FACHBEREICHE
Holzschutz
Die Begriffe ökologische Baustoffe in
Verbindung mit gesundem Wohnklima sind
in den letzten Jahren verstärkt in der Fach-
presse wiederzufinden. Während man frü-
her nachlässig mit der Natur und ihren
Ressourcen umgegangen ist, vollzieht sich
seit Jahren eine deutliche Wende.
Der Baustoff Lehm gehört zu den ältesten Bau-
stoffen der Menschheit und hat besondere Ei-
genschaften wie
– spannungsarme Trocknung,
– hohe Diffusionsfähigkeit,
– die Möglichkeit der Wiederverwertung und
– ist nicht brennbar.
Durch die Rückbesinnung auf bewährte Natur-
baustoffe erlebt der Lehm in Deutschland ein
Comeback.
Nach dem Wegfall der DIN-Normen, wie z.B.
die DIN 18951 im Jahre 1971, veröffentlichte
der Dachverband Lehm e.V. 1998 die Lehmbau-
regeln, die heute den anerkannten Regeln der
Technik entsprechen. Sie wurden inzwischen in
die Musterliste der technischen Regeln des Deut-
schen Institutes für Bautechnik aufgenommen.
Lehm ist ein Gemisch aus Tonmineralien und
Sanden. Der Tonanteil wirkt als Bindemittel und
die Sande stellen wie bei mineralischen Mör-
teln das füllende Korngerüst dar. Die Zusam-
mensetzung des Lehms ist von entscheidender
Bedeutung für dessen Verwendbarkeit. Deshalb
kommt der Auswahl von geeigneten Lehmen für
die Beschaffenheit und Anwendung des End-
produktes eine hohe Bedeutung zu. Während
Lehm früher mit wenig Kenntnis über Zusam-
mensetzung und Eignung hergestellt wurden,
werden heute anwendungsbezogene hochwer-
tige Lehmprodukte mit gleichbleibender Qua-
lität gefertigt.
Für die Herstellung von Lehmputzen müs-
sen Tongemische ausgewählt werden, die ein
geringes Schwind- und Quellverhalten aufwei-
sen. Das Mischungsverhältnis von Ton und Sand
mit entsprechender Sieblinie ist dabei von maß-
geblicher Bedeutung, wenn Lehmputze ohne
chemische Zusätze erstellt werden.
Durch die große Oberfläche der Tonmine-
ralien und ihrer Struktur kann Lehm Wasser
aufnehmen und einlagern, wodurch er plastisch
bzw. formbar wird. In diesem Zustand ist er
verarbeitbar. Die Verfestigung erfolgt ausschließ-
lich über die Wasserabgabe bei der Trocknung.
Da es sich dabei um einen physikalischen Vor-
gang handelt, sind der frische Lehm und das
Endprodukt stofflich identisch. Deshalb ist Lehm
wieder verwendbar, sofern er nicht mit ande-
ren Stoffen, zum Beispiel Kalk oder Zement,
verunreinigt wurde.
Das Anmachwasser (das bei Lehm nicht
chemisch gebunden wird) wird während der
Lehm – ein ökologischer Baustoff
Trocknung abgegeben und ist daher mit einem
Schwinden des Lehmmörtels verbunden. Dabei
ist das Schwindmaß abhängig vom Bindemit-
telanteil (Tonmineralien) im Lehmputz.
Da die Lehmputze ihre Festigkeit erst wäh-
rend der Trocknung aufbauen, ist der Kornauf-
bau das Stützgerüst für die Standfestigkeit im
frischen Zustand. Zur Vermeidung von Rissbil-
dungen während der Trocknung sind natürli-
che Zusatzstoffe wie z.B. Stroh geeignet.
Eine Einfärbung mit mineralischen Pigmen-
ten ist bei Lehmputzen möglich.
lage möglichst abgetrocknet und aufgeraut sein
sollte, bevor die nächste Lage aufgetragen wird.
Die nachfolgenden Lagen sollten möglichst
dünner sein als die vorherigen.
Als Trocknungszeit bei normalem Raum-
klima von ca. 20°C und 65% relativer Luft-
feuchte sind ca. 1–2 Tage pro mm Putzdik-
ke anzusetzen.
Hauptaugenmerk für den Aufbau des Lehm-
Putzsystems sind die Eigenschaften des vorhan-
denen Untergrundes. Neben den historischen
Baustoffen wie Lehm, Ziegeln etc. kommen im
modernen Hochbau und bei der Sanierung auch
zementgebundene Mauersteine und verschiedene
Holzwerkstoffe zum Einsatz. Die Tragfähigkeit
des Untergrundes ist dabei zu berücksichtigen.
Bei Fachwerkinstandsetzungen werden z.B.
Putzträger aus Schilfrohr oder Stroh verwen-
det.
Die Festigkeit von Lehmputzen ist gering.
Im Vergleich zu den Festigkeitsanforderungen
nach DIN EN 998 sind Lehmputze mit der Fe-
stigkeitsklasse CS I vergleichbar.
Lehmputze haben im ausgetrocknetem Zu-
stand zu üblichen Innenputzen vergleichswei-
se eine deutlich höhere Feuchtigkeitsaufnah-
me (mehr als 300%!) und geben diese bei nied-
rigen Luftfeuchtigkeiten auch schnell wieder an
die Raumluft ab. Sie wirken somit regulierend
auf das Raumklima.
Einsatzgrenzen
Lehmputze neigen bei Feuchtigkeitsbela-
stung zur Erweichung. Sie sind daher nur für
den Einsatz im Innenbereich oder geschützten
Außenbereich geeignet. Für Freibewitterung
insbesondere Schlagregen-, Spritzwasser- und
Frostbeanspruchung an Fassaden oder Sockel-
bereichen sind Lehmputze nicht geeignet.
Lehmputze dürfen aufgrund ihrer Saugfä-
higkeit und Dichtheit nicht auf salzbelasteten
Untergründen eingesetzt werden. Untergründe
sind zu beurteilen und entsprechende flankie-
rende Maßnahmen sind zu treffen.
Lehmputze sind aufgrund der eher gerin-
gen Oberflächenfestigkeiten nicht für Putzsy-
steme wie Kratz- oder Reibeputze sowie Flie-
senverlegung geeignet.
Verarbeitung und Erhärtung
von Lehmputzen:
Die Verarbeitung von Lehmputzen wird durch
die Wasserzugabe ermöglicht und die Trocknung
erfolgt durch die Wasserabgabe.
Dieser Vorgang ist reversibel, d.h. verbau-
ter fester Lehm ist vor Wassereinwirkung zu
schützen.
Lehmputzsysteme bestehen in der Regel aus
– Unterputz,
– Oberputz
– und je nach gewünschter Oberflächenge-
staltung auch Feinputz, die ggf. auch far-
big eingestellt sein können.
Lehmputze werden per Hand oder maschinell
verarbeitet.
Dickschichtige Putzsysteme sollten mehr-
lagig verarbeitet werden, wobei zur Reduzie-
rung der Trocknungszeiten die unterste Putz-
Stefan Flügge, Produktmanagement
SCHOMBURG Unternehmensgruppe
Wiebuschstraße 2–8, D-32670 Detmold
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Schützen & Erhalten · März 2007 · Seite 16