Schützen & Erhalten - page 10

Schützen & Erhalten · September 2008 · Seite 10
Fachbereiche
Bautenschutz
war die große Zeit der Gilden und Zünfte, die
das Tagesgeschehen der baltischen Hansestät-
te maßgeblich bestimmten. Nicht nur die Inte-
ressen ihres Berufszweiges vertretend, hatten
es sich die Genossenschaften zur Aufgabe ge-
macht, den katholischen Glauben zu verbreiten
und gegen Andersgläubige zu verteidigen. Eine
der mächtigsten Gilden war die „Schwarzhäup-
tergilde“, der nur deutschstämmige Junggesellen
angehören durften. Schutzpatron war der heilige
Mauritius aus Afrika, dessen „Mohrenkopf“ der
Bruderschaft ihren Namen gab und entsprechend
ihr Wappen ziert. Die restaurierte Renaissance-
fassade des Schwarzhäupterhauses aus dem Jahr
1597 zeugt nicht nur vom Reichtum der „Gilde“
und ihrer Mitglieder, sondern auch von der Kunst
der damaligen Handwerker und der heutigen Re-
stauratoren. Weit reichende Handelsbeziehungen
zu den Hansestädten Nowgorod, Bergen, Brügge
und London füllten damals die Kassen der Gilden,
deren Reichtum sich im Stadtbild der gesamten
Unterstadt widerspiegelt.
Die Oberstadt des alten „Revals“, der Dom-
berg, war dem Bischof, den Vertretern der Lan-
desherren und den Ordensrittern vorbehalten.
Auch heute ist die Oberstadt Sitz der Regierung
und des Parlamentes.
Unser Blick vom Domberg auf die Unterstadt
zeigt am linken Bildrand den Turm der Olaikir-
che. Im Mittelalter war der 159 m hohe Kirch-
turm das höchste Gebäude der Welt! Er diente
den Seefahrern zur Navigation und sollte vorbei-
fahrenden Schiffen auf die östlichst gelegenste
Hansestadt und deren Hafen aufmerksam ma-
chen. Heute sind es fast 500 Kreuzfahrtschiffe,
die jährlich den Hafen der Hauptstadt Estlands
anlaufen und somit zum Wohlstand der Stadt
beitragen.
Renovationszentrum für
Holzhäuser
Nicht nur für Holzschützer interessant ist
ein Gang durch das Fischerviertel mit seinen
zahlreichen Holzhäusern aus den unterschied-
lichsten Geschichtsepochen. Die ältesten Häu-
ser stammen aus der Zeit Peter des Großen und
der nachfolgenden Zarenzeit, danach folgt eine
völlig andere Bauweise während der Zeit der
kurzen Unabhängigkeit des Landes zwischen
den Weltkriegen. Und auch diese Bauphase un-
terscheidet sich gänzlich von den Häusern aus
der Zeit der Sowjetunion. Ein bunter Mix, dessen
bau- und kunsthistorische Bedeutung einem vor
allem dann bewusst wird, wenn man das Glück
hat, von einem Fachmann geführt zu werden.
Den Abschluss der Holzschutzexkursion bildete
das Informationszentrum für Renovationen von
Holzhäusern. Das Zentrum wurde im Zeitraum von
1998 bis 2002 restauriert, wobei besonderer Wert
auf die Verwendung ökologischer und traditio-
neller Baumaterialien und auf eine einwandfreie
handwerkliche Ausführung gelegt wurde.
Das Renovationszentrum pflegt derzeit be-
sonders intensive Kontakte zu Denkmalschutzor-
ganisationen in Schweden und unterstützt hier
Historisches unter neuer Nutzung. Das Hotel Domina
Illmarine in den Mauern einer alten Maschinenfabrik.
Wahrzeichen der
Tallinner Oberstadt –
die Alexander-
Newsky-
Kathedrale.
Erinnert an die große Zeit der Zünfte – das Schwarz-
häupterhaus in der Tallinner Altstadt.
Blick vom Domberg auf die
Unterstadt mit dem imposanten
Turm der Olaikirche.
Ein bunter Mix von Holzhäusern der unterschied-
lichsten Epochen – das Fischerviertel am Tallinner Hafen.
Ein typisches Holzhaus aus der Zeit des Stalinismus
mit gemauertem Treppenhaus.
Ebenfalls aus Holz – das Informationszentrum im
Fischerviertel.
Dipl.-Ing. Hammok stellt sich den Fragen unserer
Holzschutzexperten.
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