Schützen & Erhalten - page 7

Fachbereiche
Holzschutz
Bewertung von Fäulnis- und Insektenschäden an
Holzbauteilen (Restquerschnitt)
Seit dem Erscheinen des Kommentars zur
DIN 68800 Teil 4 vor gut einem Jahr hat
es sich in der Fachwelt herumgesprochen,
dass dem Erhalt von Holzbauteilen (auch
geschädigten) ein höherer Stellenwert
zukommt. Detaillierte Kenntnisse auf
dem Gebiet der Holzanatomien und der
Biologie holzzerstörender Organismen
sind notwendig, um dem Anliegen der
Norm gerecht zu werden.
Verschiedene Textpassagen in der Norm machen
dies deutlich und verweisen, mehr denn je, auf
die Qualifikation und die Verantwortung der
Sachkundigen. Denn diese (ggf. mit Tragwerks-
planern) entscheiden vor Ort, wann geschädigte
Hölzer ausgewechselt werden oder nicht. Diese
Entscheidung ist unter Berücksichtigung der
Schadensart, der Vitalität, der zukünftigen Be-
anspruchung (Gebrauchsklasse), der statischen
Aufgabe und (dies ist am wichtigsten) des Scha-
denumfangs zu treffen. Eine Norm kann diese
Vielfalt der Einflüsse niemals berücksichtigen
und gibt folgerichtig nur abstrakte Hinweise zu
Rückschnittslängen (inkl. Sicherheitswerte) bzw.
zu Bebeilungen.
In jüngster Vergangenheit wurde ich immer
wieder gefragt, wie man den Schadensumfang
von zerstörtem Holz in der Praxis genau ermit-
teln kann, damit eine sichere und nachvollzieh-
bare Entscheidung zum Erhalt der Hölzer getrof-
fen werden kann.
Insekten und Pilze zerstören Holz auf sehr un-
terschiedliche Art und Weise. Aus dem Grund muss
zwischen diesen streng unterschieden werden.
Eine Holzzerstörung durch Insekten erfolgt
ausschließlich in mechanischer Form. Mittels ih-
rer Mandibeln zerkleinern sie Holzbestandteile
und hinterlassen artspezifische Fraßgänge. Für
die Beurteilung der Schadintensität ist es sehr
wichtig, ob wir einzelne Fraßgänge (z. B. holz-
brütende Borkenkäfer), sogenannten Platzfraß
(z. B. Scheibenböcke) oder Volumenfraß (z. B.
Hausbock, Bild 1) vorliegen haben. Nur im letz-
ten Fall müssen wir uns Gedanken über eine
aus statisch-konstruktiver Sicht resultierende
Beibehaltung der Holzbauteile machen. Denn
die Holzzerstörung findet flächig auch in un-
terschiedlich tiefen Schichten statt. Selbstver-
ständlich wird dies auch durch holzanatomische
Gegebenheiten (Splint-Kernholz-Verhältnis) be-
einflusst (Bilder 2 bis 5).
Um ungefähre Restquerschnittswerte zu er-
halten, bedient man sich in der Praxis dem Be-
beilen oder einer Ringbebeilung. Dieses wurde
bereits im Heft 1/2005 ausführlich beschrieben.
Unabhängig davon, welche Methode man aus-
wählt (einige favorisieren sogar die Bohrwider-
standsmessung) darf man nicht außer Acht las-
sen, dass nicht jeder Fraßgang an jeder Stelle
berücksichtigt wird. Einerseits wäre dies tech-
nisch nicht möglich und andererseits, in Hin-
blick auf die bei der Bemessung zu berücksich-
tigenden Sicherheitsbeiwerte, nicht notwendig.
Es schreibt für Sie:
Dipl.-Ing.
Ekkehard Flohr
Fachbereichsleiter
Holzschutz
An der Hohen Lache 6 · 06846 Dessau
Telefon: (0340) 6611884
Telefax: (0340) 6611885
E-Mail:
:
4-50-13_Anz_Koratect-Ib-188x131-RZ.indd 1
20.01.14 15:19
Schützen & Erhalten · März 2014 · Seite 7
1,2,3,4,5,6 8,9,10,11,12,13,14,15,16,17,...40
Powered by FlippingBook