Schützen & Erhalten - page 30

Die Hölzer müssen
bleiben!
Die Planung und Durchführung einer Schwammbe-
kämpfungsmaßnahme (Sonderlösung abweichend
von der DIN 68800 T4).
PRAXIS
Geschichte:
Um den Bedürfnissen der stän-
dig wachsenden evangelischen
Gemeinde in Essen-Katernberg ge-
recht zu werden, wurde auf die
Renovierung und Vergrößerung des
bestehenden Kirchenbauwerks ver-
zichtet und eine „neue“ größere
Kirche errichtet. Durch die finan-
zielle Unterstützung von Bergwerk-
gesellschaften, Vereinen, Fabrikbe-
sitzern und Privatleuten konnte die
Kirche im September 1901 geweiht
und ihrer Bestimmung übergeben
werden.
Die Kirche wurde in massiver
Bauweise im romanischen Stil aus
Ziegel- und Sandsteinen errichtet,
wobei der dunkelrote Ziegelstein
das Erscheinungsbild des Bauwerkes
prägt.
Dem hoch aufragenden Glok-
kenturm schließt auf der Ostseite
ein dreischiffiger Kirchenraum an.
Das breite Mittelschiff, welches eine
Löschwassers ausgetrocknet wer-
den sollte.
Die Auswertung der Probetrock-
nungen ergab, dass das Trocknungs-
verfahren mittels elektrisch betrie-
bener temperaturgesteuerter Heiz-
stäbe sich als das objektspezifisch
wirkungsvollste Verfahren erwiesen
hat. Da man für die Probetrocknung
bereits auf die Heizstabtechnolo-
gie der Fa. Isotec zurückgegriffen
hatte, die Kontakte waren u.a. über
ein gemeinsames Engagement ver-
schiedener Beteiligter in der WTA
zustande gekommen, lag es nahe,
auch hinsichtlich der Umsetzung der
gesamten Trocknungsmaßnahme auf
das Know-how der Firma in Bezug
der temperaturgeregelten Heizstab-
technologie zurückzugreifen.
Dort verfügt man bereits –
aufgrund der verfahrensgegenstän-
digen Austrocknung des Mauerwer-
kes im Rahmen von Bohrlochinjek-
tionen zum Einbringen nachträg-
licher Horizontalsperren nach dem
Paraffinheißverfahren – über jahr-
zehntelange Erfahrung zur tempe-
raturgeregelten Austrocknung von
Mauerwerk mittels elektrisch be-
triebener Heizstäbe.
Nach mehreren vorbereitenden
Treffen wurde unmittelbar nach den
vorbereitenden Arbeiten im Oktober
2005 mit der bauabschnittsweisen
großflächigen technischen Trock-
nungsmaßnahme des Mauerwerkes
begonnen. Getrocknet wurde da-
bei mittels Spezialheizstäben, die
in dafür eingebrachte Bohrungen
eingeführt wurden. Die anspruch-
vollste Aufgabenstellung dabei war,
speziell im Bereich der so genann-
ten Kämpfer, d.h. dort wo das Erd-
geschoßmauerwerk bogenförmig in
das Deckengewölbe aufgeht die
dort eingedrungenen großen Lösch-
wassermengen substanzschonend
in der maximal möglichen Menge
auszutrocknen.
Eine Grundbedingung war, dass
zu keinem Zeitpunkt die vorgege-
bene Maximaltemperatur von 55°
C an den Gewölbeoberflächen über-
schritten wurde.
Neben den eigenen elektro-
nisch aufgezeichneten Temperatur-
protokollen der Fa. Isotec wurde
auch durch kontinuierliche Messun-
gen der EBK-Ingenieure aus Wei-
mar überwacht, dass es zu keiner
Temperaturüberschreitung kam.
Eingesetzt zur elektronischen
Temperatursteuerung wurde dabei
ein standardmäßig bei der Isotec-
Paraffintechnologie genutztes Tem-
peraturregelgerät.
Dieses mit 400 Volt betriebe-
ne Gerät verfügt über verschiede-
ne elektrische Anschlüsse über die
zum einen Temperaturen mittels
spezieller Temperaturfühlerstäbe
eingelesen werden können und zum
anderen über Anschlüsse, welche
Heizenergie mikroprozessorgesteu-
ert an Spezialheizstäbe abgeben.
Der Mikroprozessor regelt da-
bei die an die Heizstäbe abgege-
bene Energie u.a. unter Berücksich-
tigung der eingelesenen Tempera-
turen und der eingestellten oberen
und unteren Soll-Temperaturen. Die
Daten sind dabei für alle Kanäle
auf dem Display sichtbar und kön-
nen anschließend bei Bedarf per
Schnittstelle zum Notebook aus-
gelesen werden.
Nach 7-monatigem bauab-
schnittweisem Einsatz der Heizstab-
technologie unter Mitwirkung der
Isotec-Systemzentrale und des orts-
ansässigen Isotec-Partnerbetriebes
Krüger aus Erfurt war das Ziel er-
reicht.
Die Mauerwerkskörper waren bis
zur Ausgleichsfeuchte getrocknet;
Decken und Wandoberflächen wa-
ren für die nachfolgenden restau-
ratorischen Arbeitsschritte vorbe-
reitet. Wertvolle Bausubstanz konn-
te erhalten werden.
Die erfolgreiche technische
Trocknung war die entscheidende
Voraussetzung für den Wiederein-
bau des Holzbodens im Rokokosaal,
die Verputzarbeiten sowie den Aus-
und Wiederaufbau der Innenein-
richtung, die zum gegenwärtigen
Zeitpunkt erfolgen.
Somit ist man dem angestreb-
ten Ziel, der Wiedereröffnung des
historischen Bibliothekgebäudes
zum 200. Todestag der Herzogin
Anna-Amalia im Jahre 2007 sowie
des Erhaltes des zum Weltkultur-
erbe der UNESCO gehörenden Ge-
bäudes, näher gekommen.
Dipl.-Ing. Stephan Keppeler,
Techn. Leiter ISOTEC-Franchise-
Systeme GmbH, Kürten
– Bildquellen: Siehe oben
– Textquelle: „...auf das von Dir die Nach-
Welt nimmer schweige“.
Herausgegeben von der Stiftung Wei-
marer Klassik und Kunstsammlungen
und der Thüringischen Landeszeitung
in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft
Anna Amalia Bibliothek e.V.
handwerklich aufwändig gefertig-
te, mächtige Holzdecke in Gewöl-
beform überspannt, wird von zwei
schmaleren Seitenschiffen mit
Emporen eingegrenzt. Die Seiten-
schiffe sind von kleineren anein-
andergereihten Gewölben über-
deckt, die im rechten Winkel zur
Mittelschiffachse liegen.
Das gesamte Langhaus mit
Mittel- und Seitenschiffen wird von
einer weit gespannten Satteldach-
konstruktion mit Hängesäulen über-
deckt.
Schäden:
Während der Durchführung
umfangreicher Sanierungsarbeiten
an der Fassade sowie am Dachstuhl
im Jahre 2001 wurden entlang der
Mauerkrone zuerst an den Fußpfet-
ten z.T. erhebliche Schäden durch
den „Echten Hausschwamm“ (lat.
Serpula lacrimans) entdeckt. Hier-
auf sind in einer ersten Maßnah-
Seitenansicht – eingerüstet; inkl.
Skizze Seitenansicht gesamt.
Innenansicht Segmentbogen
mit Gerüst.
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