Schützen & Erhalten - page 30

Schützen & Erhalten · Juni 2001 · Seite 22
Zu dem Komplex:
Im Keller dringt sowohl durch
die Sohle als auch durch die
Außenwände Wasser ein.
1. Stellungnahme
Bei der Beurteilung einer
wasserundurchlässigen Beton-
bodenplatte sind folgende Vor-
aussetzungen zu berücksichti-
gen:
– Der Beton muss wasserun-
durchlässig sein.
– Das Bauwerk muss geeig-
net konstruiert werden.
– Das Bauwerk muss sorgfäl-
tig erstellt werden.
Trotz dieser eindeutigen Vorga-
ben ergibt sich daraus eine für
den Laien schwer durchschau-
bare Besonderheit.
Wasserundurchlässiger Beton
mit einer Dicke von 10 cm bis
40 cm muss so dicht sein, dass
die größte Wassereindringtiefe
bei der Prüfung nach DIN 1048,
Teil 1, 50 mm nicht überschrei-
tet.
Das bedeutet im konkreten
Fall, dass der kapillare Wasser-
transport von der erdberührten
Seite maximal 50 mm in das
Bauteil eindringen darf. Dort
bildet sich bei einseitiger Was-
sereinwirkung in der Nähe der
luftumspülten Oberfläche der
Bodenplatte eine Luftfeuchte-
zone aus, in der nur noch Was-
serdampfdiffusion auftritt.
Dadurch erscheint die luft-
berührte Oberfläche der Boden-
platte als trocken. Aber nur
dann, wenn die Verdunstung der
Feuchte an der Luftseite gesi-
chert ist.
Im vorliegenden Fall wurde
diese Voraussetzung nicht er-
füllt. Aufgrund von Fehlstellen
im Beton war es erforderlich,
eine nachträgliche Abdichtung
gegen von außen eindringen-
de Feuchtigkeit vorzunehmen.
DIE FACHBEREICHE
Bauten- und Gewässerschutz
Gutachterliche Stellungnahme
In Sachen XYZ u.a. ./. Wohnungsunternehmen GmbH
Die Abdichtung wurde flächig
in Kombination von Injektionen
und Verkieselungsfolgen an der
der wasserabgewandten Bau-
werksseite angebracht. Diese
passive Abdichtung wird mei-
stens bei Sanierungsmaßnahmen
eingesetzt. Sofern eine Außen-
abdichtung technisch und wirt-
schaftlich nicht vertretbar ist,
entspricht die Form der einge-
bauten Innenabdichtung den
allgemein anerkannten Regeln
der Technik.
Sachgerechte nachträgliche
Innenabdichtungen erfüllen die
Funktion der Abdichtung in
gleichwertiger Weise wie sach-
gerechte nachträgliche Außen-
abdichtungen. Die Ausführung
erfolgte durch eine Fachfirma.
Das dafür eingesetzte Personal
ist seit Jahren mit diesen Ar-
beiten vertraut und weiß ge-
nau, wann, wo und warum wel-
che Leistungen zu erbringen
sind. Vor diesem Hintergrund
kann bei der Beurteilung des
Komplexes davon ausgegangen
werden, dass die abgelieferten
Leistungen die geforderten Ei-
genschaften haben.
Für diese Art der Abdichtung
haben sich bestens Dichtungs-
schlämmen bewährt. Dichtungs-
schlämmen bestehen im wesent-
lichen aus kunststoff-modifizier-
ten
Zementmörteln
mit
hydrophoben Zusätzen. Sie wer-
den in mehreren dünnen Schich-
ten aufgetragen. Diese Abdich-
tungsschichten haben gegen-
über Wasser in flüssiger Form
eine hohe Dichtigkeit. Dich-
tungsschlämmen sind aber nicht
dampfbremsend. Wasser kann
gasförmig, also als Wasserdampf,
ständig durch die Abdichtung
diffundieren.
