Previous Page  71 / 80 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 71 / 80 Next Page
Page Background

Schützen & Erhalten · Dezember 2016 · Seite 71

Die Ex-Press

Berufsinformation des DSV e.V. |

Aus dem Verband

Kürzlich beim Umweltbundesamt

Das neue Thema beim Treffen

mit dem UBA war der blaue

Engel für biozidfreie Verfahren

zur Schädlingsbekämpfung.

Es können nicht nur umwelt-

freundliche Produkte die blaue

Umweltplakette beantragen,

sondern auch umweltfreund-

liche Verfahren. Konkret ging

es um zwei verschiedene

Anträge der Industrie. Einmal

für mechanisch tötende Fallen

gegen Nager und einmal für

Heißluftverfahren zur Insek-

tenbekämpfung. Die Verga-

begrundlagen sind noch nicht

vollständig ausgearbeitet.

Aber geplant ist, ab Januar

in die Zulassungsverfahren zu

gehen. Der Umweltengel soll

dann jeweils für zwei Jahre

vergeben werden.

Blauer Engel für Schlagfallen

Bei den Tötungsfallen wird ein

blauer Engel zunächst alle die in

Zugzwang bringen, die ein ähn-

liches bzw. gleichwertiges Produkt

anbieten und die dieselben Käufer-

gruppen ansprechen. Letztendlich

wird jeder Käufer bei vermeintlich

gleich geeigneten Produkten lie-

ber zum Blauen Engel greifen, als

zu der ungekennzeichneten Ware.

Am Ende wird jeder Geld für die Li-

zenz ausgeben und alle Fallen wer-

den den selben Engel tragen. Kein

Mehrwert, aber Geld ausgegeben.

Bis hierhin zumindest. Wenn

gemäß Idee des UBA ein Teil des

Vergabeverfahrens auch die tier-

schutzgerechte Tötung beinhal-

tet, dann trennt sich sehr viel

Spreu vom Weizen. Wir wissen,

dass die meisten Tötungsfallen

nicht die erforderliche 90%-Quote

von schneller und qualloser Tötung

erfüllen. Die Fehlerquote liegt bei

den meisten gehandelten Fallen

viel, viel höher.

Das UBA ist interessiert, eine

Vielfalt von Geräten auch im nied-

rigeren Preissegment zuzulassen.

Mit den jetzigen Ansprüchen sind

wir nicht sicher, ob es solche Mo-

delle bereits auf dem Markt gibt

und die Vorstellung realisierbar ist.

Schlagfallen als ultimative

Heilsbringer ausgelobt

In den letzten Jahren hat sich

ein Trend entwickelt, den Teile

unserer Branche nur zu gerne be-

dienen: das Verteufeln von be-

währten, zugelassenen und sicher

zu bedienenden Rodentiziden. Wir

sind eben nicht der Meinung, dass

man ALLES mit Schlagfallen in der

Nagerbekämpfung abdecken kann.

Hier wäre es sinnvoll, beide Metho-

den gleichwertig nebeneinander

zu setzen, statt eine „besser als“-

Wertung zu bedienen, von der man

irgendwann nicht mehr umschwen-

ken kann, wenn sich herausstellt,

dass in bestimmten Anwendungs-

fällen dann doch nur Rodentizide

funktionieren. Oder wir nur noch

teure und exotische Tötungsfallen

mit Umweltengel haben, die keiner

bezahlen kann.

Wir benötigen alle

Verfahren, die es gibt

Nicht zuletzt werten wir un-

seren Beruf dadurch auf, dass wir

den Umgang mit Rodentiziden

ausüben dürfen, können und ver-

stehen. Das Spannen von Fallen

gibt vielen un- oder angelernten

Kräften die Möglichkeit erst ein-

mal im Markt mitzuspielen, bevor

ein Auftraggeber einsieht, dass da-

mit allein keine fundierte Schäd-

lingsprophylaxe oder –bekämpfung

möglich ist. Auch beim Einsatz von

Tötungsfallen, insbesondere im Au-

ßengelände ist sehr viel Sachver-

stand nötig. Dilettantischer Um-

gang mit Schlagfallen im Außen-

gelände, auch in Verstecken oder

in zugriffssicheren Boxen, wird

mehr Kröten, Molche, Spitzmäuse

und Mauswiesel töten als jegliches

Rodentizid dass für die vorgenann-

ten Arten völlig uninteressant ist,

wenn sie durch Verstecke mit maus-

großer Öffnung laufen.

Blauer Engel für Heißluft-

geräte oder den Betrieb

Die Wärmebekämpfung gegen

Innenraumschädlinge (Bettwan-

zen und andere) soll vermutlich

als Verfahren zugelassen werden.

Es ist noch nicht sicher, ob dann

der Betrieb den blauen Engel füh-

ren wird, also ob dieser dann in

der Geschäftskommunikation , auf

dem Auto und im Internet abgebil-

det werden kann. Vorstellen kön-

nen wir uns das noch nicht, sonst

würden doch schon Heerscharen

von Handwerkern als blaue Engel

durch die Republik fahren. Auf

unsere Nachfrage, ob denn der

Betrieb dann überhaupt mit Bi-

oziden arbeiten darf, wurde man

nachdenklich. Eventuell müssen

solche Firmen dann mit getrennten

GmbHs (Ökofirma) am Markt agie-

ren, indem Geschäftsbereiche und

damit Methoden klar voneinander

getrennt werden.

Manchmal frage ich mich, wer

denkt sich so etwas alles aus? Es

bleibt weiter faszinierend und im-

mer wenn wir denken, wir haben

eine Herausforderung im Griff,

taucht die nächste auf.

Der blaue Engel. Bald auf jedem Auto

der Schädlingsbekämpfer?

Diese Falle hat die arme Haus­

ratte zu Tode zu Tode gefoltert

und bekommt nie den blauen

Engel, wenn das in mehr als

10% aller Fänge passiert.