Fachbereiche
Bautenschutz
DHBV-Fachexkursion 2008 ins Baltikum
Ergänzende Anmerkungen
Der Bitte von Rainer Spirgatis seinen Bericht
um einige Anmerkungen zum Thema Holz-
bauten in den baltischen Hauptstädten zu
ergänzen, komme ich hiermit gerne nach.
Sowohl im Tallinner Fischerviertel Kalamaja wie auch
in den anderen beiden baltischen Hauptstädten sind
wunderschöne restaurierte und im Gegensatz dazu
unfachmännisch „instandgesetzte“ Holzhäuser zu
finden. Dieser Zustand wird sich wohl kaum von
anderen Städten unterscheiden, die den gleichen
Bedingungen unterliegen – die baltischen Staaten
befinden sich immerhin im Neuaufbau.
Obwohl Organisationen wie das „SÄÄSTVA RE-
NOVEERIMISE INFOKESKUS“ in Tallinn oder der Ar-
chitekt und Kunsthistoriker Dipl.-Ing. Petris Blum
in Riga für eine Instandsetzung beratend und hel-
fend zur Seite stehen, ist der größte Teil der Haus-
besitzer, teils aus finanziellen Gründen, teils aus
Unwissenheit, nicht in der Lage hier für dauerhaf-
te Lösungen zu sorgen. Meistens werden, wie bei
vielen Gebäuden aus Stein, auch oberflächliche
Auffrischungen an den Fassaden durchgeführt, die
erst einmal ein positives Gesamtbild nach außen
vermitteln. Ein fachkundiges, tieferes hineinschau-
en zeigt aber schnell und deutlich, dass nicht alles
„Gold ist, was glänzt“.
Um so mehr ist der Einsatz Einzelner zu be-
wundern, die mit sehr viel Engagement versuchen,
an einzelnen Projekten einen fachgerechten Wie-
deraufbau hinzubekommen. Eine solche Maßnah-
me konnten wir auf der Exkursion besichtigen. Es
handelt sich dabei um ein sehr großes freistehen-
des Holzhaus (Bild 1).
Das Gebäude gehört der Stadt Riga und ist
dem derzeitigen Mieter (Bild 2) mit der Auflage
überlassen, es wieder aufzubauen. Für alle war es
beeidruckend zu erleben, wie jemand in mühevol-
ler Kleinarbeit mit zum Teil völlig veralteten Ma-
schinen versucht, ein ursprünglich wunderschönes
Haus (alte Stuckrosen an der Decke und vieles mehr
zeugen davon) wieder in seinen originalen Zustand
zu versetzen. Schön, dass es solche Menschen mit
solchen Träumen gibt. Die Realität sieht allerdings
anders aus, so haben aufstrebende Städte wie Riga
auf Grund der enorm angestiegenen Grundstücks-
preise zukünftig nur wenig Platz für solche Gebäude.
Riesige Einkaufszentren, wie wir sie aus Deutschland
kaum kennen, beginnen die Stadtbilder neu zu prä-
gen. Es bleibt trotzdem zu hoffen, dass sich – wie
in anderen Ländern auch – genügend Enthusiasten
finden, die die alte Bausubstanz, die landestypi-
schen Holzhäuser und damit ein Stück Geschichte
erhalten und bewahren.
Dipl. Holzwirt Georg Brückner
Fachbereichsleiter Sachverständige
Bild 1:
Freistehendes
Holzhaus
in Riga.
Bild 2:
Idealisten bei
ihrer Arbeit
über die Schul-
ter geschaut.
Ein Exkursions-
punkt, der ein-
drucksvoll die
Probleme bei
der Erhaltung
alter Bausub-
stanz veran-
schaulichte.
Nachfolgend
noch zwei
Impressionen
von Holz-
häusern aus
Tallinn und
Vilnius:
Straße mit
Holzhäusern im
Fischerviertel
Kalamaja
in Tallinn.
Besichtigung
der Sanierungs-
arbeiten in
Vilnius.