Mineralische Dichtschlämme – Teil 1
− dem Blick zurück folgt der Fortschritt
Mineralische Dichtungsschlämmen werden
seit Jahrzehnten zur Bauwerksabdichtung
eingesetzt. Die Anwendungen haben
sich bewährt. Die Entwicklung dieser
mineralischen Dünnschichtabdichtungen
fand vermutlich in den 1930-er Jahren
in Peenemünde statt. Hier wurden die
„Urerzeugnisse“ der uns heute als MDS
bekannten Abdichtung erfunden. In den
Laboren wurden neben den ersten Dich-
tungsschlämmen Epoxidharze entwickelt
und der Grundstein für weitere Dichtungs-
massen gelegt. Spezielle Dichtungsverfah-
ren und die Anwendung der zementären
Abdichtungsstoffe ermöglichten die
damalige Abdichtung unterirdischer Bau-
werke wie Bunker, Tunnel und vor allem
U-Boot Garagen.
Erste Patente und Erfolge
Noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges
kamen in Dänemark erste mineralische Abdich-
tungsstoffe auf den Markt. In Deutschland wur-
den die ersten Patente für diese mineralische
Abdichtung zurzeit des Wiederaufbaus von der
Firma Vandex eingereicht. Nach dem Krieg er-
stellte Gebäude wiesen oftmals Undichtigkeiten
auf. Nur mit damals als „Passivabdichtung“ be-
kannten Mineralischen Dichtschlämmen ließ sich
die Dichtigkeit im Nachhinein erreichen. Die Er-
folge der MDS als Innenabdichtungen führten
mitte der 1950-er Jahre zur Anwendung gegen
eindringendes Wasser im Außenbereich.
Den Vertrieb von Vandex Produkten in Süd-
deutschland übernahm die Firma Epple, aus der
später die IE Epple GmbH hervorging. Das Ge-
schäft wurde auf den angrenzenden, deutsch-
sprachigen Vertriebsraum ausgeweitet, abge-
sehen von Österreich sind zahlreiche Anwen-
dungen aus der Schweiz bekannt. Begleitend
zum Vertrieb wurde mit Vorträgen auf die Er-
folge aufmerksam gemacht und durch Schu-
lungsmaßnahmen Fachfirmen in der Verarbei-
tung unterwiesen.
Gegenwind führt zu verbesserter Rezeptur
Zu Beginn der 1960-er Jahre gab es erste
Rückschläge bei der Anwendung als „Passivab-
dichtung“. Vermehrt auftretende Ausblühungen
auf der Dichtungsschicht führten zur Überarbei-
tung der damalig verwendeten Rezeptur. Erich
Epple entwickelte eine neue Rezeptur in enger
Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern, die 1964
als IE Schlämme auf den Markt kam. Die verbes-
serte Rezeptur übernahm die Patenschaft für
zahlreiche Rezepturen vieler Hersteller. Zu die-
ser Zeit wurden erstmals auch Mineralische Dich-
tungsschlämmen von unabhängigen Instituten
in Darmstadt und Dübendorf (Schweiz) getestet.
Eine Geschichte geht durch die
Medien
Mitte der 1970-er geriet die mineralische
Abdichtung fälschlicherweise in den Ruf wir-
kungslos zu sein. Stein des Anstoßes war das
damalige Neubaugebiet Residenz Grafenhorst bei
Darmstadt. In den Medien und in Fernsehberich-
ten wurde von „Baufachleuten“ behauptet, dass
die Abdichtung nicht funktionstüchtig sei. Als
Ursache für die undichten Keller wurden Fehler
sowohl bei der Planung als auch bei der Ausfüh-
rung festgestellt. Bei dem Neubaugebiet han-
delte es sich um eine aufgefüllte Sandgrube.
Die Gründung der Häuser wurde in dem aufge-
schütteten Baggerloch tiefer durchgeführt, als
das geologische Gutachten empfahl. Zur Scha-
densbehebung wurden die undichten Gebäude
im Nachhinein passiv abgedichtet. Zudem wurde
eine einstweilige Verfügung gegen die negative
Presse erwirkt. Die Hersteller wurden aufgefor-
dert, Funktion und Langzeitwirkung ihrer Pro-
dukte an Objekten zu beweisen, die Jahre zuvor
abgedichtet wurden. Bei der Erhebung konnte
kein undichtes Gebäude nachgewiesen werden.
Bis in die 1980-er Jahre betrug der Markt-
anteil im Neu- und Altbaubereich mehr als 70%.
Die Anwendung als Kellerabdichtung in Wasser-
schutzgebieten ist quasi alternativlos.
Bauaufsichtliche Regelungen
Ende der 1970-er Jahre führte das Prüfin-
stitut in Clausthal-Zellerfeld umfangreiche Test
reihen mit Mineralischen Dichtungsschlämmen
durch, deren Ergebnisse für das Institut für Bau-
technik, dem heutigen DIBt (Deutsches Institut
für Bautechnik), als Grundlage zur Formulierung
eigener Prüfgrundsätze diente. Diese Prüfgrund-
sätze bildeten die Grundlage zur Erteilung von
allg. bauaufsichtlichen Zulassungen für starre und
flexible Dichtungsschlämmen bis Ende 1988. Ab
diesem Zeitpunkt entfielen die Zulassungen im
Abdichtungsbereich. Der Industrieverband der
Bauchemie und Holzschutzmittel e.V. übernahm
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Bautenschutz
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Schützen & Erhalten · Dezember 2015 · Seite 10