Schützen & Erhalten - page 33

Schützen & Erhalten · September 2000 · Seite 25
Celsius über 22 Tage mit einer
sicheren Abtötung der Insek-
ten gerechnet werden.
Erfolgskontrolle
Da geeignete Testmethoden
zum Letalitätsnachweis von re-
aktiven, reaktionsträgen und
inerten Begasungsmitteln weit
gehend fehlen, ob-
wohl alternative
Bekämpfungsver-
fahren zunehmend
in der Praxis ange-
wandt werden,
wurde hier eine
Methode ange-
wandt, die von Dr.
rer. nat. W. Unger
auf der 21. Holz-
schutztagung der DGfH in Ro-
senheim 1998 vorgestellt wur-
de. Ausgangspunkt bilden die
für den Holzschutz typischen
Normprüfkörper aus Kiefern-
splintholz (
Pinus sylvestris
L.)
nach EN 46 (1990) mit den
Abmessungen 50 mm x 25 mm
x 15 mm, die hier mit je 8 Lar-
ven des Gewöhnlichen Nagekä-
fers
bestückt wurden. Diese
Prüfkörper wurden in größere,
unterschiedlich dimensionierte,
aus zwei gleichen Teilen beste-
hende Holzbalken eingesetzt,
die symmetrische Aussparungen
für die Normprüfkörper enthiel-
ten.
Nach dem Einsetzen der
Normprüfkörper wurden die bei-
den Balkenhälften mit einer
Fugendichtmasse, hier Paraffin,
abgedichtet. Durch unterschied-
liche Dimensionierung der Prüf-
balken, verschiedenen Beschich-
tungs- und Holzarten kann den
jeweiligen Gegebenheiten der
Bekämpfung vor Ort entsprochen
werden.
Für die Maßnahme im Klo-
ster Osek wurden 6 verschiedene
Prüfbalken mit jeweils 1 oder
2 Normprüfkörpern (à 8 Larven)
angefertigt. Ein Prüfbalken mit
2 Normprüfkörpern, sowie ein
einzelner Normprüfkörper dien-
ten als Kontrollprobe und wur-
den nicht mit bekämpft. Ein
Prüfbalken wurde vor Abschluss
der Bekämpfungsmaßnahme aus
dem Zelt geborgen und sofort
ausgewertet, um gegebenenfalls
die Einwirkzeit verlängern zu
können. Alle Larven waren dun-
kel verfärbt und tot.
Die weiteren Auswertungen
wurden durch Dr. Uwe Noldt,
Universität Hamburg, Ordinariat
für Holzbiologie, vorgenommen.
Dabei wurden die Eigenschaf-
ten und Parameter Larvenakti-
vität (Bohrmehl), Larvengröße,
Herkunft, Parasitenbefall, Lar-
venverfärbung und Abtötung
erfasst.
Die lebenden Larven stamm-
ten von der BFH Hamburg, vom
Sachverständigen M. Eichhorn
und R. Klopfer (ZHD).
Die Bekämpfungsmaßnahme
anhand der Auswertung der ein-
gesetzten Normprüfkörper (n =
DIE PRAXIS
Anwendungstechnik
10; davon 7 im Zelt und 3 au-
ßerhalb des Zeltes) kann als
erfolgreich beurteilt werden, da
keine Larven in den im Zelt plat-
zierten Prüfkörpern bei Bekämp-
fungsende überlebt hatten,
während in den Kontrollproben
noch Larven lebten oder aber
kurzfristig vorher wegen einer
Parasitierung (Kugelbauchmil-
ben) abgestorben waren.
Zusammenfassung
Die bis heute angewandten
Begasungsverfahren gegen holz-
zerstörende Insekten mit reak-
tiven Gasen werden in Zukunft
aus Umwelt- und Gesundheits-
aspekten weiter an Bedeutung
verlieren. Der Einsatz von in-
erten Gasen, wie Stickstoff (N
2
)
oder Kohlendioxid (CO
2
) kann
schon heute unter Einhaltung
bestimmter Parameter objekt-
schonend und praktikabel an-
gewandt werden. Die möglichst
gasdichte Ausbildung einer
Ummantelung der Objekte in
Zelten oder mit vorgefertigten
Modulen ist eine wesentliche
Voraussetzung für eine wirt-
schaftlich vertretbare Anwen-
dung. Eine schonende Tempe-
raturerhöhung der Begasungs-
atmosphäre mit gleichzeitiger
Feuchteregulierung und -anpas-
sung sowie die Einhaltung der
Inertatmosphären in engen
Grenzen verkürzen die Behand-
lungszeit und sichern sowohl
Bekämpfungserfolg als auch die
Objektschonung. Dazu gehören
auch Voruntersuchungen zur
Feststellung der Materialarten
und Materialbeschaffenheiten,
die Erfassung der klimatischen
Verhältnisse sowie ein sorgfäl-
tiges und objektschonendes
Arbeiten der ausführenden Fir-
men.
Durch eine ausgeklügelte
Anwendungstechnik ist es mög-
lich geworden, dieses Verfahren
den individuellen Gegebenhei-
ten vor Ort und den Wünschen
der Restauratoren anzupassen.
Die Überprüfung des Bekämp-
fungserfolges mit geeigneten
Prüfkörpern trägt zur Sicherung
der Verfahrenstechnik bei.
Reiner Klopfer
Starker Befall durch den gewöhnlichen Nagekäfer
Gastank und
Verdampfereinheiten
Dipl-Ing. (FH)
Reiner Klopfer
(Jahrgang 1963, ledig)
Mitarbeit in den DGfH-Ausschüssen:
– Erhaltung und Erneuerung alter
Bausubstanz
– Bekämpfungsmaßnahmen zum
Schutz von Holz
Schwerpunktarbeit am ZHD:
– Erarbeitung und Durchführung von
Förder- und Forschungsprojekten
auf den Gebieten Holzbau, vorbeu-
gender und bekämpfender Holz-
schutz, Untersuchungstechniken
und Dokumentation im nationalen
und Internationalen Rahmen.
– Durchführung von Untersuchungs-
aufträgen und Gutachten
– Organisation und Durchführung der
„Sachkundeausbildung im bekämp-
fenden Holzschutz“ in der ZHD-Au-
ßenstelle in Gernewitz/Thüringen;
Fachvorträge bei Architekten und
Tragwerkplanern, sowie in der Wei-
terbildung zu Restauratoren im
Handwerk in Fulda
Weitere Fragen an:
Reiner Klopfer
Deutsches Zentrum für Handwerk und
Denkmalpflege
Propstei Johannesberg
36041 Fulda
Telefon: 06 61 - 4 95 30
Telefon: 06 61 - 4 95 31 05
email:
Ein Literaturverzeichnis kann in der
Redaktion unter Telefon (0 39 98)
20 33 75 angefordert werden.
Begasungszeltes
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