Schützen & Erhalten - page 38

Schützen & Erhalten · Juni 2001 · Seite 30
Dieser Beitrag hat daher zum
Ziel, die dänischen Methoden
in Verbindung mit den bewähr-
ten Produkten näher zu erläu-
tern und vor allem dabei auf
die Zulässigkeit dieser Metho-
den im Geltungsbereich der DIN
68 800-4 (Holzschutz im Hoch-
bau, Teil 4: Bekämpfungsmaß-
nahmen) einzugehen.
Wirkstoff Bor
Auf Grund ihrer geringen
Humantoxizität (Streit 1991)
und der nicht erfolgenden Aus-
gasung von Komponenten aus
diesem anorganischen Salz bei
gleichzeitig hoher Effektivität
(Bavendamm; Drysdale 1994)
und guten technischen Eigen-
schaften haben sich Borverbin-
dungen in den letzten Jahren
weltweit bewährt (Peylo 1998;
Peylo, Willeitner 2001). Auch
die zurzeit noch stattfindende
Diskussion über mögliche repro-
duktonschädigende Wirkungen
(Peylo 2000), die vermutlich zu
einer Aufnahme von Borsalzen
in den Anhang der Gefahrstoff-
verordnung und somit einer
Kennzeichnungspflicht als ge-
sundheitsschädlich führen wird,
kann diese Bewertung nicht
ändern (reine Borsäure/Borax
sind bisher nicht kennzeich-
nungspflichtig). Denn die ak-
tuelle Diskussion verkennt den
entscheidenden Aspekt, dass Bor
die ihm zugesprochenen Gefähr-
dungen nur auslösen kann,
wenn es über längere Zeit in
höheren Dosen kontinuierlich
durch die Nahrung aufgenom-
men wird. Beim bestimmungs-
gemäßen Gebrauch eines Holz-
schutzmittels kann dies jedoch
kaum geschehen.
Tiefschutz im Holz
BORACOL 20 hat sich fest
im Dänischen Markt etabliert
und auch in Deutschland die
bauaufsichtliche Zulassung für
den bekämpfenden Holzschutz
gegen Insekten bei gleichzei-
tig vorbeugender Wirkung ge-
gen Insekten und Pilze erhal-
ten. (Zulassungsnummer: Z-
58.2-1458)
Laboruntersuchungen
Trotz der weit zurück rei-
chenden Kenntnisse zu Bor und
seiner auch in Deutschland seit
etwa 30 Jahren stattfindenden
Anwendung, fehlten Kenntnis-
se zum Diffusionsverhalten ver-
schiedener Borverbindungen
unter unterschiedlichen Bedin-
gungen, vor allem in Abhängig-
keit von Holzart und Feuchte.
Während die Wirksamkeit von
Bor eigentlich außer Frage steht,
ist das entscheidende Problem
beim bekämpfenden Einsatz, ob
der Wirkort überhaupt erreicht
wird.
Daher wurden verschiedene
Untersuchungen zum Diffusions-
verhalten an Eiche, Fichte und
Kiefer bei Holzfeuchten von 12,
18, 20 und 30 Prozent in Kli-
makammern, beziehungsweise
künstlich befeuchteten Hölzern
durchgeführt. Die Eindringtie-
fen von Bor wurden mittels
Curcumin-Farbtests, (Theden,
Cottlors 1965), beziehungsweise
fotometrisch (Peylo 1995) er-
mittelt.
Eigene Untersuchungen zei-
gen die hohe Penetrationsfähig-
keit von BORACOL, einem Gly-
col-basierten Produkt auch im
Vergleich. Ein Tiefschutz wird
bei einer Holzfeuchte von 12
Prozent bereits nach einem Jahr
erreicht. Abbildung 1 zeigt die
Grafik und Abbildung 2 die da-
zugehörigen Holzproben.
Bei einer Holzfeuchte von
18 Prozent wurde an Balken
(95 × 95 Millimeter) eine voll-
ständige Penetration (quer zur
Faser) des gesamten Quer-
schnitts bei Kiefer, einschließ-
lich des Kernbereichs innerhalb
von fünf Jahren erreicht. In Fa-
serrichtung (axial) sind auf
Grund der Holzstruktur noch
wesentlich weitere Diffusions-
strecken von bis zu 12 Zenti-
meter zu verzeichnen (Abbil-
dung 3). Auch Fichte wird nach
Anstrich über 30 Millimeter tief
durchdrungen, wobei Leimfugen
(PVAc) kein Hindernis darstel-
len (Dirol 1988).
Auffällig ist, dass bei der
Penetration des Holzes durch
Diffusion keine bedeutenden
Unterschiede zwischen Splint
und Kern auftreten und sogar
bei Fichte hohe Aufnahmen zu
sehen sind, obwohl Fichte im
trockenen Zustand sogar für
Druckbehandlungen oder Ähn-
liches nahezu impermeabel ist.
Mit steigender Feuchte be-
schleunigt sich die Diffusion.
So wurden bei 40 Prozent Holz-
feuchte bereits in vier Mona-
ten 110 Millimeter in axialer
Richtung zurückgelegt (Edlund
et al. 1983).
Praxisbeispiele
Schloss Kronborg, Helsingor
Befall:
Anobien
Boracol:
1000 Liter
Durch-
führung:
1984 bis 1992
Eindringtiefen von 30 bis 50
Millimeter in Ständern des Tur-
mes nach 14 Monaten an Bohr-
kernen gemessen bei einer Holz-
feuchte von 11 bis 18 Prozent.
Hausschwammsanie-
rung in Dänemark
In Dänemark stellen Insek-
tenschäden an Gebäuden nur ein
sehr geringes Problem dar. Wäh-
rend Anobien noch häufig in
Kirchen und vergleichbaren
Gebäuden auftreten, sind Haus-
bockschäden selten. Das Haupt-
tätigkeitsfeld der Schädlingsbe-
kämpfungsbetriebe richtet sich
auf die Schwammsanierung. Hier
FÜR DIE PRAXIS
Erfahrungen aus Dänemark
Abbildung 2: Bordiffusion bei 12 Prozent Holzfeuchte in Kiefern-
brettern nach oberflächlicher Behandlung.
Abbildung. 1: Vergleich der
Diffusion von Boracol (links)
und Borsäure (rechts) bei ober-
flächlicher Aufbringung durch
Streichen (2 Anstriche,
300 Milliliter je Quadratmeter,
12 Prozent Holzfeuchte) nach
12 Monaten. Bor durch
Curcurim-Test rot angefärbt.
1...,28,29,30,31,32,33,34,35,36,37 39,40,41,42,43,44,45,46,47,...48
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