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Wissenswertes
Schützen & Erhalten · Juni 2015 · Seite 74
Umsiedeln − jetzt auch Ameisen?
In einer Gartenzeitschrift fiel kürzlich ein
Artikel zu Ameisen im Garten auf. Es ging
um ihre Bedeutung für die Natur, ihren
überwiegenden Nutzen aber auch um das
Konfliktpotential.
Die Methode zur kontrollierten Umsiedelung
wurde beschrieben. Der Trick hierbei ist, ein
Ersatzquartier anzubieten. Dazu dient ein, mit
feuchter Holzwolle oder Stroh befüllter Blumen-
topf. Der Topf muss demnach umgedreht auf das
Nest gestellt werden, dies ist für die Ameisen
ein Anreiz, umzuziehen. Wenn dieser Schritt
erfolgreich war, soll der Topf mitsamt Amei-
sen ca. 30m vom alten Standort entfernt weg-
gebracht werden. Die Ameisen wandern sonst
vielleicht zurück.
Nach weiteren Recherchen fanden sich viele
Tipps im Internet. Ähnliche Hinweise, auch wenn
es um Ameisen geht, die ins Haus eindringen,
liest man zum Beispiel im Informationsblatt des
PAN zu Ameisen (Pestizid Aktions-Netzwerk e.V.,
2010). So sei neben der Bestimmung der Art u.
a. wichtig zu prüfen, wo das Nest der Ameisen
liegt. Liegt es im Außengelände, kann versucht
werden, das Nest umzusiedeln. Umsiedeln von
Ameisen − das Thema ist also schon länger in
der Welt. Es wäre also nicht verwunderlich, wenn
man in der Praxis mit dem Wunsch nach solch
einer Alternative konfrontiert wird.
In vier Versuchen sollte das Umsiedeln mit
Ameisen, die entlang eines Gartenweges auftra-
ten, getestet werden. Was sich zunächst einfach
angehört hat, entpuppte sich als Geduldsspiel.
Es kamen einige ganz praktische Fragen auf,
zum Beispiel:
Wann ist die gesamte Kolonie im Blumentopf
und wie stellt man das fest?
Darf man nachsehen, ob schon erfolgreich
in den Topf eingewandert wurde?
Welches Topfmaterial oder welche Topfgrö-
ße, welches Füllsubstrat sind geeignet, zu wel-
chem Zeitpunkt im Jahr und mit welcher Art
klappt das? Die Liste der Parameter, die die Er-
folgschancen beeinflussen können, ist lang. Bei
allen Versuchen zeigten die Ameisen Interesse
am Topf. In einem Versuch haben die Ameisen
begonnen, im Topf zu bauen, sind dann aber
später abgesprungen. An diesem Punkt ange-
kommen, wurden die Versuche jeweils nach ei-
ner Woche eingestellt.
Es ist vorstellbar, dass so ein Umsiedeln ge-
lingt. Es ist bereits hinlänglich bekannt, dass
Ameisen in bepflanzte Töpfe einwandern. Anhand
dieser ersten Erfahrungen wurde aber schnell
klar, dass im Minimum erhebliche Geduld beim
Umsiedeln von Ameisen erforderlich sein dürfte.
Außerdem stolperte dauernd jemand über den
Topf, die Nester lagen schließlich an störenden
Stellen (nicht mitgezählte Versuche). So wün-
schenswert wie das auch ist, eine effektive Opti-
on in einer bekämpfungswürdigen Situation stellt
das Umsiedeln von Ameisen wohl eher nicht dar.
Insbesondere bei Kolonie bildenden Arten,
wie etwa Lasius neglectus mit ihren Superkolo-
nien, wäre eine Umsiedlung kontraproduktiv, ja
geradezu verheerend. Die Meinung des DSV e.V.:
Ameisen umsiedeln ist ein netter Marketing-Gag.
Aber maximal eben nur das. Besser die Finger
davon lassen!
Unten links: Für das Umsiedeln von Ameisen wird ein
Blumentopf, gefüllt mit feuchtem Stroh als Ersatz-
quartier empfohlen.
Unten rechts: Gartenameisen erfüllen wichtige Funkti-
onen, hier die Entsorgung eines toten Spatzenkükens;
Gelegentlich verirren sie sich jedoch ins Haus.
Idealfall: Die Ameisen ziehen um.