Die Ex-Press
Berufsinformation des DSV e.V.
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Wissenswertes
Sterile Mücken gegen
Krankheiten
In den Tropen und Subtropen werden
gefährliche Viruserkrankungen wie Gelb-
fieber, Denguefieber oder das Zika-Fieber
durch Mückenstiche übertragen. Neben der
klassischen Bekämpfung mit Insektiziden
können sterile männliche Mücken gegen
ihre Artgenossen zum Einsatz kommen.
Nach WHO-Angaben erkranken jährlich über 50
Millionen Menschen weltweit am Denguefieber,
etwa 25.000 Erkrankte sterben. Am Gelbfieber
erkranken jährlich nur 200.000 Menschen welt-
weit, aber 30.000 sterben, immerhin 15% der
Erkrankten. Seit 2015 herrscht in Teilen Süda-
merikas und der Karibik eine Zika-Epidemie. Das
Zika-Fieber verläuft zwar beim erwachsenen Men-
schen meist harmlos, es steht aber unter dem
Verdacht, während der Schwangerschaft auf heim-
tückische Weise die Hirnentwícklung im Embryo
zu schädigen. Aktuell häufen sich besonders in
Brasilien und Kolumbien die Fälle von Neugebo-
renen mit einem viel zu kleinen Gehirn (Mikroze-
phalie), was von Fachleuten auf den Zika-Virus
zurückgeführt wird. Stechmücken wie die Gelb-
fiebermücke bzw. Ägyptische Tigermücke, Aedes
aegypti, oder die Asiatische Tigermücke, Aedes
albopictus, zählen zu den Virusüberträgern bei
Zika-, Dengue- oder Gelbfieberinfektionen. Bis-
lang kommen diese Stechmücken hauptsächlich
in tropischen und subtropischen Regionen vor.
Seit 2007 tauchen in Deutschlands vereinzelt
eingeschleppte Tigermücken auf, die wegen der
Klimaerwärmung hier überleben können.
Klassischerweise werden Stechmücken durch
Ausräuchern und Beseitigung ihrer Brutstätten –
Tümpel und andere stehende
Gewässer – bekämpft. Chemische
Insektizide haben den Nachteil, die
Umwelt zu belasten, außerdem können sich Resi-
stenzen gegen sie entwickeln. Einen anderen Weg
verfolgt das in den 1930iger Jahren entwickelte
Verfahren unter dem Namen Sterile-Insekten-
Technik. Dabei wird eine große Anzahl männlicher
Insekten im Labor durch Bestrahlung sterilisiert
und im betroffenen Gebiet freigelassen. Dort kon-
kurrieren sie mit den fruchtbaren Männchen um
die Weibchen. Können sich die „sterilen Romeos“
durchsetzen, wird mangels Nachwuchs eine Popu-
lation stark verringert und im günstigsten Fall ver-
schwindet sie ganz. Allerdings sind die bestrahl-
ten Männchen oft so geschwächt, dass diese sich
nicht bei den Weibchen durchsetzen können. Die
Sterilisation erfolgt heute gentechnisch. Seit 2009
setzt beispielsweise das britische Biotechnologie-
Unternehmen Oxitec gentechnisch sterilisierte Mü-
ckenmännchen gegen Gelbfiebermücken ein. Die
Sterilisierung geschieht durch den Einbau eines
zusätzlichen Gens in das Erbgut der Männchen.
Dieses Gen bewirkt, dass die transgenen Männ-
chen ein spezielles Protein produzieren, welches
den Nachwuchs nach Freisetzung und Paarung
mit den natürlichen Weibchen an der Entwick-
lung hindert. Die Larven bleiben gewissermaßen
im Larvenstadium stecken und sterben ab. In er-
sten Versuchen auf den Cayman-Inseln verringer-
ten sich Populationen an Gelbfiebermücken nach
drei Monaten um 80 Prozent. Es ist noch nicht
geklärt, ob die transgenen Männchen wirklich
genauso fit sind wie die natürlichen Männchen,
mit denen sie konkurrieren. Offen bleibt auch, ob
sich transgene Resistenzen bilden können. Es gab
Proteste von Kritikern der Gentechnik und viele
Diskussionen in der Fachwelt. Brasilien hat 2014
als erstes Land die transgenen Gelbfiebermücken
offiziell zugelassen. Aktuell richten sich hier alle
Hoffnungen auf einen erfolgreichen Kampf gegen
die Zika-Epidemie. Dieser Kampf wird mit allen
Mitteln geführt.
Artikel von Ansgar Bach
Asiatische Tigermücke mit typischem Tigerstreifenmuster, Bild: Center for
Disease Control and Prevention (CDC) in den USA
Links männliche und rechts weibliche Gelbfiebermücke
(Ägyptische Tigermücke) mit typischem Tigerstreifen
muster. Grafik von E. A. Goeldi (1905)
Aktuelles Verbreitungsgebiet der Zika-Virus-
Infektionen im Januar 2016. Bild: WHO,
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