen gut funktio-
nierenden Vorstand hat.
Klaus Renhak, 2. Vorsitzender, und
Rainer Pausch, 3. Vorsitzender, wur-
den durch den Landesvorsitzenden
Wolfgang Werner beauftragt, die
Herbsttagung vorzubereiten und zu
organisieren. Und nach gemeinsamer
Absprache wurden
„Nägel mit Köp-
fen“
gemacht.
Klaus Renhak und Rainer Pausch
wählten mit dem Waldhotel “Scho-
betal“ ein wunderschönes Haus in
Gehren, mitten im Grünen Herzen von
Deutschland. Mit 10 Mitgliedern von
insgesamt 19 Mitgliedsbetrieben und
weiteren geladenen Gästen erfolgte
dann am Abend des 20.11.2006 die
Eröffnung des Stammtisches.
Bei einem gemütlichen Abend-
essen und in lockerer Atmosphäre un-
terhielt man sich über die Arbeit des
Landesverbandes.
Im Hinblick auf die abnehmen-
de Mitgliederzahl wurden Themen wie
Mitgliedsbeiträge und Finanzen des
LV erörtert. Darüber hinaus fand ein
Erfahrungsaustausch mit dem LV
Sachsen statt, der durch seinen Vor-
sitzenden Andreas Grundler vertre-
ten war.
Der Höhepunkt des Stammtisches
war die Wortmeldung von einem Gast,
Torsten Schade, Sohn unseres Ver-
bandsseniors Manfred Schade und
dessen Nachfolger in der Firma Schade
aus Altenburg, der bekannt gab: „
Nach gründlicher Überlegung habe ich
mich entschlossen als Nachfolger des
väterlichen Betriebes in den DHBV ein-
zutreten.“
Unter großem Beifall wurde die
Beitrittserklärung fotodokumentarisch
festgehalten.
Die Themen der Weiterbildungs-
veranstaltung am folgenden Samstag-
morgen waren:
1. Einsturzgefährdete Holzleimbin-
der durch biotischen Befall
(Re-
ferent Herr Ekkehard Flohr)
2. EXELENT Feuchte- und Regulie-
rungsputz – Wirkungsweise –
Einsatzgebiete und Vergleich
zum WTA
(Referenten Herr Kißner
und Herr Nitsche)
Wolfgang Werner
Gerne folgte ich der Einladung
des Vorstandes des Landesver-
bandes Sachsen um in Freiberg
Untertage zu gehen. „Reiche
Zeche“ so nannte sich das be-
suchte Bergwerk.
Als Thüringer hatte ich ja schon im
Salzbergwerk Merkers, die ebenfalls
kulturelle Bereicherung einer DHBV
Tagung des LV Thüringen war, Erfah-
rung gemacht. Diesmal war jedoch alles
anders!
Zunächst einmal wurden alle kom-
plett eingekleidet (das gab schon zu
denken), danach erfolgte eine Beleh-
rung und die Aufteilung in zwei Grup-
pen. Vom Einfahrtsschaft aus ging es
170 m nach unten, um dann ohne
Wenn und Aber und mit einigen Un-
bequemlichkeiten das Arbeitleben der
damaligen Bergleute in einer Zeitrei-
se kennen zulernen.
Die andere Gruppe bewältigte den
Weg von oben nach unten zu Fuß. Bei
einer Temperatur von 10–12° C (ge-
fühlt Temperatur ungefähr Gefrier-
punkt) war es schon etwas ungemüt-
lich. Noch ungemütlicher wurde dann
eine 800 m Fahrt in den so genann-
ten „Hunden“ aus dem vorigen Jahr-
hundert. Am Ende der Fahrt begann
dann der Fußmarsch, der für mich ein-
malig war.
Schnell wurde klar, warum wir so
gut eingekleidet wurden. Wie in ei-
nem Zeitriss konnten wir nun die
schweren Bedingungen Untertage
miterleben in Stollen aus dem
11. Jahrhundert, welche sich dann
mit zunehmender Technisierung auf
über 1.700 km unter dem Sachsen-
land ausdehnten. Wir lernten die Ar-
beitsbedingungen der Bergleute in
verschiedenen Epochen kennen, bis
in das Jahr 1969, in dem der Stol-
len aus wirtschaftlichen Gründen still-
gelegt wurde.
Ausgerüstet mit Grubenlampen
wateten wir auf unwegsamen und
engen Stollenwegen durch
kaltes Wasser. Denn war ein
Erzflöß nur 50 cm breit, dann
wurde auch nur so viel ab-
gebrochen. Dies geschah zu
Beginn des 14. Jahrhundert
mit Hammer und Meißel, denn
Presslufthammer oder ähnli-
che Technik waren noch nicht erfun-
den.
