Schützen & Erhalten · Dezember 2016 · Seite 69
Die Ex-Press
Berufsinformation des DSV e.V. |
Aus dem Verband
CEPA Meeting Dezember 2016
Der slowakische Verband feiert 25jähriges Bestehen
Das Wintertreffen unserer Europäischen
Dachorganisation war kombiniert mit
einem Symposium der Slowakischen Be-
rufsorganisation „Guild of Professionals
for Deratisation, Disinsection and Disin-
fection“ (DDD), die auch ihr 25 jähriges
Bestehen feierte. Um das dreitägige Tref-
fen zu unterstützen, waren die CEPA Dele-
gierten ebenfalls nach Bratislava gereist.
An der Slowakischen Universität in Kosice werden
schon seit Jahrzehnten Untersuchungen durch-
geführt, welche humanpathogenen Keime von
Insekten und Spinnentiere übertragen werden.
Im Vortrag wurde resümiert, dass eigentlich alle
beweglichen Makroorganismen als Transporteur
für Keime dienen können und damit eine mehr
oder weniger starke Vektorfunktion für die Über-
tragung von Krankheiten haben.
Ausbildung in Österreich
Es wurde der hohe Standard der Ausbildung
von Österreich vorgestellt. Das Ausbildungscen-
ter, welches wir bereits in Wien besucht haben,
ist ein Schmuckstück, das wir selber gern für
unsere Ausbildung hätten. Viele auf der Ver-
sammlung waren beeindruckt. Ebenfalls Anklang
fand die mehrstufige Ausbildung und Qualifika-
tion bis zum Meister. Sofort wurde aber der Ver-
sammlung deutlich gemacht, dass dieses Modell
wegen der Deregulierungsbestrebungen der EU
nicht übertragbar ist.
Ausbildung in Europa
Roland Higgins, der Geschäftsführer der
CEPA erklärte seine Vision eines gesamteuro-
päischen, einheitlichen Ausbildungsstandards
für Schädlingsbekämpfer. Nach Vorstellung der
CEPA soll das Qualitätsmerkmal dafür die CEPA
certified Zertifizierung sein. Vorgespräche mit
den Europapolitikern die Eingaben zur Biozid-
verordnung machen, haben den Begriff Critical
Mass (kritische Masse) geprägt. Wenn 50% der
Betriebe oder 65% der technischen Mitarbeiter
einer Nation einen gemeinsamen Ausbildungs-
stand nachweisen, wäre dies die gemeinsame
Messlatte um Profiprodukte anwenden zu dür-
fen. Also, noch einmal langsam: weisen wir
eine einheitlich (hohe) Ausbildung nach, dann
würde man in Brüssel durchsetzen, dass nur so
geprüfte oder zertifizierte Schädlingsbekämpfer
die professionellen Mittel anwenden dürfen. Ge-
danklich entspricht das einer Biozidsachkunde
wie wir sie in Deutschland, analog zur TRGS 523,
für die Verwendung von Rodentiziden fordern.
CEPA Certified als Maßstab
Das klingt nach einer guten Sache. Also die
Idee. Wir sehen da nur verschiedene Schwierig-
keiten. Zunächst habe ich den Verdacht, dass
man unserer Branche auf Europäischer Ebene
einen Knochen hinhält, von dem die Beteiligten
annehmen, dass die Branche einen solchen Aus-
bildungsgrad nicht erreicht. Die Politiker sind
aber erst einmal die quälenden Fragen und Ein-
gaben los, man hat sich konstruktiv gezeigt und
die Schädlingsbekämpfer sind beschäftigt. Es
wäre doch ganz einfach. Mindestanforderungen
an Ausbildung via Biozidverordnung zu fordern
und dann muss sich jeder Profi mindestens ent-
sprechend dieser Anforderungen ausbilden, um
Profiprodukte einsetzen zu können.
Aber als positiv eingestellte Schädlingsbe-
kämpfer können wir ja erst mal annehmen, dass
die o.g. kritische Masse erreicht wird. Warum
dann den CEPA certified Standard als Maßstab?
Dies würde in unseren Augen nur funktionieren,
wenn im CEPA-Certified Standard eine Mindestan-
forderung der Ausbildung festgeschrieben wäre.
Es nützt nichts gemäß der zu Grunde liegenden
DIN 16.636 z.B. zu fordern „… die höchste Na-
tionale Ausbildung...“ wenn keine nationale
Ausbildung vorhanden ist. Dann sind Europa-
weit Handwerker nach unterschiedlichem Aus-
bildungsgrad zertifiziert, ohne das der Standard
ein Qualitätsmerkmal ist. Dann sagt 16.636 nur
„… der zertifizierte Betrieb macht das was er
darf..“ (das erwartet man von Unternehmen so-
wieso) und nicht, „… die Mitarbeiter haben eine
fundierte Ausbildung…“ Also wäre es sinnvoll
einen anderen gemeinsamen Nenner zu finden,
der als Messlatte zur Abgabe von Profiprodukten
herhält. In dem Zusammenhang guckt die CEPA
gerne nach Österreich und Deutschland und
fragt, ob wir uns einen Kompromiss zu unserem
Ausbildungsstandard vorstellen können. Nein.
Warum ein funktionierendes und gutes System
aushöhlen? Wenn der Kompromiss für Deutsch-
land weniger an Ausbildung sein soll, dann ist
das für uns ein fauler Kompromiss.
ANID interessiert sich für
Deutsche RMM
Im Anschluss an die leider zu kurze Diskus-
sion, wurden wir von dem Italienischen Verband
ANID auf deren Messe im Frühjahr eingeladen
um über unsere RMM, Dauerbeköderung und die
gemachten Erfahrungen zu berichten. Dort ist
man daran interessiert, im Sinne der Harmoni-
sierung, von unseren Erfahrungen zu lernen und
bestimmte Teile, wenn nicht sogar alle, zu adap-
tieren. Im Sinne von Globalisierung und Wett-
bewerb wäre dies für unsere Deutschen Kollegen
natürlich ein Fortschritt. Auch für grenzübergrei-
fende Dienstleistungen.
A.B.
CEPA certified als gesamt-Europäischer Ausbildungs-
nachweis zum Erwerb von Profiprodukten.
Eine wagemutige Idee.
Die Tagung fand in Bratislava
mit Blick auf die imposante
Pressburg aus dem neunten
Jahrhundert statt
(Bildrechte Ajale)