Schützen & Erhalten - page 14

Fachbereiche
Bautenschutz
Jugendstil oder „art nouveo“, wie die kunstge-
schichtliche Epoche im Übergang des 19. zum
20. Jahrhundert bezeichnet wird, zeigt sich in
der Architektur u. a. durch eine aufwendige Fas-
sadengestaltung mittels dekorativ geschwunge-
ner Linien und flächenhaft stilisierten Blumen-
ornamenten, Figuren und Köpfen mit fantasti-
schen Gesichtern.
Die überaus dekorativen Fassaden glänzen
allerdings nur zur Straßenseite. Die Hinterhö-
fe der Miethäuser weisen, neben der in dieser
Region typischen, oberirdischen Niederschlag-
sentwässerung, die nach Niederschlägen zum
sauberen Stadtbild beitrug, deutliche Vernach-
lässigungen auf. Die zu vermutenden Schadens-
bilder im Inneren der Gebäude sind jedem in
der Sanierung Tätigen geläufig. Dieser typische,
moderige Geruch der feuchten Bausubstanz
steht so im krassen Gegensatz zur Schönheit
der Fassaden.
Barockschloss Rundale
Station auf dem Weg zur dritten und letz-
ten Metropole der Studienreise war das Barock-
schloss Rundale, auch genannt das „Versailles
der Ostsee“. Der italienische Architekt Barto-
lomeo Rastrelli, auf dessen Entwurf auch der
Winterpalast von St. Petersburg zurückgeht,
beschäftigte Handwerker aus ganz Europa, um
den auf einer symmetrischen Achse von 2 km
konzipierten Schlosstrakt mit 138 Zimmern zu
errichten. Im Jahr 1764 führte der italienische
Baumeister das zu Ende, was er 30 Jahre zuvor
begonnen hatte.
Barockstadt Vilnius
Vilnius die Hauptstadt Litauens, das letzte
Ziel der Exkursion, liegt im Herzen Europas, 26
km vom geographischen Mittelpunkt des Konti-
nents entfernt. Über 40 Kirchen prägen das Stadt-
bild, so dass die Bewohner der Stadt zu recht
behaupten, dass man von jeder Altstadtgasse
jeweils mehrere Kirchen gleichzeitig sehen kann.
Als eine der größten Städte im Osten wurde Vil-
nius in der Vergangenheit Spielball vieler Mächte,
so der Ordensritter, Tataren, Russen, Schweden,
Polen und Deutschen. Heute ist Vilnius mit sei-
nen 560.000 Einwohnern die größte Stadt des
Landes. Sie ist katholischer Erzbischofssitz und
seit 1579 Universitätsstadt.
Die baulichen Wahrzeichen der litauischen
Hauptstadt sind die Ruine der Burg von Gedimi-
nas auf dem gleichnamigen Hügel aus dem 14.
und 15. Jahrhundert sowie die klassizistische
Kathedrale Sankt Stanislaus mit ihrem etwas
abseits stehenden Glockenturm.
Die Altstadt, die sich an den Hängen auf
dem linken Ufer der Neris hochzieht, hat eine
Fläche von 359 ha und zählt damit zu den größ-
ten und besterhaltenen Europas. Seit 1994 ist
auch sie UNESCO-Weltkulturerbe. Viele Bausti-
le hinterließen hier ihre Spuren, wobei der Ba-
rock gegenüber Gotik und Renaissance deutlich
überwiegt.
Ein Nationaldenkmal Litauens: Die Inselburg Trakai,
ehemaliges Bollwerk gegen die Ordensritter im
14. Jahrhundert.
Ein imposantes Bauwerk der baltischen Backstein-
gotik – die St. Anna Kirche in Vilnius.
Vorne hui – hinten nicht selten pfui. Der Glanz der Fassade und die Tristesse der Hinterhöfe.
Ein würdiger Amtssitz für einen Präsidenten. Horst Eickhoff vor dem Barockschloss Rundale.
Begutachtet fachmännisch die Sanierungsarbeiten
– Peter Dahmen in seinem Element.
Seminar in der Agentur für die Altstadterneuerung
Vilnius.
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