Schützen & Erhalten · Dezember 2013 · Seite 22
Fachbereiche
Schimmelpilze
tenhülle. Wichtig bei der ganzen Geschichte –
bitte Hülle und Geräte zur Probennahme vorher
desinfizieren
(wer das gerne üben möchte, dem
sei das Modul 2 mit Judith Meider empfohlen, da
könnt man das ausprobieren).
Für den Ausführenden ergibt sich somit eine
anerkannte und von vielen Fachleuten empfoh-
lene Methode, um z. B. den Bereich für einen
Materialausbau einzugrenzen, z. B. indem um
einen sichtbaren (sporulierten) Befallsherd he-
rum Klebefilmpräparate genommen werden und
so abgeschätzt werden kann, wie groß der Be-
fallsherd tatsächlich ist. So zeigt sich, ob man
weniger als die empfohlenen 0,5m über den
sichtbaren Befall ausbauen muss oder vielleicht
sogar mehr, weil steriles und damit unsichtbares
Myzel bereits auf dem Vormarsch ist. Oder wie
stark nach Putzausbau das Mauerwerk belastet
ist. Oder aber inwieweit im Sanierungsbereich
auf angrenzenden Oberflächen Kontaminationen
durch Sporen vorhanden sind…
Eine besondere Bedeutung kommt Klebefilm-
präparaten auch bei Sanierungskontrollen zu.
Insbesondere bei dekontaminierten Oberflächen
sind Vorher/Nachher-Präparate sehr geeignet,
um den mikrobiellen Status zu beschreiben und
den Erfolg nachzuweisen. In Bild 2 sind Vorher/
Nachher-Bilder von aufgearbeiteten Lederober-
flächen dargestellt. Damit kann also auch der
Erfolg einer Feinreinigung nachgewiesen werden.
Oder wer nur foggt, danach aber nicht putzt!
Auch bei Teilsanierungen, also wenn nur ein
Bauteil bewertet werden soll, andere aber noch
saniert werden müssen, können Klebefilme hel-
fen. Luftuntersuchungen würden hier den Status
der gesamten Innenraumluft wiedergeben, was
bauteilbezogen aber ganz anders aussehen kann.
Noch etwas: Nicht sichtbarer Befall. Damit ist
nicht der Befall gemeint, der sich irgendwo hinter
Möbeln oder Verschalungen versteckt, sondern
nichtpigmentiertes, also farbloses Myzel. Viele
Pilze sind erst dann zu sehen, wenn sie Sporen
bilden. Das machen sie aber nicht immer, z. B.
weil sie noch zu jung sind oder aber die Umge-
bungsbedingungen dafür nicht vorliegen. Also
auch da, wo man sich nicht sicher ist – Klebe-
filme verwenden!
Warum keine Abklatschproben? Weil die nur
was für den Hygieniker sind. Abklatschproben
dienten zur Desinfektionskontrolle auf sterilen
Oberflächen – zum Nachweis, dass da nichts
mehr ist! Auf bau- und nutzungsüblichen Ober-
flächen sind als natürliche Hintergrundbelastung
gern mal 1000 Sporen pro cm² vorhanden, ohne
dass ein Befall vorliegt. Bei einer Abklatschpro-
be von 25 cm² würde dies immer eine vollbesie-
delte Oberfläche bedeuten, die nur als „stark
befallen“ bewertet werden kann. Es ist aber nix
los an der Wand und dennoch würde sie ohne
Not rausgerissen werden. Diese Unterscheidung
zwischen natürlicher Kontamination und Befall
ist nur durch mikroskopische Verfahren möglich!
Was der Klebefilm nicht kann, ist in die
Tiefe schauen oder etwas zur Raumluft sagen.
Hier sind andere Verfahren notwendig. Um ein
Einwachsen in tiefere Schichten nachzuwei-
sen, muss eine Materialprobe entnommen wer-
den. Diese wird dann im Querschnitt präpariert
und mikroskopisch analysiert. Auch Proben aus
dem Fußbodenaufbau (Dämmstoffe, Trennlagen,
Estriche) können direktmikroskopiert werden
(Bild 3). Das ist ein schnelles und sicheres Ver-
fahren, das durchaus Vorteile gegenüber Kulti-
vierungsverfahren aufweist. Die Direktmikro-
skopie wird durch zahlreiche Färbeverfahren
unterstützt. In Bild 3 dargestellt ist die Epiflu-
oreszenzmikroskopie, welche Mikroorganismen
auch auf Putzen und Tapeten direkt visualisie-
ren kann. Aussagen über die Raumluft können
nur durch eine direkte Beprobung derselben
getroffen werden.
Bild 2: Beprobung einer Lederoberfläche mit Klebefilmen: Links mit Aspergillus restrictus befallen, rechts nach der Reinigung war kein Myzel mehr feststellbar
(600-fache Vergrößerung, Färbung mit Methylenblau).
Bild 3: Direktmikroskopie von befallenen Materialien, beide Bilder links – Papierlage vom Gipskarton − Nachweis von Stachybotrys chartarum; beide Bilder rechts –
Direktmikroskopie der verfärbten EPS-Dämmschicht – hier sind keine Pilze zu finden, die weißleuchtenden Sternchen sind Bakterien. Zum Nachweis von Fäkalkeimen
muss die Probe nun aus Selektivnährboden kultiviert werden. (Beide Aufnahmen Epifluoreszenzmikroskopie bei 600-facher Vergrößerung, DAPI-Färbung, UV-Anregung).