

Schützen & Erhalten · Dezember 2016 · Seite 34
Landesverbände
Baden-Württemberg
Stadtbahn Heilbronner Straße mit Anschluss U12
1. Teilabschnitt (HN/U12-1)
Unsere Spätjahrestagung
führte uns diesmal in tiefere
Regionen. Kein Hotel mit üp-
pigem Mahl und klimatisier-
ten Räumen – nein – Baubu-
den, Matsch und geschotterte
Schienenwege waren diesmal
unser Treffpunkt.
So trafen wir uns am 10. November
bei dem Tiefbauunternehmen Züblin
in der offenen Baugrube einer neu
verlegten U-Bahntrasse, einer sog.
Folgemaßnahme des Bahnprojektes
Stuttgart 21.
Nachdem alle Teilnehmer, dies-
mal fast 20 Mitglieder, den be-
schwerlichen Stuttgarter „Berufs-
verkehr“ bezwungen hatten, hielt
der Injektionstechniker der Firma
Webac-Chemie GmbH, Dipl.-Ing.
Benjamin Reims, einen sehr inte-
ressanten Vortrag über Verpress-
technik, Verpressmaterial und Ver-
presswerkzeuge. Er zeigte uns sehr
anschaulich anhand von Bildmate-
rial, welche Anforderungen an Ma-
terial, Maschinen und Know-how
gestellt werden, sollte es zu einem
Wassereinbruch in einem Tunnel
kommen. Manch einer kann sich vor-
stellen, dass es bei ca. 700–1000 l/
sec. Wassereintritt enorme Überle-
gungen und Anstrengungen braucht,
wie man solch einer Situation Herr
wird und welche ingenieurmäßigen
Eingriffe notwendig sind.
Allein über diesen Fall und die
Diskussionen darüber verrann der
Vormittag im Nu und nach dem
schmackhaften Baustellenessen ging
es am Nachmittag in die Unterwelt.
Zuvor führte uns Projektleiter
Dipl.-Ing. Jörg Bay mit einem Vor-
trag in die Entwicklung und Gege-
benheiten der U-Bahn-Röhre ein.
Danach ging es mit festem Schuh-
werk über Schotter und Gleise in die
bergmännisch aufgefahrene Röhre
des Andrea-Tunnels der Stuttgarter
U- und S-Bahn.
Dieses SSB-Projekt, genannt:
Stadtbahn Heilbronner Straße mit
Anschluss U12 – 1. Teilabschnitt
(HN/U12-1)
, ist notwendig, da
der neue Stuttgarter Bahnhof und
seine Trasse die heutige U-Bahn-
Röhre durchschneidet. Eine Tiefer
legung der U-Bahntrasse musste
also durchgeführt werden. Zwi-
schendurch standen wir genau an
dem Punkt, an dem später einmal
die Sohle des Hauptbahnhofes direkt
auf die U-Bahn-Röhre aufsetzt. Die
Problematik, die entsteht, wenn die
Erdauflast beseitigt ist und dadurch
Verformungen eintreten können,
wurde genauso angerissen wie die
zusätzlichen Maßnahmen, die gegen
eventuell eindringendes Wasser un-
ternommen wurden. Ein ausgeklü-
geltes Monitoring wird Hebungen
und Setzungen etc. überwachen.
Mit den besten Wünschen für
das bevorstehende Weihnachtsfest
und das neue Jahr wurde die Veran-
staltung kurz vor Beginn der abend-
lichen Rushhour beendet.
Walter Melzer
Projekt Stuttgart 21 aus den Tiefen betrachtet – Gut ausgerüstet mit Schutzkleidung ging der Landesverband
Baden-Württemberg bei seiner Herbsttagung in die abgesenkte Röhre des Andrea-Tunnels der Stuttgarter U- und S-Bahn.