In diesem Zusammenhang
sind die Kenntnisse der verschie-
denen Wassertransportmechanis-
men unabdingbare Vorausset-
zung zur weiteren Beurteilung.
Ab einem Feuchtigkeitsgehalt,
der den Wert der Ausgleichs-
feuchte übersteigt, beginnt
Feuchtigkeit zum Problem zu
werden. Ein erhöhter Feuchtig-
keitsgehalt wird durch verschie-
dene Mechanismen ausgelöst.
Im konkreten Fall muss unter-
schieden werden:
– Wasser in flüssiger Form
– Wasser in Gasform
Die hier zutreffende gasförmi-
ge Wasseraufnahme unterschei-
det folgende Mechanismen:
– Kapillarkondensation
– Hygroskopische Feuchtig-
keit
– Kondensation
Diese Art der Abdichtung nimmt
in Kauf, dass sich das von au-
ßen in die Bodenplatte eindrin-
gende Wasser bis unter die Ab-
dichtung anstauen kann. Auch
bis jetzt noch intakte Bauwerks-
teile im Umfeld der Fehlstellen
nehmen jetzt kapillar Feuchtig-
keit auf. Kapillar nehmen Bau-
stoffe immer dann Wasser auf,
wenn sie direkt mit dem Was-
ser in Berührung kommen. Das
geschieht immer in nicht ab-
gedichteten, erdberührenden
Bereichen. Die Bodenplatte ist
zur erdberührenden Seite nicht
abgedichtet. Dies hat aufgrund
der Vielzahl der Fehlstellen zur
Folge, dass nicht nur in einzel-
nen Bereichen das Wasser bis
unter der Negativabdichtung
ansteht. Durch die kapillare
Wasseraufnahme der angrenzen-
den Bauteilflächen durchnässt
im Verlaufe der Zeit die gesamte
Bodenplatte.
Dieser Mechanismus hat
zwangsläufig eine Herabsetzung
der Bauteiltemperatur und Ver-
lagerung des Taupunktes auf die
Bauteiloberfläche zur Folge. Dies
ist ein rein physikalischer Vor-
gang: Durch eine Erhöhung des
Feuchtegehaltes im Bauteil
nimmt immer die Wärmeleitfä-
higkeit zu, senkt somit die Ober-
flächentemperatur.
Eine Erhöhung der Wärme-
leitfähigkeit und Herabminde-
rung des Wärmedämmwertes
tritt immer dann ein, wenn nicht
wasserdampfaufnahmefähige
Schichten verlegt werden. Ein
Estrich ist gut geeignet, als
Puffer zu wirken und den Feuch-
tigkeitshaushalt zu regulieren.
Er ist vergleichbar mit den Be-
sonderheiten und Wirkungsweise
von wasserundurchlässigem
Beton, wo
– Wassergehalt
(eindringendes Wasser),
– Kapillarwassertransport
(zur Bauteiloberfläche)
und
– Wasserdampfdiffusion (zur
Raumseite)
an der Luftseite zu keinen op-
tisch feststellbaren Durchfeuch-
tungen führen.
Die Abdichtung ist vom Est-
rich durch eine Polyethylenfo-
lie getrennt. Hierbei handelt es
sich um eine Dampfsperre.
Dampfsperren verhindern
den Wasserdampftransport in ein
Bauteil.
Der Estrich steht somit nicht
für den Wasserdampftransport
zur Verfügung. Die Sorptions-
fähigkeit wird durch die Folie
gesperrt. Der durch die Abdich-
tung diffundierende Wasser-
dampf kann nicht über den Est-
rich in den Raum entweichen,
um dort durch die Lüftung je-
weils gegen trockene Luft von
außen ausgetauscht zu werden.
Dieser Vorgang wiederholt sich
ständig. Jeden Tag, jede Minute,
auch jetzt. Eine Anreicherung
von Feuchtigkeit unter der Fo-
lie ist die Folge.
Daraus ergibt sich: Auch
beim Nichtvorhandensein von
Mängeln in der Abdichtung
kommt es zwischen Abdichtung
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