Mauersägeverfahren gegen kapillar
aufsteigende Feuchtigkeit
Das WTA-Merkblatt 4-7-02/D regelt in der
deutschen Fassung vom Dezember 2002
die nachträglichen, mechanischen Hori-
zontalsperren und empfiehlt „…Auftrag
vergebenden Architekten, Denkmalpflege-
ämtern und den staatlichen, kommunalen
und kirchlichen Bauämtern …auf dieses
und die weiteren Merkblätter der WTA
zum Bautenschutz und zur Bauwerksin-
standsetzung in Ausschreibungen und
Aufträgen Bezug zu nehmen und deren
Kenntnisnahme allen Auftragnehmern zur
Auflage zu machen.“
1)
In diesem Regelwerk werden die praxisbewähr-
ten Verfahren, Werkstoffe und Randbedingungen
für den Einsatz der nachträglichen mechanischen
Horizontalsperre beschrieben. Die objektbezoge-
ne Voruntersuchung des Bauwerkszustandes ist
Grundlage des Sanierungskonzepts, das durch den
Fachplaner erstellt wird, „…bevor Maßnahmen
zum Einbau einer nachträglichen mechanischen
Horizontalsperre festgelegt werden können.“
2)
„Mechanische Verfahren“
Unter diesem Sammelbegriff werden alle
Techniken zusammengefasst, die genutzt werden,
um nachträglich in Mauerwerksquerschnitten eine
Horizontalabdichtung gegen kapillar aufsteigen-
de Feuchtigkeit einzubauen. Alle Verfahren ha-
ben die Mauerwerkstrennung zur Folge, in den
dann freigelegten Spalt wird eine kapillarinaktive
Sperrschicht eingebracht und ggf. noch offener
Fugenraum wird mit geeignetem Verpressmörtel
hohlraumfrei verfüllt (siehe Tabelle 1).
Während sich im Hochbau das Maureraus-
tauschverfahren im Zuge innerstädtischer Be-
bauung durch Unterfangungsarbeiten im Bereich
der mechanischen Horizontalsperren durchgesetzt
hat, findet in der Sanierung feuchter Gebäude-
mauern das Blecheinrüttelverfahren eher noch
als das Kernbohrverfahren Anwendung.
Nachträgliche mechanische Verfahrenstechniken gegen kapillare Feuchtigkeit
3)
Ziel
Erneuerung oder Herstellung der horizontalen Abdichtung
Wirkprinzip
Verhinderung des kapillaren Feuchtigkeitstransportes durch vollständige
Unterbrechung des Kapillarsystems
Varianten
Maueraustausch-
verfahren
Blecheinschlag-
verfahren
Kernbohr-
verfahren
Schneid- und
Sägeverfahren
Tabelle 1:
Geläufiger sind die Mauerschneid-/Säge-
verfahren, deren unterschiedliche Varianten in
Material und Ausführungstechnik es zu unter-
scheiden gilt in:
Kreis-, (Seil-/) Diamantseil-, Ketten- und
Schwertkettensägetechnik.
„Grundsätzlich können die Sägeverfahren als
Weiterentwicklung des Maueraustauschverfahrens
und als weitverbreitestes zweistufige Verfahren an-
gesehen werden, bei dem im Vergleich zum Mau-
eraustauschverfahren die Ausbruchhöhe deutlich
verringert und die Arbeitsgeschwindigkeit erheb-
lich erhöht wurde. Die konstruktiven Auswirkun-
gen auf das Mauerwerk und die Einsatzgrenzen
der einzelnen Abdichtungsmaterialien legen die
Arbeitsschritte und Einsatzbereiche fest.“
4)
Das
Regelwerk der WTA – Nachträgliche Mechani-
sche Horizontalsperren – ordnet die Höhe der
Horizontalsperre 30 cm oberhalb des höchsten
Bemessungswasserstandes an und legt die Aus-
führung in die Hände
„…von Angehörigen des
Bauhauptgewerbes.“
6)
(Anmerkung der Redakti-
on: derzeit befindet sich das WTA-Merkblatt in
der Überarbeitung. Die Arbeitsgruppe 4–7 tagt
unter dem Vorsitz unseres Verbandsmitgliedes
Herrn Dr.-Ing. Detlef J. Honsinger)
Mauersägetechniken
„Bei Schneide- und Sägeverfahren handelt es
sich um zweistufige Verfahren, bei denen in der
ersten Stufe die Trennung des Mauerwerks erfolgt,
in der zweiten Stufe die Sperrschicht eingelegt und
abschließend die Fuge geschlossen wird.“
5)
Das klassische Sägeverfahren in Mauerwerks-
bildner und Stahlbeton ist das Sägen mit einem
zentrisch angetriebenen Sägeblatt mit einer Dia-
mantsegment-Bestückung.
Mit der auf Schienen zu führenden
Wandsäge
lassen sich Durchbrüche oder Öffnungen in be-
liebiger Größe sägen. Die Schienenmontage im
Bereich der Länge des Schnittes ist notwendig,
dadurch ergibt sich bei begrenztem Platzangebot
oft nur eine eingeschränkte Einsatzmöglichkeit.
Die erreichbaren Wandsägetiefen betragen ca.
70 cm, in Einzelfällen bis 100 cm Schnitttiefe,
mit sauberem Schnittbild. Bei größeren Tiefen
oder extremen Ausmaßen der Sägeschnitte ist
das Seilsägeverfahren zu bevorzugen. Für Säge-
arbeiten sehr kleinerer Bereiche sind kettenbe-
triebene Spezial-Handsägen zu bevorzugen, da
hier auf die Schienenmontage verzichtet werden
kann. Das
Seilsägeverfahren,
im Steinbruch
entwickelt, ermöglicht als bewährtes Sägever-
fahren scheinbar „unbegrenzte“ Schnitttiefen
und Schnittlängen im Vergleich zur klassischen
Wandsäge,
„…jedoch sind ggf. bei mehrscha-
ligem Mauerwerk gesonderte Maßnahmen er-
forderlich… Bei mehrschaligem Mauerwerk mit
vielfältigen Hohlräumen und geringer Festigkeit
kann es durch in den Spaltraum einbrechende
Querschnittsteile zum Verklemmen und Verkeilen
des Trenngerätes und damit zu einem Versagen
der Technik kommen. Für diesen Fall ist im Be-
reich des Sägehorizontes eine Mauerwerksverfes-
tigung vorzusehen. Nach dem Schneiden erfolgt
Fachbereiche
Bautenschutz
Schützen & Erhalten · Dezember 2008 · Seite 14