Schützen & Erhalten · Juni 2012 · Seite 47
Die diesjährige Fachtagung des Säch-
sischen Holzschutzverbandes stand ganz
im Zeichen des 20-jährigen Bestehens
des Verbandes. Bevor dieses historische
Ereignis im Mittelpunkt stand, waren die
vier Fachvorträge Schwerpunkt für die ca.
130 Teilnehmer. Die Mitglieder des Schäd-
lingsbekämpferverbandes Sachsen und
des Deutschen Holz- und Bautenschutz-
verbandes, LV Sachsen/Thüringen waren
wie immer gern gesehene Teilnehmer und
Gäste bei der Veranstaltung. Das Thema
„Aktuelle Regelwerke im Holzschutz und
deren Umsetzung in die Praxis“ reflek-
tierte auch genau die Situation, welche
der Fachbetrieb oder Sachverständige
im Moment vorfindet. Biozid-Richtlinie,
Kennzeichnung von Chemikalien und neue
Holzschutz-Normen bieten schon allein
Gesprächsstoff für mehrere Stunden.
Herr Dr. Urs Schlüter von der Bundesanstalt für
Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) sprach
zum Stand der Umsetzung der Biozid-Richtlinie
in Bezug auf den Arbeitsschutz in Deutschland.
Da die BAuA bezüglich des Verbraucher- und Um-
weltschutzes mit dem Bundesinstitut für Risi-
kobewertung (BfR) und dem Umweltbundesamt
(UBA) eng zusammenarbeiten muss, liegen für
den Fachmann die Fragen nach der Übernahme
dieser Zusammenarbeit durch das DIBt bezüg-
lich der Zulassung für die Holzschutzmittel im
tragenden Bereich auf der Hand. Hierzu kann
man nur wünschen (oder vielleicht doch nur
hoffen?), dass eine Lösung gefunden wird, die
nicht unbedingt neue, bisher unentdeckte, Ko-
stenträger erfordert.
Damit neue Regelungen auch für den „nor-
malen“ Fachbetrieb verständlich und anwendbar
werden, gibt es die Wissenschaftlich-Technische
Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und
Denkmalpflege e.V. (WTA). Der erste Vorsitzende
der WTA-Deutschland und Referatsleiter Fachwerk
in der WTA, Herr Dr. Gerd Geburtig, erläuterte im
ersten Vortrag „Aktuelle WTA-Merkblätter aus der
Sicht des Baustoffs Holz“ die Neuerscheinungen
der WTA, die sich im Wesentlichen auf das Fach-
werk und den Werkstoff Holz allgemein bezogen.
Erstmals erschien ein Merkblatt, welches sich mit
Holzergänzungen befasst. Holz ist einmal ein
natürlicher Baustoff, welcher ebenso natürlich
abgebaut werden kann und unter Umständen mit
andersartigen Materialien ergänzt werden muss.
Betrachtungen zum Brandschutz und zum Sinn
(bzw. Unsinn) von Dämmungen zeigten auf, dass
auch in Zukunft die Diskussion um bauphysika-
lische Aufgaben nicht abebben wird.
Im Vortrag „Aktuelles zur DIN 68800 Holz-
schutz“ gab Harald Urban einen Einblick in die
neuen bzw. scheinbar neuen Formulierungen der
vier Teile der neuen Holzschutznorm. Beachtens-
wert bleiben nach wie vor die Widersprüche, wel-
che durch den Normtext einerseits und die Zulas-
sungswilligkeit bzw. -unwilligkeit des Deutschen
Instituts für Bautechnik andererseits bezüglich
der geforderten allgemeinen bauaufsichtlichen
Zulassungen täglich durch Planer und Ausfüh-
rende beklagt werden. Der Kommentar zur Norm,
der für Mai 2012 angekündigt wurde, wird diese
Probleme auch nicht lösen können.
Holger Schmidt-Schuchardt von der Firma
Bennert GmbH zeigte in seinem Vortrag „Fall-
beispiel zur Anwendung von Regelwerken: Ar-
beiten im kontaminierten Bereich und Dekon-
tamination von Holzschutzmittelaltlasten am
Beispiel des Augustinermuseums Freiburg“, wie
schwierig es sein kann, alle Regelwerke, die auf
die Umsetzung eines solchen Vorhabens einwir-
ken, einzuhalten. Die Belastung der Dachstuhl-
konstruktion mit PCP, Lindan und Chlornaph-
talinen stellte eine große Herausforderung für
die Ausführenden dar, welche jedoch eindeutig
und mit vollem Erfolg bewältigt wurde. Betrach-
tungen zur Vielseitigkeit der Aufgaben und der
Kalkulation zeigten aufrichtig, welche Möglich-
keiten bei der Pflege unserer Denkmäler beste-
hen, aber auch, welche ökonomischen Grenzen
bei der Umsetzung der Wünsche beachtet und
ggf. verändert werden müssen.
Die ausgezeichneten Fachvorträge waren
in diesem Jahr der „Vorspann“ für die ab 14.00
Uhr durchgeführte Festveranstaltung. Zahlreiche
Ehrengäste der „fachlichen Verwandtschaft“ des
Verbandes sowie Bildungseinrichtungen und
Institutionen, mit denen der Sächsische Holz-
schutzverband zusammenarbeitet, nahmen an
der Jubiläumsveranstaltung teil. Zur 20-jährigen
Geschichte des Sächsischen Holzschutzverbandes
gehört aber auch seine Vorgeschichte seit den
60-er Jahren, ohne die es diese Verbandsgrün-
dung nicht gegeben hätte. Das Ehrenmitglied,
Herr Harry Haustein, erinnerte in seiner Fest-
ansprache eindrucksvoll, menschlich und auch
nachdenklich, an die Vorgründungs- und Grün-
dungszeit und damit untrennbar verbunden an
die „geistigen Väter“ des Holzschutzes in Sach-
sen, zu denen zweifellos unvergessen Erich
Künzelmann und Gottfried Clauß gehören. Die
vergangenen 20 Jahre haben gezeigt, dass die
Gründung und Erhaltung dieses Verbandes kein
Selbstläufer war.
Erstmals gab es in der Geschichte der Fach-
tagungen einen fachlich-kulturellen Teil, der
gleichzeitig als krönender Abschluss der Tagung
im Jubiläumsjahr in die Geschichte eingehen
wird. Zwei bekannte Sachverständige, nämlich
Dr. Gerd Geburtig (der bereits den zweiten Fach-
vortrag hielt) und Jürgen Gänßmantel, spielten
(man müsste besser schreiben „lebten“) Kabarett!
„Wir haben Post“, so der Titel ihres Programms,
mit dem sie nicht nur manchem unbenannten
Kollegen, sondern gelegentlich auch uns selbst
den Spiegel unseres Alltags vor Augen hielten.
Die Begeisterung des Publikums zeigte, dass auch
dieser Teil der Veranstaltung vollauf gelungen war
und so kann konstatiert werden, dass den bishe-
rigen 20 Jahren Sächsischer Holzschutzverband
wohl noch ein paar Jahrzehnte folgen werden!
Harald Urban,
Sächsischer Holzschutzfachverband
Notiert
20 Jahre Sächsischer Holzschutzverband
würdig begangen
Spannende Vorträge auf der Holzschutztagung.