Schützen & Erhalten · Juni 2016 · Seite 73
Die Ex-Press
Berufsinformation des DSV e.V. |
Wissenswertes
Kondome gegen Zikavirus
Wenn viele tausend Athleten und Helfer
im August in Brasilien an den Olympischen
Spielen teilnehmen, drehen sich alle
Gedanken nicht nur um höher, schneller,
weiter sondern auch um die schönste
Nebensache der Welt. Das könnte daran
liegen, dass eine Olympiade mit feiern und
mit auf Höchstleistung gestählten, jungen
Körpern zusammenhängt, aber eben auch
mit jeder Menge Hormone. Wenn Schweiß-
tropfen knisternd auf der Haut verdampfen.
muss der Mix aus Adrenalin, Testosteron
und unentdeckten Dopingmitteln schließ-
lich irgendwie abgebaut werden.
Als verantwortungsvolle Organisation setzt das
Internationale Olympische Komitee (IOC) auf den
gesundheitlichen Schutz bei den Athleten und
Funktionären. Diesmal verteilt das IOC 450.000
Kondome an die Teilnehmer der Spiele. Zugege-
ben, das ist nicht neu für eine Olympiade, ist
aber immerhin die dreifache Menge Präservative
die noch in London verteilt wurde.
Die Kondome bekommen durch den Veran-
staltungsort eine neue Brisanz. Seit dem letzten
Herbst hat das Zikavirus in Brasilien von sich re-
den gemacht, welches durch die Gelbfiebermücke
übertragen wird (wir berichteten, Ex-Press, Aus-
gabe 1-2016). Die Asiatische Tigermücke steht
bisher nur im Verdacht das Virus zu übertragen.
Sollte sich diese Mücke als Vektor für Zika-Über-
tragungen bestätigen, kann auch für Deutschland
ein neues Gesundheitsproblem entstehen, da die
Tigermücke zuletzt in Süddeutschland mehrfach
nachgewiesen wurde.
Doch es bedarf gar nicht einer Mücke oder
eines anderen Insekts, da das Zikavirus auch an-
ders übertragen werden kann. Wie im Mai vom
Robert Koch Institut gemeldet wurde, hat im
April 2016 ein Reiseheimkehrer seine Frau in
Deutschland per Geschlechtsverkehr mit dem
Zikavirus infiziert. Gemäß Weltgesundheitsor-
ganisation (WHO) ist dies kein Einzelfall. Bis-
her wurde diese Form der Ansteckung in bereits
neun weiteren Ländern festgestellt. Die WHO hat
bezüglich Zika im Januar den globalen Gesund-
heitsnotstand ausgerufen. Es wird geschätzt,
dass in Brasilien derzeit etwa 1,5 Millionen Men-
schen infiziert sind.
Um die Krankheit und die Mücken einzu-
dämmen, hat das brasilianische Gesundheits-
ministerium 422 Millionen Euro für die ein Be-
kämpfungsprogramm in 2016 bereitgestellt. In
diesem Rahmen sollen 550 Tonnen Insektizide
(u.a. Malathion, Deltamethrin, Cyhalothrin) ein-
gesetzt werden und Schwangere zusätzlich mit
Schutzmitteln gegen Mücken versehen werden.
Aufklärungsmaterial wurde an über 50.000 Bars,
Restaurants und Hotels versandt. Das Militär hat
220.000 Soldaten im Einsatz. Es informiert Bür-
ger, legt stehende Wässer trocken und reinigt
Kanäle und Siele.
Eine Vision wie im Film Outbreak (mit Du-
stin Hoffman) ist sicherlich überzogen, zumal
die Erkrankung relativ mild verläuft. Das ausge-
IOC verteilt Kondome für die Spiele
Brasilianische Soldaten reinigen Siele von stehendem Wasser.
Rechte: Ministerio da Defesa – Gilberto Alves
Soldaten klären die Bevölkerung auf.
Rechte: Ministerio da Defesa – Tereza Sobreira
Kanäle in der Stadt werden gereinigt und mit Insekti-
ziden behandelt. Rechte: Ministerio da Defesa –
Gilberto Alves