In der jüngsten Vergan-
genheit häufen sich Fach-
veröffentlichungen zum
Thema Schwammbekämp-
fung, die abweichend vom
allgemeinen anerkannten
Stand der Technik und
dem Normenwerk neue
Methoden beschreiben, so
auch in der letzten Aus-
gabe von Bautenschutz –
Bausanierung.
Hierbei sind nicht die zahl-
reichen, bereits praktikablen
„Sondermaßnahmen“ im Rah-
men der Denkmalpflege ge-
meint, sondern vielmehr die
Sanierungspraktiken an profa-
nen Gebäuden – vom Einfami-
lienhaus bis hin zum mehrge-
schossigen Mietwohnungsbau.
Gleichzeitig ist auch unter
einigen Fachleuten und Sach-
verständigen eine Tendenz zu
erkennen, die Schwammbe-
kämpfungsmaßnahmen „auszu-
magern“ und auf ein „notwen-
diges Maß“ zu beschränken. Um
sich der Definition und der Ri-
siken dieses notwendigen Ma-
ßes zu widmen, sollten vorher
die Eigenheiten des Echten
Hausschwamms und die Praxis-
erfahrungen erläutert werden.
Vorkommen des Echten
Hausschwamms im
Mauerwerk
Dass der Echte Haus-
schwamm das Mauerwerk voll-
kommen durchwachsen kann
und sich in diesem über meh-
rere Meter ausbreitet, ist hin-
länglich bekannt.
Ausgehend von abbaubarer
organischer Substanz (Balken-
köpfe, Mauerlatten, Drempelhöl-
zer, Dübel, Anker und so wei-
ter) durchzieht er mit seinen
Myzelien das Mauerwerk dreidi-
mensional (Bild 1).
Auf keinen Fall kann in der
Praxis davon ausgegangen wer-
den, dass sich das Pilzgeflecht
auf die putznahen Mauerwerks-
bereiche konzentriert.
Unter Nutzung von Hohlräu-
men, die er mit seinem Luft-
myzel zum Teil vollkommen aus-
kleidet, wächst er
im
Mauerwerk.
Und dort vermag er auch Strang-
myzel zu bilden (Bild 2).
Praxiserfahrung und
Wirkprinzip bei der
Schwammbekämpfung
Bereits seit einigen Jahr-
zehnten wird in Deutschland das
Druckinjektions- beziehungswei-
se Bohrlochtränkverfahren prak-
tiziert. Mittels dieser beiden
Technologien wird das mit My-
zel des Echten Hausschwamms
durchwachsene Mauerwerk an-
gebohrt und mit einem zuge-
lassenen Schwammsperrmit-
tel getränkt. Bereits in der Aus-
gabe 1-2/2000 der S&E wurde
diese Sanierungspraxis beschrie-
ben.
Mittels dieser „Tiefenimprä-
gnierung“ werden nicht nur an
der Oberfläche sondern auch
über die gesamte Befallsfläche
im
Mauerwerk zahlreiche Durch-
wuchssperren errichtet, die eine
weitere Ausbreitung des Pilzes
verhindern.
Es ist nicht möglich, den
Echten Hausschwamm nur durch
eine chemische Oberflächenbe-
handlung abzutöten, soweit es
sich um normal und stärker di-
mensioniertes Mauerwerk han-
delt. Selbst nach einer fachge-
rechten durchgeführten parti-
ellen Schwammbekämpfung im
Druckinjektionsverfahren (auch
eine Wirkstoffsperre ist in der
Regel nichts anderes als eine
partielle Schwammbekämpfung)
vermag er in diesen Bereich
hineinzuwachsen und dort
Fruchtkörper zu bilden (Bild 3).
In Form der so genannten
„Angstfruchtkörper“ hat sicher
jeder Praktiker die Fähigkeiten
des Echten Hausschwamms ken-
nen lernen dürfen. Zu diesen
Fähigkeiten kann der Pilz jedoch
nur mobilisiert werden, wenn
noch ausreichende Vitalität und/
oder Nährsubstrat vorhanden ist.
Stellt man sich zum Beispiel
einen aus der Gründerzeit stam-
menden mehrgeschossigen Woh-
nungsbau mit Wanddicken von
nicht selten über 600 Millime-
ter vor [1], so hinterlässt eine
Oberflächenbehandlung mit Ein-
dringtiefen zwischen 10 und 20
Millimeter noch genügend le-
bensfähiges Schwammmyzel.
Auch wenn die Fugen ausge-
kratzt und anschließend mit
einem durch ein Schwammsperr-
mittel angereicherten Mörtel
verfugt werden (so die Praxis
in Dänemark), so wird der Pilz
längst nicht abgetötet. Er kann
den Behandlungsbereich um-
wachsen und an anderer Stelle
neue Fruchtkörper bilden bezie-
hungsweise Holz befallen. Ent-
scheidend begünstigt wird diese
Fähigkeit durch das Vorhanden-
sein von abbaubaren und ver-
deckten Holzteilen wie Dübeln,
Schwellen, Wurzeln und ande-
ren Baustoffresten aus Holz. Und
genau diese Holzteile können
an einem Bauwerk nicht zwei-
felsfrei ausgeschlossen werden.
Auch die bisherige Sanie-
rungspraxis an sakralen Bauwer-
ken offenbart sehr deutlich das
Vorhandensein von unbekann-
ten hölzernen Einbauteilen. So
wurden bei Bohrarbeiten wäh-
rend einer fachgerecht ausge-
führten Schwammbekämpfung
nur durch Zufall ein mitten im
Mauerwerk eingebautes Kantholz
festgestellt. Auch eingebaute
Dübel als Anker für ehemalige
Gewölbehilfskonstruktionen und
Justierkeile für Natursteinqua-
der (im Trauf- oder Eckbereich
von Kirchen) sind kaum zu ent-
fernende Holzteile. Die Beschaf-
fenheit des „Verfüllmaterials“
in manchen Kirchenwänden
braucht nicht näher erwähnt zu
werden. Deswegen sollte zum
Bild 1. Beim Abbruch wird deutlich, dass das Drempelmauerwerk
komplett mit Myzel des Echten Hausschwamms durchzogen ist.
Bild 2: Lappiges Oberflächen-
myzel
mit beginnender Strang-
bildung in einem Langlochziegel.
DIE FACHBEREICHE
Holz- und Brandschutz
Echten Hausschwamm fachgerecht bekämpfen
Stand der Technik in Deutschland