Ca. 1 cm Vortrieb schaffte ein
Hauer am einem Tag bei 14-stündi-
ger Arbeitszeit, um einen Umgehungs-
stollen von 45 m anzulegen (Breite
des Stollens 50–60 cm.)
Auf die Frage des Bergwerksfüh-
rers, wie viele Jahre Schwerstarbeit
für unseren Stollen gebraucht wur-
den, gab es Schätzungen von 2 bis
40 Jahren, aber dass 3 Generationen
an diesem Stollen gearbeitet hatten,
versetzte alle in Erstaunen. Dabei
wurde uns erklärt, dass bereits 7–8
jährige Kinder am Stollen oberirdisch
arbeiten mussten und mit 12–15 Jah-
ren ging es dann unter Tage. Die ma-
ximale Lebenserwartung der Hauer lag
bei 35 Jahren.
Wieder zurück zu unserem Trip.
Unsere Gruppe musste von 170 m Teufe
über drei Leitern 60 m hoch steigen.
Ich war froh, nicht in der Haut des
Organisators, des Landesvorsitzenden
Andreas Grundler zu stecken, denn
mittlerweile fand alles andere als ein
freudiger Erfahrungsaustausch statt.
Denn war einigen der Fußmarsch in
170 m Teufe schon anstrengend ge-
nug, so erforderte der Aufstieg an den
Leitern, die dreckig und nass waren
und der Gang, der so niedrig war, dass
man ständig mit dem Schutzhelm an-
schlug und die Strecke geradezu auf
allen Vieren bewältigen musste, von
jedem Höchstleistung.
Umso erstaunter war ich über die
Bereitschaft einiger, nach dem Über-
winden des 60 m Höhenunterschie-
des und einem weiteren 100 m Fuß-
marsch den schwierigen Kriechgang
des frühen Mittelalters zu wählen, um
die damaligen Bedingungen am eige-
nen Leib verspüren. Ich persönlich
entschied mich mit weiteren 5 Per-
sonen für einen bequemeren Weg ans
Tageslicht.
Nach 3 Stunden unter Tage hat-
te uns die Erdoberfläche wieder und
ich dachte, ich müsste mir ein neues
Hüftgelenk im örtlichen Klinikum von
Freiberg einbauen lassen. Immerhin
bräuchte ich bei einer OP in Freiberg
keine Sepsis zu befürchten, denn die
Luft unter Tage ist so steril, dass man
diese zur Anreicherung der Innenluft
in OP-Sälen nutzt.
Die Anstrengungen des Tages
wurden anschließend mit einem fürst-
lichen Abendmahl im Hotel „KRELLER“
in Freiberg belohnt. Danach
führte der Landesvorsitzen-
de Andreas Grundler seine
Mitgliederversammlung in
aufgelockerter Atmosphäre
durch.
Die fachliche Weiterbil-
dungsveranstaltung folgte am
nächsten Morgen um 8.30
Uhr. Trotz einiger Absagen von Refe-
renten, aus dienstlichen oder gesund-
heitlichen Gründen, hatte es Andre-
as Grundler geschafft, in kürzester Zeit
Ersatzreferenten zu gewinnen.
Als Gast des LV Sachsen spreche
ich hiermit dem Vorstand und insbe-
sondere dem Landesvorsitzenden mei-
nen Dank aus und beglückwünsche ihn
zu seiner gelungenen DHBV Tagung.
Aus heutiger Sicht und in der
Gewissheit, dass ich nun doch kein
neues Hüftgelenk benötige, bezeich-
ne ich die Zeitreise Untertage als eine
gelungene Idee. Jeder Teilnehmer
konnte sich einen Eindruck verschaf-
fen, wie schwer es für die Bergarbei-
ter gewesen war, ihr tägliches Brot
zu verdienen. Und in Anbetracht dieser
Erkenntnis dürften alle froh sein, in
der gegenwärtigen Zeit ihr Auskom-
men im Holz- und Bautenschutz ge-
funden zu haben. Der Weg in die Ver-
gangenheit wird jedem bestimmt noch
lange in Erinnerung bleiben.
Wolfgang Werner
Landesvorsitzender Thüringen
LANDESVERBÄNDE
Schützen & Erhalten · Dezember 2006 · Seite 36
Noch ist nichts passiert – Einweisung
vor der Einfahrt unter Tage.
Neues oder altes Mitglied,
das ist hier die Frage. Wolf-
gang Werner freut sich über
den Entschluss von Torsten
Schade, es seinem
Vater gleichzutun und dem
DHBV beizutreten.